Sonanzen und Vergenzen

Begonnen von Agricola, 2008-08-08, 08:42:33

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Agricola

In der Musik unterscheidet man Konsonanzen und Dissonanzen. Wenn wir also eine ... nehmen, ist sie entweder konsonant oder dissonant. Eine was? Eine Sonanz natülr.

Folgen können divergent oder konvergent sein. Was untersucht man bei Funktionen, wenn das Ergebnis die Konvergenz oder Divergenz ist? Die Vergenz natürl.

Es gibt sicherlich noch andere Begriffspaare, denen ein Oberbegriff bisher fehlt, obwohl er doch eigentlich auf der Hand liegt.

Wie steht es beispielsweise um die Nahme der deutschen Bevölkerung? Handelt es sich um eine Ab- oder eine Zunahme? Und um die Gänge der Sterne am Himmel, seien es nun Auf- oder Untergänge?

Auch Adjektive und Verben fehlten bisher noch. Wenn ein Medikament beispielsweise nicht gerade ein Placebo ist, ist es unserer Gesundheit jedenfalls träglich. Ob zu- oder abträglich, ist allerdings eine entscheidende Frage. Und mit Gewaltanwendung kann man einen Arm renken. Grobe Kunst reicht hierbei nur zum Ausrenken, während geschicktere Leute auch zum Einrenken in der Lage sind.

Weitere Grundbegriffe harren darauf, in diesem Faden das Licht der Welt zu erblicken.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Ku

Dazu fällt mir nur kömmlich ein, nämlich was ich verdiene (ein) oder was ich esse (be).

Ich nehme an, du meinst NICHT:

Kon-zert
gepan-zert

Wa-schlappen
Bade-schlappen

Wand-Teller
Schrifts-Teller

mä-andern
w-andern

k-östlich
fern-östlich

Kilian

Auch wenn jemand abwesend ist, so impliziert das MUSEN doch, dass er existiert. Dass jemand, egal ob an- oder abwesend, jedenfalls wesend ist, kekünne daher schlicht bedeuten, dass er existiert.

VerbOrg

Andererseits, sesölle es, wenn es ein Angebot und ein dazugehöriges Gebot gibt, auch ein Abgebot geben.

Agricola

Und jede Stellung, die nicht zu Recht eine Aufstellung genannt werden kann, sollte zu Fug als Abstellung bezinchen werden.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Blindfisch

Und was irgendwo am Fluss liegt, liegt flusswärts, wenn man nicht genau weiß, ob flussab- oder flussaufwärts.

Agricola

Gibt's das, dass ein Fisch nicht weiß, ob flussauf- oder flussabwärts? ;)
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Blindfisch

Na, bei einem Fisch mit so einem Namen kann das doch mal passieren  ;)

Aber wenn z. B. die Berghütte nicht oberhalb von 2500 m und auch nicht unterhalb dieser Höhe, sondern genau dort liegt, dann liegt sie halb von 2500 m.

VerbOrg

Ich ziehe mich mehrmals täglich, ohne dabei meine Erdnuckeligkeit zu verlieren: ich ziehe mich nämlich an, aus oder um.

Agricola

Nachdem ich heute morgen aufgewacht bin und so viele Stunden gewacht habe, muss ich jetzt abwachen.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Berthold

#10
Bei Wörtern, wie sie Agricola ganz oben erwähnt, ist es froychl wachgt, nicht einer falschen Etymologie aufzusitzen.
Aus Af-, Dif-, Inter-, Kon-, Ef-, Reaf- und sicher noch manch anderen erschlösse eins leichthin die 'Ferenz' rück, wäre wohl gar guning, diese mit 'Bringnis' oder 'Tragschaft' zu übersetzen.

In Wahrheit hat Rákóczi/Rákóczy Ferenc*, seines Vornamens eingedenk, eine linguistische Studie ('In Thaytschem Geschpröch') zu jenen 'Ferenzen' guschrimp. Wikipedia unterschlägt diese Leistung des Fürsten:
http://en.wikipedia.org/wiki/Francis_II_Rákóczi

*Voller Titel: Franciscus II. Dei Gratia Sacri Romani Imperii & Transylvaniae princeps Rakoczi. Particum Regni Hungariae Dominus & Siculorum Comes, Regni Hungariae Pro Libertate Confoederatorum Statuum necnon Munkacsiensis & Makoviczensis Dux, Perpetuus Comes de Saros; Dominus in Patak, Tokaj, Regécz, Ecsed, Somlyó, Lednicze, Szerencs, Onod.


Agricola

Vielleicht ist es nicht sinnvoll, das Wort wärts als Oberbegriff für vor- und rück-, auf-, ab- und seitwärts einzuführen, weil sich etwas, was sich bewegt, immer auch irgendwiewärts bewegt. Also wäre das Wort wärts ebenso überflüssig wie so manche Warze. Aber um die Ausdrücke wiewärts und sowärts, irgendwiewärts und nirgendwärts kann man das Vokabular vielleicht bereichern. Und die Bewegungsrichtung eines Objektes könnte man doch als Wärtse bezeichnen.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Kilian

Zitat von: Berthold in 2008-08-11, 10:33:57In Wahrheit hat Rákóczi/Rákóczy Ferenc*, seines Vornamens eingedenk, eine linguistische Studie ('In Thaytschem Geschpröch') zu jenen 'Ferenzen' guschrimp.

Klingt so, als wäre er einer von uns gewesen. Nicht übel, garrrr nicht übel. Weißt du den Titel?

Berthold

#13
Zitat von: Kilian in 2008-08-11, 22:48:57
Zitat von: Berthold in 2008-08-11, 10:33:57In Wahrheit hat Rákóczi/Rákóczy Ferenc*, seines Vornamens eingedenk, eine linguistische Studie ('In Thaytschem Geschpröch') zu jenen 'Ferenzen' guschrimp.

Klingt so, als wäre er einer von uns gewesen. Nicht übel, garrrr nicht übel. Weißt du den Titel?

Lieber Kilian!

Aus Wahrheitsliebe muß ich diesen Schmäh auflösen. Rákóczy Ferenc als Germanist ist eine Kopfgeburt vom Bertl Janeček. Zumindest ist mir keine germanistische Studie des Fürsten bekannt. Der Vorname lag einfach bei der 'Ferenz' nahe.
Der ungarische Patriot saß in der Wiener Neustädter (= meine Heimatstadt) Burg im Jahre 1701 kurzfristig gefangen, ehe ihm die Flucht gelang:
http://www.eu-projekt.net/cms/front_content.php?idcat=84
Der Nord-Ost-Turm (noch jetzt Rakoczy-Turm genannt; der Dialekt betont falsch 'Rakódschi-Duam'), in dem Fürst Ferenc gefangen war, war der einzige der vier Burgtürme, der das große Erdbeben von 1768 überstand: http://www.zamg.ac.at/forschung/geophysik/erdbebenforschung/oest/1768.html.
In der Georgskirche, über dem Durchgang in den Innenhof der (späteren) Maria-Theresianischen Militärakademie (also gewissermaßen im ersten Stock) liegt Kaiser Maximilian I. von Habsburg ('Der letzte Ritter': 1459-1519) begraben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_I._(HRR)
Im 15. Jahrhundert, unter Kaiser Friedrich III., dem Vater Maximilians* I., war Wiener Neustadt - neben Graz - Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches etc.:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Neustadt

*Hier wird doch wohl ein Genitiv '-s' drangehören.   

 

Berthold

#14
Zitat von: Agricola in 2008-08-11, 21:54:41
Vielleicht ist es nicht sinnvoll, das Wort wärts als Oberbegriff für vor- und rück-, auf-, ab- und seitwärts einzuführen, weil sich etwas, was sich bewegt, immer auch irgendwiewärts bewegt.

Im Wiener Raum ist 'rückwärts' als falsche, aber feinere Variante von 'hinten' gebräuchlich. "Bitte rückwärts einsteigen", kekünne, z.B., ein Busfahrer sagen.
'Vorwärts' hingegen wird als Imperativ vernwond: "Fuaweatß, fuaweatß!"