Re: If you are Sick you will be cured now!

Begonnen von Berthold, 2012-05-03, 11:45:52

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Berthold

Bastian Sick, Zwiebelfisch, Nierenfett, Karl Kraus, Antonio Mucca und der Recessus narrativus multiplex

Jetzt verfehle ich bewußt das Thema, weil ich da nix Neues beginnen möchte.
Und hier gleich nach dem Herrn Sick zu kommen, den Ihr (Nicht nur der Herr Hans Lick tut's.) fortwährend so heruntermacht, wird ja nix ganz Schlechtes sein.
Gewissermaßen Zwiebelfisch versus Nierenfett.
Wobei der liebe Herr Bastian seit Jahren an einem besonders langen Schüttelvers-Gedicht zu kiefeln hat.
Obwohl ich den Karl zutiefst verehre (nicht nur "Die letzten Tage der Menschheit"), fällt mir Anton Kuhs Stegreif-Polemik wider (mit langem, geschlossenem 'iiieh') Karl Kraus, "Der Affe Zarathustras", ein ...
http://archive.org/details/DerAffeZarathustras
http://www21.us.archive.org/stream/DerAffeZarathustras/KuhaDerAffeZarathustras_djvu.txt

Mir fiel gestern beim Einschlafen, da andere - nun die eine Schweinigelei des Tages - nur mechanisch & seelenlos daheronanieren, folgendes auf:

Der Recessus narrativus multiplex.
Das Wort "Literatur" läßt noch nix weiter vermuten, als daß da irgendwie irgendwas daherguschrimp wird oder ward. Alltags-Bildungs-Dingsbums ...

Bei der 'Leidzerätz' oder 'Leidzerutz' aber erwürtte ich etwas Kritisches, Knappes, Geistvolles - etwa ein satirisches Gedicht.
Die 'Leidzerreiß' kekünne seriöser sein - vielleicht eine Tragödie. Auch 'Leidsehreis' wäre vorstellbar.
Zur 'Liedsehreis' zöhle etwa ein trauriges Volkslied. Die 'Leidseereis' spöle auf dem Meere (auch am & auf dem Gardasee oder so). 'Leidsehraas': beispielsweise ein trostloser Grabgesang.
Eine 'Latzerätz' wäre, hingegen & sei's drum, irgendein derbsinnliches Geschreibsel. Wie's selbst mir, selten genug, einschießen mag.

Ich darf Antonio Vacca zitieren:
"(...) Ich räume Herrn Sick hiermit das Feld, der Herr der Rede, 'dem Diener am Wort!' (lebhafter, langanhaltender Beifall und Händeklatschen.)"

P.S. zu jenem "Zwiebelfisch": Da hat der Hans Lick schon recht. Dort geht's, angesugenerweis', um die Talpa grammatica, den grammatischen Maulwurf.
Hier eine seiner Schwester[n]arten, der europäische Maulwurf (Talpa europea):
http://www.biopix-foto.de/europaeischer-maulwurf-talpa-europaea_photo-21619.aspx
Dort (in jenem "Zwiebelfisch") wird froychl im Grunde weder "etwas tiefer im Erdreich der Grammatik" gugramp; noch "haben wir" "damit" "der Grammatik unergründliche Tiefen genug durchgraben." Mancher halbwegs intelligente Mensch wird auf sowas, nebenher & von selber, kommen - schon wenn er ein bisserl an der Oberfläche krätzt.
Ob weiters Tiefen, die jemand, schreiben wir, in einem Kolümdscherl durchtäucht, unergründlich oder auch bloß unergründbar seien? Rätselvoll? Nicht zu fassen?
Oder taucht dort doch, putzmunter, die Unergrundel (Gobius uneri)?
Schwester[n]art: z.B. Gobius cruentatus:
http://www.asturnatura.com/especie/gobius-cruentatus.html

In einem alten Sonett heißt es:

"(...)

Durchschürften Dichter nicht mit schweren Panken
Den Urstoff Sprache, bis sie Klarheit fanden?
Ihr Werk verklingt, denn ihre Ziele schwanden,
Als Form und Demut - Hand in Hand - versanken.

(...)"


Ich hoffe, daß sich hinter 'Klaus Minges' (in seinen belehrenden Worten über den Schüttelvers) nicht wiederum der liebe Herr Bastian Sick verbirgt:
http://www.minges.ch/publ/Theorie_des_Schuettelreims.pdf
Einen netten Satz fand ich auch dort:
"Ist zusätzlich zur Trennung eine Umstellung erforderlich, entsteht eine neue Form der Lyrik, die Schüttelreim genannt wird und sich in ihrer sprachlichen Frische wohltuend von der normalen Gedichtform, hier als
James-Bond-Lyrik bezeichnet (gerührt, nicht geschüttelt!), abhebt." (Von mir hervorgehoben)