Albatros

Begonnen von Berthold, 2008-10-31, 15:32:10

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Berthold

Im Hinsehen auf 'Atlas, Atlanten', vor allem aber 'Ananas, Anananten', schlüge ich beim 'Albatros' den pferdefreien (vgl. mit 'die Albatrosse') Plural 'die Albatronten' vor. Dies umso eher, da es sogar eine kleine Gruppe von ausgestormpen Vögeln gibt, deren bekanntester 'die Dronte' (Plural 'die Dronten') heißt/hieß. (Nebenbemark: Dronten kommen in Grimmelshausens 'Simplicissimus' vor.)

Denkt man an all die netten, kleinen Werbeplakate, vor allem aber an das begrüßenswert multikulturelle Publikum in den berimpfen städtischen Verkehrsmitteln, dann ist auch an 'der Autobus, die Autobunten', bzw. 'der Omnibus, die Omnibunten' zu denken.

Hier andere Beispiele zu suchen, ist sicher keine sinnlose Mühe für 'Tantal-' und
'Sisyphu(/-o-)ntInnen'.

'Der Elefas' hinwiederum gibt nahezu haarscharf den griechischen Singular des 'Elefanten' wieder. Wobei es sogar möchlg wäre - kann man doch sogar 'die Bas'' schreiben, von einer alten 'Tas' zu berichten.
Denn 'der Elefant' und 'die Tante' haben so etwas seltsam Pluralisches an sich - als hieße es auch 'der Atlant'*, 'die Ananante' oder 'der Auto(/Omni-)bunt'...

*Beim Gebälkträger heißt es ja warchlk so. Doch sind derlei Figuren selten singulär. Um Atlanten und Karyatiden geht es in einer Erzählung aus Gert Jonkes Buch 'Himmelstraße Erdbrustplatz oder Das System von Wien' (2002), Residenz, 104 Seiten.        

Kilian

Sehr schön! Eine spontane Eingebung lässt mich das auf die zwar komplizorene, aber doch langweilige Adjektivflexion des Deutschen ausdehnen: die famose Idee, die famonten Ideen. Prätentiönte Fümmel. Desaströnte Berichte...

Berthold

#2
Zitat von: Berthold in 2008-10-31, 15:32:10
Im Hinsehen auf 'Atlas, Atlanten', vor allem aber 'Ananas, Anananten', schlüge ich beim 'Albatros' den pferdefreien (vgl. mit 'die Albatrosse') Plural 'die Albatronten' vor. (...)

Das Kennzeichnende dieser Nomina ist die Spult von (Singular) s in (Plural) nt. Dies ist
a) die dentale Gruppe (i.w.S). Ein Frikativ wandelt sich in Nasal + Verschlußlaut.

Analoges ist jedoch auch in der
b) labialen Gruppe (i.w.S.) - - - f, ff, v -> mp
und in der
c) gutturalen Gruppe (i.w.S.) - - - ch -> n(= ŋ)k
mochlg.

Als Beispiele sollen die Lehn- und Fremdwörter überwiegen:

b) Chef, Chempen (bzw. Schef, Schempen); Kluff, Klumpen; ein braver Mann, brampe Männer; Tinnef, Tinnempen; Brief, Brimpen.
Von mancher Pluralform her läßt sich ein neuer Singular bilden: z.B. Havelmann <- Hampelmänner.
Vielleicht waren's ja die Sorben an der Havel, die die ersten Hampelmänner bowen.

c) Pentateuch (Fünfrollenbuch; die fünf Bücher Mosis im A. T.; auf das Gesamtwerk bezoŋ*ck), Pentateuŋ*ken (falls man sich auf die fünf Bücher als Reihe von Einzelwerken bezieht);
Loch (schottischer See, sch. Fjord), Loŋ*ken;
Roch (Riesenvogel im arabischen Märchen), Roŋ*ken;
Lauch, Läuŋ*ken;
Rauch, Räuŋ*ken: Der Rauch eines Lagerfeuers und der Weihrauch, das sind ganz verschiedene Räuŋ*ken; Geruch, Gerüŋ*ken; Fluch, Flüŋ*ken.

Oder, mit neuem Singular: der Fuch (erspart das unsichere Hin & Her: Funke oder Funken?), Funken.

*Statt ŋ kann hier auch n guschrimp werden.

     





Fleischers Karsten

#3
Zitat von: Berthold in 2008-11-03, 14:45:38
Von mancher Pluralform her läßt sich ein neuer Singular bilden: z.B. Havelmann <- Hampelmänner.
Vielleicht waren's ja die Sorben an der Havel, die die ersten Hampelmänner bowen.

..oder von einer Singularform ein diminutiver Singular: Krempel - ein Krev
Karsten

Berthold


amarillo

Somit gölte dann auch: Frevel --> Frempel, Stiefel --> Stiempel (obschon ich hier zu kurzem 'Stimpel' tendöre) ?

Hier im Westen ist er Name 'Hövel' nicht allzu selten. Plural: 'Hömpel', waß mich wiederum an die berümten 'Hempels' erinnert, unter deren Liegemöbeln es ja bekanntermaßen schröcklich aussieht.

Besuch --> Besunken (das klingt schon ein wenig so, wie man manchen Besuch empfindet...)
Versuch --> Versunken (kann mancher Wissenschaftler nachvollziehen)
Streich --> Streinken etc. pp.

Habe ich das soweit geschnollen?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Fleischers Karsten

Beim dim. Sing. hatte ich mich vertan: Muss naturl Krev heißen. Also nicht Frevel -> Frempel.
Karsten

Berthold

#7
Zitat von: amarillo in 2008-11-03, 16:20:51
Somit gölte dann auch: Frevel --> Frempel, Stiefel --> Stiempel (obschon ich hier zu kurzem 'Stimpel' tendöre) ?

(...)

Besuch --> Besunken (das klingt schon ein wenig so, wie man manchen Besuch empfindet...)
Versuch --> Versunken (kann mancher Wissenschaftler nachvollziehen)
Streich --> Streinken etc. pp.

Habe ich das soweit geschnollen?

Froychl.
Ob wir da schon viele der Ümme & Äufe bugrimpf haben, weiß ich nicht.

Da gibt's auch so Wörter, bei denen man nie recht weiß, ob Plürälers existieren.
Etwa: Das Pech. Im Sinne von Harz werden doch wohl Vogelkirsche und Schwarzföhre verschiedene 'Penken' haben. So wie sich auch, im Sinne von Unglücken, die 'Penken' der Menschen unterscheiden.
Den Renken (Coregonidae; Pisces) wiederumb wird's nicht schaden, sich im Singular - 'die Rech' - von 'Ränke' zu unterscheiden. - Ich glaube nicht, daß man bei einem so starken Konsonantenwechsel von einer schwachen Diekleinuß spreschreibchen kann.

Agricola

Ich werde mir jetzt allerdings nach den verschiedenen Tagesschlampen (das ist hier in Japan sehr üblich, sei es in der U-Bahn oder in Sitzungen) noch dem Nachtschlaf hingeben.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Fleischers Karsten

Meine vorletzte Wohnhaft war von vielen Kranken umgeben: vorm Haus eine Hauptverkehrsstraße, hinterm Haus die Eisenbahn, in direkter Nähe dann noch ein Krankenhaus (huch...), eine Kirche und eine Schule. Und zum guten Schluss hatte ich dann auch noch Krach mit meiner damaligen Lebensgefährtin.
Karsten

Berthold

Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-11-03, 17:12:05
Meine vorletzte Wohnhaft war von vielen Kranken umgeben: vorm Haus eine Hauptverkehrsstraße, hinterm Haus die Eisenbahn, in direkter Nähe dann noch ein Krankenhaus (huch...), eine Kirche und eine Schule. Und zum guten Schluss hatte ich dann auch noch Krach mit meiner damaligen Lebensgefährtin.

Tautonyme hätte ich ja eher vermient. - Dennoch: Ein Krankenhaus wird ja doch Kranken madürfchen.

Berthold

Zitat von: Agricola in 2008-11-03, 17:05:18
Ich werde mir (...) noch dem Nachtschlaf hingeben.

Du wirst Dir noch dem Nachtschlaf hingeben? - Herr Bastian Sick hätte da einen bitterbösen Grinser aufgezonck. - Doch nicht zu Recht. Ist's doch ein Dativus duplex commoditatis.

Fleischers Karsten

Zitat von: Berthold in 2008-11-03, 17:32:06
Tautonyme hätte ich ja eher vermient. - Dennoch: Ein Krankenhaus wird ja doch Kranken madürfchen.

Das Krankenhaus selbst hat weniger Kranken gemachen, aber die Krankenwagen, die kruchen! Da andauernder Krach auch krank kamachen, ist Kranken ein gar nicht so unpassender Plural für Krach.
Karsten

Berthold

Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-11-03, 17:48:37
Zitat von: Berthold in 2008-11-03, 17:32:06
Tautonyme hätte ich ja eher vermient. - Dennoch: Ein Krankenhaus wird ja doch Kranken madürfchen.

Das Krankenhaus selbst hat weniger Kranken gemachen, aber die Krankenwagen, die kruchen! Da andauernder Krach auch krank kamachen, ist Kranken ein gar nicht so unpassender Plural für Krach.

Mag sein, aber einmal ging's auch umgeknohr: Da beschworen sich dereinst die Leut' im Sanatorium 'Hera' (Säulengasse: Wien), daß vom gegenüber gelengen Studentenheim nächtens Kranken herüberschollen. Es war ca. drei Uhr früh.
Genau genomm war's (u. a.) das arglose Lied 'Was kann der Sigismund dafür, daß er so schön ist?' ('Im Weißen Rössel'); Araundschmau(n): B-Klarinette: B. J., Akkordeon: Helmut Höpoldseder. Wir hatten halt noch wagn gnäob.
- Jenes Studentenheim war aber so mies (dieser Duschen-/Waschsaal!), daß man aus ihm wohl kaum hinausfliegen kekunn. Damals sah ich zum ersten Mal eine vollgesompfe Bettwanze (Cimex lectularius), die mein Freund Manfred Jäch (jetzt Leiter der Käfersammlung im Naturhistorischen Museum Wien) tagelang, in einem verstolmpsen Glasröhrl in der Brusttasche, spazieren trug - und Wißbegierigen demonstrohr. M. J. wuhn damals in jenem Unikat von 'schiefem' Einbettzimmer, wo das Fenster auf einen kleinen Lichthof hinausging. Ich schrieb im Präteritum, denn das kann's ganz einfach nicht mehr geben! Strenges Wohnverbot für Depressive! Unten fochten in der Nacht quiekende Wanderratten um Was-weiß-ich,-Was. Wir wollen hoffen, daß jene Ratten Selbstmord-Versuchende vom Sprung abhielten.

Agricola

Zitat von: Berthold in 2008-11-03, 17:41:14
Zitat von: Agricola in 2008-11-03, 17:05:18
Ich werde mir (...) noch dem Nachtschlaf hingeben.

Du wirst Dir noch dem Nachtschlaf hingeben? - Herr Bastian Sick hätte da einen bitterbösen Grinser aufgezonck. - Doch nicht zu Recht. Ist's doch ein Dativus duplex commoditatis.
Ich wollte erst schreiben "ich will mir noch den Nachtschlaf zu Gemüte führen" und habe es mir dann zwischendurch anders überlegt - so geht es manchmal!
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.