Gesellschaft zur Stärkung der Verben

Öffentliche Bretter => Neue Ideen => Thema gestartet von: Ku in 2005-05-08, 17:37:30

Titel: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-08, 17:37:30
Ich zitiere jetzt zunächst mal:

Amarillo:
Wie wäre es und man störke jene Nomen, indem man sie zunächst des Suffixes beribbe, um sodann - eventuell auf der Grundlage des Adjektivs - ein freies, schönes und großes neues Nomen das Licht der Welt erblicken zu lassen?

Müdigkeit (pfui Deibel) ----- die Möde, das Möd oder vielleicht auch der, die oder das Mud.

Für ein solches Unterfangen könnte man doch prima eine Liste anlegen, wie sie schon den gestorkenen Verben zuteil wurde.

Versucher:
Ich glaub's ja nicht! Machen denn alle heimlich dasselbe!? Ich trage mich auch schon ewig damit, wider die ,,Heitkeit" anzutreten! Also, wenn das so ein heißes Thema ist, sollten wir es konsequent angehen! Die Bildungsreform der Nomina bietet nicht nur eine Verkürzung und Verschönerung, sondern auch neue Begriffe für Betätigungen (was ist mit den -ung-Wörtern?), z. B.

Ich fange mal mit paar Beispielen aus dem Hause ,,-heit" an und habe da ganz dogmatisch abgelauten:
a   =   u
e   =   ä
ei   =   eu
eu   =   ü
i   =   ü
o   =   ö
u   =   ü
Ich habe offen gelassen, wes Geschlechts die neue Form ist.

Dumm   heit   Dümme
Zerknirscht   heit   Zerknursch
Albern   heit   Ulb
Frei   heit   Freue
Gleich   heit   Gleuche
Minder   heit   Münde
Ho   heit   Höhe
Krank   heit   Krunk
Keusch   heit   Küsche
Abwesen   heit   Abwäse
Gesund   heit   Gesünde
Ein   heit   Eune
Fahren   heit   Fuhr
Kind   heit   Künde
Klug   heit   Klüge
Besessen   heit   Besäße
Gemein   heit   Gemeune
Gesamt   heit   Gesumt
Ganz   heit   Gunz
Sicher   heit   Süche
Befangen   heit   Befung
Gewohn   heit   Gewöhne
Exakt   heit   Exukt
Benommen   heit   Benöm

Ohne den Obersten Meister übergehen zu wollen, bitte ich um Diskussion.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-08, 17:54:12
Aber dann müßte es doch Zerknürsch heißen.

Minderheit --> Münde täte für meinen Geschmack mit dem reforcierten Nomen für Mündigkeit kollidieren.

Aber ich bin guten Willens - hau rein!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-08, 17:55:21
@ amarillo
Der Zerknursch stammt von dir.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-08, 18:02:05
Ich will ja nicht wissen, dass ich richtig liege, sondern was richtig sein könnte.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-08, 18:03:35
Na weiß ich doch, wollte ja nur zeigen, daß wir hier bereits die ertse Ausnahme hätten. Aber ich habe kein Urheberrecht am Zerknursch, meinethalben darf das alles so abgelautet werden, wie  Du es dargestollen hast. :D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-08, 18:07:43
Ich fand den Zerknursch in deinem Gedicht ja auch gelungen, aber wir wollten doch bisschen Systematik reinbringen.
Ich werde jetzt den Moderator benachrichtigen. Mal sehen, was dann passiert.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-08, 18:09:28
Ich hab jetzt den Moderator benachrichtigt. Das kannste dann machen, wenn ein Beitrag falsch geschrieben worden ist!!!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-08, 18:12:45
Er ist gar nicht da. Wahrscheinlich popt er heute nacht wieder so gegen Null Uhr up und beantwortet unsere Fragen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-08, 18:32:04
Na, nun bleib mal entspannt, wir schreiben hier ja (noch) nicht für Duden, Brockhaus oder die Encyclopaedia Germanica. Ist doch alles nur Riesenjux.

Un tout petit plus de laisser-faire, s'il te plaît. :D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-08, 19:41:44
Ich bin ja völlig entspannt. Ich wollte nur auch mal wissen, was passiert, wenn man auf den Knopf "Moderator benachrichtigen" drückt. Dann erscheint ein Bild, das einem mitteilt, man könne den Moderator benachrichtigen, wenn "ein Beitrag falsch geschrieben" ist. Darüber habe ich mich sehr amüsiert, weil wir erfahren es ja erst von ihm.   ;D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-08, 19:48:16
Zitat von: Ku in 2005-05-08, 19:41:44
Darüber habe ich mich sehr amüsiert, weil wir erfahren es ja erst von ihm.  

Was ist das denn für eine Konstruktion? Ich muß doch wirklich bitten! :o
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-08, 19:52:20
Ich nenn' so was immer "Feuerstein-Deutsch", weil bei den Feuersteins haben die auch immer Hauptsätze mit weil eingelitten. Aber das war in der Steinzeit...
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-08, 19:53:27
Das ist das Ku'sche Grund-Füge-Konstrukt  8)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-09, 00:55:23
Zusammenfassung
der Ideen aus dem Faden Stärkung der Nomen (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?board=3;action=display;threadid=57) sowie dieses Fadens

Wird jetzt unter http://verben.texttheater.net/v3/substantive.htm up to date gehalten.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-09, 11:12:03
Ku, mein Segen zu deiner Liste kommt in Form von einordnenden Ziffern, meine Verbesserungsvorschläge in Form von Korrekturen. ;D Hier:

Dumm   heit   Dümme (2.3.1)
Zerknirscht   heit   Zerknursch (2.4)
Albern   heit   Ulb (2.3.2)
Frei   heit   Freue (2.3.1)
Gleich   heit   Gleuche (2.3.1)
Minder   heit   Münde (2.3.1)
Ho   heit   Höhe (2.3.1)
Krank   heit   Krunk (2.3.2)
Keusch   heit   Küsche (2.3.1)
Abwesen   heit   Abwäse (2.3.1)
Gesund   heit   Gesünde (2.3.1)
Ein   heit   Eune (2.3.1)
Fahren   heit   Fuhr (2.3.2)
Kind   heit   Künde (2.3.1)
Klug   heit   Klüge (2.3.1)
Besessen   heit   Besäße (2.3.1)
Gemein   heit   Gemeune (2.3.1)
Gesamt   heit   Gesumt (2.3.2)
Ganz   heit   Gunz (2.3.2)
Sicher   heit   Süche (2.3.2), ich bevorzüge aber 2.3.4: Sarche. Geschmaxsache
Befangen   heit   Befung (2.3.2) oder unabgelautet: Befang (2.3.2)
Gewohn   heit   Gewöhne (2.3.1)
Exakt   heit   Exukt (2.3.2)
Benommen   heit   Benöm Benömm (2.3.2)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-05-09, 13:53:30
Ganz groß, was da geschaffen wurde! Ich habe mir schon alles runtergeladen, weil: es ist geil!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-09, 18:05:19
Sie war von grauenhafter Schaulß,
(das stor nicht ihren Mann)
Denn auch von ausgesuchter Haulß
(das sah man ihr nicht an).

Nach dem Motto:
Sag mal, ist deine Frau eigentlich durch die Schlammpackungen schöner geworden?
Anfangs ja, aber dann fing das Zeug an abzubröckeln.

Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-09, 18:15:59
Exegitis monumentum aere perennius. (Stimmt das so, caru? Ich war mir über die 2.Pl. nicht mehr ganz klar)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-09, 21:32:06
Was machen wir eigentlich mit den "-ität"en (und "ibilitäten")?

Anonymität
Mobilität

Einfach das -ität am Ende wegfallen lassen und durch ein -e ersetzen zu

Anonyme
Mobile

führt in beiden Fällen zu Homonymen.
Bei Mobile ist das kein Problem, weil die neu geboldene Form weiblich ist.
Wenn aber die Anonyme in die Anonyme geht, geht sie dann in sich oder taucht sie nur unter?

Praktikabilität => Praktikabile => Praktikub?
Kompatibilität => Kombatibile => Kompatab?

Hört sich merkwürdig abgebrochen an.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-09, 21:34:14
"aufgelautet" hört sich ja auch an wie nachem Essen
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-09, 21:40:32
Praktikub und Kompatab erinnern micht seltsamerweise an ein Lied von Miriam Makeba: "Pata Pata" :D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-09, 21:44:04
Ganz genau so holprig. Hast völlig Recht.
(Mist, jetzt holpert mir das Teil auch noch im Kopfe rum. - Na ja, so lange ich den Pata Pata nicht tanzen muss...)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-09, 21:47:07
Dabei handelt das Lied eigentlich von einer großen Essener Freizeitanlage, dem "GRUGA-BAD", doch, wirklich, hört es Euch mal genau an!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-09, 21:49:38
Wenn wir das l behalten und verschieben, dann klingt es, finde ich, gut: Praktikulb und Kompatalb - wie Kalb und Gilb und Stilb usw. (typisches Mir-fällt-kein-weiteres-Beispiel-ein-usw.) Ich schlage dafür neutrales Genus vor.

ZitatBei Mobile ist das kein Problem, weil die neu geboldene Form weiblich ist.

Sagt das nicht, ich kenne da die ein oder andere ganz Mobile.

Anonysmus? Mobismus?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-09, 21:58:08
Ich finde, wir sollten eher versuchen, uns der grausigen "-ismus"se (-"ysmus"se) zu entledigen als dass wir neue erfinden.

Sonst würden aus den Anonymen noch die Anonysten und aus den Mobilen noch die Mobisten. Das würde fürchterliche Blüten treiben. Wollen wir das wirklich?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-09, 22:09:42
Das wird nicht einfach. Der -ismus drückt vielfach einen negativen Beigeschmack aus, das gälte es zu erhalten.

Kommunismus - Kapitalismus - Chauvinismus - Feminismus - Meniskus - Imperialismus

Das klingt alles recht bedrohlich, eine Nuance, die man freilich auch nicht missen möchte.

Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-09, 22:15:37
Meniskus? Ist erstens kein -ismus, und was klingt daran so bedrohlich?

Erinnert mich an einen Versicherten, der auf die Frage, warum er sich für erwerbsgemindert halte, antwurt: "gesamte Wirbelsäule.

Meine Güte, so was hab' ich doch auch. Jammer ich deswegen gleich rum?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-09, 22:18:17
Das kenne ich von meinem alten Hausarzt, Diagnose: "Verdacht auf Knie". Ein durchaus ernst zu nehmendes Krankheitsbild!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-09, 22:18:51
Ich hab ja auch den Fahrenheit mit reingeschmuggelt.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-09, 22:19:07
So ist es doch auch mit den Hämorrhoiden: Jeder hat sie, und nur einige lassen es sich einfallen, darüber zu klagen. Wahrscheinlich klingt das Wort so horrormäßig, dass jeder es für ne Krankheit hält.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-09, 22:22:38
Genau, so was wie eine akute Schwangerschaft.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-09, 22:23:49
Die Ibilitäten habe ich jetzt vorne aufgenommen. Bevor wir zu den Ismen kommen, bitte ich doch noch um eine Lösung für die Itäten!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-09, 22:32:52
Also, ich schlage ja vor, wir hauen den ganzen Quatsch mit der "-ität" einfach weg und lauten auf:

Mobilität => Mobal
Anonymität => Anonum

Sollte dann auch im Neutrum stehen.
Sein Senall war schon so weit fortgeschritten, dass auch sein Mobal darunter zu leiden anfing. Schon wusste er nicht mehr, dass man einen Fuß vor den anderen setzen musste, um vorwärts zu kommen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-09, 22:37:04
Ich erkenne noch keine Struktur, was ist mit:

Morbidität
Letalität
Seriosität
Spontaneität
Legitimität

um nur einige zu nennen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-09, 22:42:42
das Morbud
das Letul
das Serios
das Legitam
Ich find's gut. Keine Regel ohne Ausnahmen:
die Spontanei (klingt wunderbar nach Melodei, Litanei...)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-09, 22:46:20
Allesamt primstens zu melodiöser Verarbeitung prädestinoren, das gefällt!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-09, 22:46:27
Morbidität => Morbud (sonderaufgelauten)
Letalität => Letul
Seriosität => Seriiés
Spontaneität => Spontun
Legitimität => Legitam

Ich sehe grad, wir haben drei Übereinstimmungen, Kilian. Aber auch Seriosität würde ich auflauten, wenn auch etwas ungewöhnlicher.
Spontan hielte ich auch deine Spontanei für durchaus vertretbar. So lange die Ausnahme nicht zur Regel wird.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-09, 22:49:31
Okay, ein neuer Sonderauflaut, bin dabei!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-09, 22:53:12
Wie, neuer Sonderauflaut? Den (i=>u) hatte ich doch aus der bestehenden Liste gekloben.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-09, 22:55:04
Bei Piratens der Skorbut:
ein Grund für bösestes Morbud.
Doch, die Einsicht machte Schule:
Zitrone stoppte die Letule.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-09, 23:02:27
"für bösestes Morbud" bitte, es wurde schon festzement georen, dass die Neubalden neutral sind.

Aber ansonsten gut erkannt. Das mit den Zitronen, meine ich.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-09, 23:06:00
Will ich ja gerne ändern, aber ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob ich überhaupt (grammatisch, poetisch juckt es mich weniger) mit "Letule" einen Plural bilden darf. Letalitäten gab es ja auch nicht wirklich.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-09, 23:08:29
Na, das wäre doch mal was für die Numeri-Liste:

Da haben wir die Kindersterblichkeit und die Skorbutsterblichkeit der Seeleute. Das sind doch schon zwei Sterblichkeiten.

Nachtrach:
ZitatVon der Sterblichkeit zu unterscheiden ist die Letalität, die Wahrscheinlichkeit des tödlichen Verlaufs einer Krankheit (Verhältnis zwischen Todesfällen und Zahl der Erkrankten).
Brockhaus
Sollte es also allgemein um die Skorbut-Sterblichkeit gehen, ist die Mehrzahl nicht ganz richtig.
Unterscheidet man aber zwischen der Wahrscheinlichkeit alter und junger Piraten, dem Skorbut zu erliegen, darfst du gerne "Letule" verreimen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: gehabt gehabt in 2005-05-10, 09:42:07
Was heist eigentlich Sterblichkeit? Neulich las ich, wenn man eine Heilung fuer eine bestimmte Krankheit finden koennte, so wuerde die Mortalitaet um 22% gesenkt werden. Hiesse dass, nur 78% der menschen muessten sterben?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Arnymenos in 2005-05-10, 10:53:58
Mir fiel

Anonymie

ein. Ja, das hat eine Endung. Eine, die's schon gibt. Zudem eine, die im Angelsächsischen überverwendet wird, bei uns aber noch nicht. Sie ist schön abstrakt, klaut dummerweise nur den Wortakzent (der ja EIGENTLICH immer an den Anfang gehört... gut, uralte Zeiten). Und sie hat den Vorteil, eine offene Klasse für Abstrakta zu bieten.
Ich überlege gerade, ob wir in diesem Faden Einzelbeispiele sammeln oder einen produktiven Regelfall anwenden. Syntehese als Regelfall, das wär' herrlich!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-05-10, 11:16:05
Ich geb einfach mal querbeet meinen Senf dazu:
Anonymie klingt zwar gut, aber: wollen wir nicht eigentlich vermeiden, "Endungs-Gruppen" zu behalten oder neu zu schaffen? Ist nicht das Vereinzeln unser Ziel?
Problem: Oft ist der Stamm derselbe, aber die Endung entscheidet über den Sinn:

Empfindung
Empflindlichkeit
Empfindsamkeit
Empfindelei

Ende/Endung

Bescheid/Bescheidenheit

usw. usw.

Da herrscht dramatischer Differenzierungsbedarf. (schon wieder: Differenz/Differenzierung)...

Zusatzvorschlag: Falls ein Eindringling weiblich ist, könnte sie dann Eindringla heißen?


Als Bonus gebe ich hier noch drei Pluräle (Nr. 1) zum besten: die Schmach - die Schmäche (Nr. 2), das Muss - die Müsse (Nr. 3).

Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-10, 17:59:07
ZitatIch find's gut. Keine Regel ohne Ausnahmen:
die Spontanei (klingt wunderbar nach Melodei, Litanei...)

Warum willst du da eine Ausnahme machen. Ginge nicht
das Sponta'nom (Sponta'nam)?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-10, 18:07:41
ZitatWarum willst du da eine Ausnahme machen. Ginge nicht
das Sponta'nom (Sponta'nam)?
Auch dann hätten wir wieder eine Ausnahme, denn da hängst du ja schon wieder ein Suffix dran, das in der formul georenen Regel (ität streichen und auflauten) nicht vorgesehen ist.
Deiner Form müsste ein Substantiv wie etwa "Spontanumität" zugrunde liegen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-10, 18:14:20
Magst recht haben.
Es gibt aber auch kein weiteres Wort mit "e" vor der "ität". Oder?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-10, 18:17:44
Da magst du nun wieder Recht haben. Zumindest fällt mir jetzt auf die Schnelle keins ein.
Aber ich weiß nicht, wie's dir geht, ich sprech' das "e" vor der "ität" nicht. Deshalb hatte ich es in meinem Regelbeispiel gleich mit wegrationalis georen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-10, 18:36:18
Aber selbst wenn es Spontan-ität hieße, müsste man wohl eine Ausnahme machen. Mein Brockhaus-Sucher findet auch kein anderes Wort mit ...an-ität.    
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-10, 18:39:11
Was ist mit Banalität?
Banal-am?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-10, 18:39:27
Wenn Ausnahme, dann finde ich die von Kilian immer noch am Besten.
Spontanei klingt so locker-flockig, verspielt und - genau: spontan. Da passt der Klang einfach zur Bedeutung wie die Faust in den Handschuh.
Was will man mehr?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-10, 18:43:40
ZitatWas ist mit Banalität?
Banal-am?
Nein, Banalität ist so banal, dass man da keine Ausnahme machen sollte.
Banul klingt auch nicht so ganz richtig. Versuchen wir's doch lautmalerisch mit der Variante Ba'nil (drückt eine gewisse Abscheu vor allzu Banalem wunderbar auch, wie ich finde).
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-10, 19:52:34
Bei Spontanei habe ich die Ausnahme auch nur gemacht, weil's eben so schön klingt. Regelmäßig wäre das Spontun überhaupt kein Problem.

Banil mag ich auch.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-14, 20:40:29
Der Verschwund der Lichkeit


Originale Nomina

Sie wak meine Begehrlichkeit. Ich stall fest, dass sie meine Tauglichkeit für die Geistlichkeit mehr und mehr begranz. Ihre Weiblichkeit und ihre Sinnlichkeit wurden aber noch von ihrer Sittlichkeit übertroffen. Daher wollte sie keine Heimlichkeit. Ihre Ehrlichkeit hul mich in die Wirklichkeit zurück und muhn mich an meine Verantwortlichkeit. Ihrer Geschicklichkeit verdonken wir es, dass zwischen uns keine Empfindlichkeit und keine Feindlichkeit aufkam.

Einfach gestorkene Nomina

Sie wak meine Begehrnis. Ich stall fest, dass sie meine Taugnis für die Geistnis mehr und mehr begranz. Ihre Weibnis und ihre Sinnnis wurden aber noch von ihrer Sittnis übertroffen. Daher wollte sie keine Heimnis. Ihre Ehrnis hul mich in die Wirknis zurück und muhn mich an meine Verantwortnis. Ihrer Geschicknis verdonken wir es, dass zwischen uns keine Empfindnis und keine Feindnis aufkam.

Enigmatisch gestorkene Nomina

Sie wak meine Begahrl. Ich stall fest, dass sie meine Tulg für die Gielst mehr und mehr begranz. Ihre Wielb und ihre Sulnn wurden aber noch von ihrer Sultt übertroffen. Daher wollte sie keine Hielm. Ihre Ahrl hul mich in die Wurlk zurück und muhn mich an meine Verantwierlt. Ihrer Geschulck verdonken wir es, dass zwischen uns keine Empfulnd und keine Fielnd aufkam.

Ist das nicht schön?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-14, 22:01:29
Allerdings, wunderbar! :) Enigmatisch - das gefällt mir. Känne man zum offiziellen Fachwort erheben.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-05-15, 14:33:33
Frage an Ku: Sagt man dann Wi-elb und Gi-elst oder Wielb und Gielst?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-15, 14:45:30
Das ist wunderschön, obschon ich es gegenwärtig nur mit Übersetzungshilfen entschlüsseln könnte.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-15, 15:10:58
Ich süge wegen der Auflautung ei in ie Wielb und Gielst. Aber vielleicht ist der Meister anderer Mien.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-05-15, 15:54:47
1. Gut, ich sehe, das Substantiv wird gewordegen, wie es das verdenen hat. Das Duo Ku/Kilian tat sich dabei besonders hervor.
2. Aber damit sind ja noch nicht alle Nomen gestorken, es gibt noch die Adjektive! Unter diesen befinden sich noch etwelche Ungetüme, die ich hier gar nicht bebeispielen will, ein Hinweis auf die Suffixe genügt:
-lich; -sam; -bar; -haft; -ig; -isch; -los; -voll usw. (wobei –ig am sympathigsten ist)
Müssen wir das dulden? Einige Vorschläge habe ich vor langem gemachen, ich weiß nicht mehr genau in welchem Faden (Stichwort gülden, hären etc.).
3. Anbei stärke ich dulden: Ich dulde, ich dudel, ich dödle, ich habe gedudeln.
4. Gibt es einen Mögel, Fragen schon zu Beginn des Satzes zu kennzeichnen, z. B. durch die hier schon öfter besprochene Doppelei der Anfangssilbe? (Dann lüte dieser Satz: Gigibt es einen Mögel... - und man bräuchte nicht bis zum Ende auf das Fragezeichen zu warten; aber ich glaube, genau dafür war die Anfangsdoppelsilbe vorgesehen???).
5. Wo ist eigentlich unser Kausativ-System abgeblieben? Muss man sich vielleicht mal wieder ins Gedächtnis rufen! Da gab es wertvolle Ansätze, die ich gerne nötze.
6. Mir gefiele ein Verb, vielleicht muss es erfunden werden, dessen Präteritum und Konjunktiv nur aus einem Vokal bestehen: z. B. ich aue (ich habe Schmerzen), ich o, ich ö, ich habe geön
7. Wollen wir das Verb ,,möchten" nun offiziell in die Riege der realen Verben aufnehmen? Ich möchte, ich moch, ich mäche, ich habe gemochen?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-15, 16:41:13
Zu 1. Das war bestimmt kein Duo, sondern ein Uno. Ohne Kilian hätte immer noch keine Molg, mich wie oben auszudrücken.
Zu 3. Nach meiner Mien muss das heißen: dulden, dold, dölde, gedolden
Zu 4. Mögel find ich zwar sehr gut, sälle aber nach den soeben aufgestollenen Regeln Molg heißen.
Zu 6. Das Verb ist eigentlich nicht schwer zu erfinden. Es müsste heißen a.en, e.en, i.en, o.en oder u.en. Dann käme je nach Ablautreihe ein einstelliges Präteritum raus. Ein einstelliger Konjunktiv ist aber nicht möglich, weil immer ein –e anzuhängen ist, wie ich bei meinen ersten Gehversuchen gelernt habe.  
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-05-15, 20:19:16
Zu 3: Ich bevorzuge eben Formen, die so klingen wie andere schon bekannte Wörter, v. a. komische. Deshalb dudel und dödle.
Zu 4: Ui, da habe ich mich gleich disqualifizoren und mich als unaufmerksamer Leser erwiesen. Mea culpa. Natürlich Molg. Wie würde deiner Mien nach "Kümmerlichkeit" heißen? Und "Kümmernis"? Und "Bekümmerung"? (Kleine Knacknuss!)
Zu 6: Ich glaube, in der großen Liste stehen einige Wörter, die einen Konjunktiv auf nur einen Vokal haben...?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-15, 21:09:01
Zu 4. Kümmerlichkeit sollte zu Kurlmm werden.
Kümmernis bleibt Kümmernis
Bekümmerung wird zu Bekurmm

Ich rief da irgendwelche Geister.
Jetzt stocher ich im dunkeln. Meister!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-16, 11:07:04
ZitatIch süge wegen der Auflautung ei in ie Wielb und Gielst. Aber vielleicht ist der Meister anderer Mien.

Gute Miene, Ku, bin deiner Mien! :)

2. http://verben.texttheater.net/forum/index.php?board=3;action=display;threadid=71;start=msg1691#msg1691

3. Ich mag das auch, aber eher dann, wenn es andere Wortarten betriftt, wenn z.B. das Präteritum von stehlen wie das Substantiv Stahl klingt. Weniger bin ich dafür, Glieche zwischen einzelnen Formen verschiedener Verben, z.B. dulden und dudeln herzustellen. Ich folge also Kus Vorschlag.

4. Zu den Kümmern: Ich komm gar nicht mehr aus dem Ku-Zustimmen raus. ;) Zu Fragen und  Rereduduplikakatition: Gefällt mir. Bei Entscheidungsfragen macht die Reduplikation klar, dass es sich um einen direkten Fragesatz handelt und nicht um einen abgekorzenen Konditionalsatz wie "Gibt es morgen Regen, so bleibe ich zu Hause.". Aber was machen wir mit Ergänzungsfragen? Sollen wir bei direkten Fragesäzen die Anfangssilbe des Fragewortes verdoppeln, um direkte Fragesätze von indirekten zu unterscheiden, also so:
- "Wawarum hast du mich verlassen?", aber
- "Warum sie ihn verlassen hatte, blieb ihm ein Rätsel."?

5. Ein nachgerades* Feuerwerk an Ideen findet sich v.a. auf den ersten beiden Seiten von Kausativ in Konjugationsliste aufnehmen (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?board=3;action=display;threadid=129;start=0)

7. Nein, diesen dullen DaF-Lehrbücher-Notbehelf haben wir nicht nötig! Nadja Nitsches mönken (s. Reduduplikakation (http://verben.texttheater.net/v3/reduplikation.htm)) ist die Lösung meiner Wahl.


*wieder mal ein Adverb zum Adjektiv erhoben
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-05-16, 14:11:15
Ich sehe wohl, dass muntere Stärker das von mir Zitterling als Problem Geforchtene sauber umschiffen können. Wohlgetan!
Kilians Fragenbeispielen stimme ich zu. (Indirekte Fragen normal; direkte reduplizoren - ergibt ein lautmalerisches unsicheres Stottern!).
Wie stärkt man dudeln?
Mönken ist primarös!
Klar, Kausativ-Feuerwerk - aber bisschen undurchsichtig und unverbindlich eben!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-16, 15:47:16
Zitat von: versucher in 2005-05-16, 14:11:15Wie stärkt man dudeln?

Homonymolytisch-kakokonsonantisch! Siehe Liste.

ZitatKlar, Kausativ-Feuerwerk - aber bisschen undurchsichtig und unverbindlich eben!

Darf ich das als eine freiwillige Meldung verstehen, die Sache zu ordnen und zusammenzufassen, wie ich es hier mit der Substantive Stärkung tat? ;D

Das Ergebnis müße ja keinen Anspruch auf Endgult erheben, sondern bloß eine Diskussionsgrundlage für eine ausformulorene Regelei (oder sagen wir treffender, einen systematischen Sprechmöglichkeiten-Pool) sein.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-17, 11:20:31
Ich fog soeben noch die -igungen hinzu.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-05-17, 17:15:18
Der Ruf nach den Kausativen war ein hilfesuchender, da ich des Labyrinths nicht mehr Herr werde, fürchte ich.  :-\
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-18, 21:06:00
Was machen wie eigentlich mit Substantiven, die ganz umständlich auf "-atur" enden, z.B. Reparatur, Literatur, Frohnatur, Koloratur?

Ich schlage ja vor, dass man das "-atur" einfach durch "-is" ersetzen könnte.

Dann hätte ich Frohnis ;) mich gerade an einer Reparis versochen, nachdem ich mich vorher (mal angenommen) durch die entsprechende Fachliteraris gelesen hätte.
Kolorarisse dagegen höre ich ungern. Aber das ist ja Geschmackssache.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: caru in 2005-05-18, 21:49:13
"Als die Primadonna sich am gefürchteten hohen Cis versuchte, zog sie sich an der Luftröhre einen Kolorar-Riss zu." :D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-18, 22:54:30
Die Regel scheint von so komplizorener Nis zu sein, dass nicht mal die Erfinderin sie länger als ein Wort durchhält. Es müsste doch Fachliteris und Koloris heißen!

Also ich weiß nicht. Ich mag Wörter auf -ur. Und -is wäre ja auch nicht wirklich wirklich ein "Stark" (vulgo: eine "Stärkung"), nur eine Halbur der Nachsilbe.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-19, 05:57:02
ZitatDie Regel scheint von so komplizorener Nis zu sein, dass nicht mal die Erfinderin sie länger als ein Wort durchhält. Es müsste doch Fachliteris und Koloris heißen!
Hast Recht! War mir gar nicht aufgefallen.
Wenn ich das mit der Koloris jetzt so lese, frage ich mich, was dabei herauskommt, wenn noch eine zweite Person Kolorisse singt.
Klar: Das kann dann nur Co-Koloris sein ;D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-19, 18:29:52
Gerade storlp ich über Nomen mit -barkeit.
Gerichtsbarkeit
Fruchtbarkeit
Mindesthaltbarkeit
Zumutbarkeit
Reizbarkeit
Da kann man ja nicht einfach -barkeit streichen, weil sonst ist ja nichts mehr da zum Auflauten. Entweder muss man die Silbe "bar" z.B. in "bur" umlauten. Zumutbur klingt aber auch nicht gerade toll.
Mir fällt nichts ein. Also mach ich es wie in der Schule und warte, bis jemand anderem was dazu einfällt.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-19, 18:55:00
Zitat von: Ku in 2005-05-19, 18:29:52Da kann man ja nicht einfach -barkeit streichen, weil sonst ist ja nichts mehr da zum Auflauten.
Das ist es ja wieder, das Ku'sche Grund-Füge-Kontrukt!
Bevor du dich weiter dem Stark der Substantive zuwendest, solltest du vielleicht zum Stark deiner Syntax dem folgenden Knupf folgen:
http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,350013,00.html (http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,350013,00.html)

Das Problem mit den "-barkeit"en lässt sich schwer lösen. Bei manchen Wörtern ergäbe sich zwar die Molg, das "-barkeit" wegzulassen und den Rest aufzulauten:
Mindesthaltbarkeit => Mindesthilte
Reizbarkeit => Rieze

Doch was machen wir aus der Fruchtbarkeit?
Etwa Frachte?
Das wäre kaum verständlich.

Also wird nicht viel übrig bleiben, als doch deinen Vorschlag mit der Änderung Arnd von "-barkeit" in "-bur" zu übernehmen, sächtögen wir beab, eine allgemeine Regel für die Eliminat der "-barkeit"en formul zu ieren.

beabsichtigen - sachtog beab - sächtöge beab - beabsochtogen
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-19, 20:17:50
Selbstverständlich habe ich den ZwiFi schon längst gelesen und weiß jetzt wenigstens, warum mache ich solche Sätze.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-20, 15:09:26
Es gibt ja auch die "bewusstere" Variante, die ich sehr gern mag, bei der nach dem Weil eine Stimmpause durch Komma oder Doppelpunkt ausgedrückt wird.
"Weil: es ist geil." (Versucher)
"Ich gehe kaum noch ins Theater, weil, es ist immer dasselbe." (Harald Martenstein)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-20, 15:33:02
Auch Wolf Schneider fordert ja "Hauptsachen in Hauptsätze", weil denn da gehören sie hin.

Der Kunstgriff mit dem "weil: (neuer Satz)" ist mir allerdings auch sehr vertraut. Macht wohl die Macht der Gewohnheit.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-24, 18:36:56
Was sagt eigentlich der Meister zur -barkeit?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-24, 19:06:52
Im Gegensatz zu den bisher besprochenen Nachsilben ist -bar semantisch bedeutsam, deswegen kann man -barkeit nicht einfach weglassen. Ich bin dafür -barkeit einheitlich zu -bur zu machen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-05-24, 19:12:34
ZitatIm Gegensatz zu den bisher besprochenen Nachsilben ist -bar semantisch bedeutsam
Was heißt das? Ich bin doof.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-24, 19:46:46
Ich meine: In -igkeit oder -lichkeit ist das -ich bzw. -lich nur eine Adjektivendung - manchmal hat es die Funktion, ein Substantiv zu einem Adjektiv zu machen (Ehre -> ehrlich), aber es bedeutet nix. Freilich, frei hat eine andere Bedeutung als freilich, aber das sind einzeln zu paukende Einzelfälle, -lich (als ein Beispiel) hat keinen eigenen Inhalt.

Die Nachsilbe -bar dagegen, an einen Verbstamm angehängt, hat immer die spezielle Bedeutung: "so, dass man etwas Bestimmtes damit tun kann", sie bringt die "Machbarkeit" ins Spiel.

So geht denn
Reizbarkeit -> Reizbur,
aber nicht z.B.
Reizbarkeit -> Rieze,
weil das Reizung bedüte - die Bedeutung des -bar ginge verloren.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-05-25, 21:38:43
Bur ist nicht schlecht, aber ich mag Us nicht so, sie haben was Unsympathisches, wie die Ugurin Ursula. Wie wäre es mit -bark? Also z.B. Stapelbark, Paraphrasierbark etc.?
Und bei -lichkeit vielleicht -lik? Lächerlik, Krümelik...? Natürlich nur als Ausweichmolg, wenn verschiedene Formen kollidieren, wie bei Reizung/Reizbarkeit.
Notabene: Falls jemand Blähung stärken will, schlage ich Blahd vor, analog Mahd.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-30, 12:47:41
Du magst Us nicht? Das ist aber schade. Das Ü ist mein Lieblingsvokal, und hätten wir die Umlaute nicht, begnöge ich mich wohl mit dem U. Man unterscheidet zwischen bunten und unbunten Farben ist mein Lieblingssatz. :)

Danke für -bark, -lik (das hatten wir ja schon bei den -ligkeiten, aber warum nicht auch hier) und Blahd, alles aufgenommen.

Und du schreibst krümelich? ;)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-05-30, 19:40:23
Mann, das dur eine Weile, bis ich das Anspiel verstanden habe... Krümelig, natürlich, aber da -ig und -ich gleich klingen, können sie dasselbe Nomenende haben, oder?
Üs sind toll, sie sind sublimorene Us. Günters zünftige Würstel jetzt noch günstiger!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-30, 19:47:26
Frühstückswürstl !
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-30, 19:55:06
Und dazu trinkt man ein Aufgussgetränk aus Hühnerbrühwürfln. ;D
Das klingt mir nach dem ferpekten Frühstücksglück.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-05-30, 20:10:30
Da würde es aber schwer mit eurer Lipographie. Ein Text nur mit Umlauten ist kaum zu machen. Aber so viele wie möglich, das wär doch mal was?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-30, 20:16:42
[wersü:schee], ich fröhlücke, erfröst du uns mit könjünktüvischer Umlautducht.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: caru in 2005-05-30, 20:17:12
täxt nür müt ümläüt? wöhl übärgäschnäppt?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-05-30, 20:18:54
Mäch vörän, Missjöh Ässäjör!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: caru in 2005-05-30, 20:27:45
auf türkisch könnte es sein, daß das tatsächlich ginge. aber für türkische lipogramme reichts bei mir nicht.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-05-30, 20:39:14
Zerbrich dir nicht deinen klugen Kopf über türkische Lipogramm-Ducht. Selbst wenn sie gelänge, stieße sie hier wohl mehrheitlich auf absolutes Unverständnis.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: caru in 2005-05-30, 20:43:12
nur keine sorge, TatwortOrg, ich zerbrech ihn mir eh nicht :-) dann schon lieber über türkisches halwa.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Arnymenos in 2005-05-31, 10:39:22
Nür Ümläut ist zü schwierig. Ich empföhle, wie in diesem Text hier, nür vordere Vökäle zü verwenden, mit Verzicht äuf A,O,U,AU.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-05-31, 17:53:58
Das wird mir jetzt zu komplikationalititativistisch.
Jedenfalls: es klingt immer irgendwie französisch, wegen der Üs. Schriee ein solcher Versuch nicht nach Konjunktiven? Mich dünkt, bei unseren Haikous steht schon so mancher Text nach dieser Maßgabe.
Meine Versuche werden heute zwangsläufig anzüglich, ich muss leider verzichten.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-05-31, 19:40:15
*experimentiert* Jügen zwölf Kämpfmenschen, die, täten sie dies nicht, im Ring böxen, Clemens drüben in Rügen den Hügel hernieder, bemitlitte den jedes Menschenkind, erbörme sich dessen, kläbe die Wilden, wenn möglich, fest.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-06-02, 17:37:29
Hübsch unübersichtlich, Söhnchen, nicht dürftig in Sachen Inhalt und Prägung, doch fürwahr noch zu unüppig gefüllt mit Ümläuten. Vielleicht wenden wir uns lohnenderen Projekten zu, z. B. könnte man Texte schreiben, in denen man alle Buchstaben des Alphabets verwenden darf, das wär doch mal ein Abwolchs.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-06-02, 17:43:30
Dann hau' in die Tasten, werter Freund, alles sei erloben.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: caru in 2005-06-02, 20:59:23
man kann auch zur regel machen, daß ein text alle buchstaben des alphabets enthalten MUSS, im deutschen möglichst auch noch die drei umlaute und vielleicht noch das ß.

macht natürlich umso mehr spaß, je kürzer der text ist (ein roman wird normalerweise automatisch alle buchstaben enthalten).

das heißt dann pangramm (http://www.tardis.ed.ac.uk/~ajcd/type/pangram.html).

kriegt zum beispiel jemand ein pangraphisches haikou hin? das wär cool.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-06-02, 21:16:32
Ich habe einen, aber den Sinn muß caru dann noch dazugeben; das kann er ja, wie wir aus den palindromischen Seiten wissen...

Hier kommt er:

Quörl Xaver Joghurt,
schlimm kläng' "eßt bald" über's Feld -
Zynisch wir sprächen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-06-02, 21:19:14
Wie hast du das schon wieder hingekregen?
Ich bin ja von den Socken!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-06-02, 21:21:04
30 Buchstaben aufgeschrieben und dann abgestrichen, was verbraucht wurde.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: caru in 2005-06-02, 21:24:42
oh ja, fein, das steht an tiefsinn unseren palindromen in nichts nach  ::)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: caru in 2005-06-03, 08:03:49
schwieg' ich styx-ähnlich,
ohr, mir freund, quöl's ja zu kraß -
brav fürbaß plappr' ich.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-06-03, 12:37:19
Krass, klasse, sie sind aufgenommen!

Jetzt fehlt noch eins, in dem auch noch å und œ vorkommen... wer stellt sich dieser Herausforderung? :)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-06-03, 19:59:32
Wir warten auf Euch, Großer Meister, dieses Buchstabensüppchen habt Ihr Euch selbst eingebrocken. Ich finde noch nicht einmal einen Konj. II mit "å".

Gebe mich geschlagen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: caru in 2005-06-03, 20:05:33
ich glaub auch nicht, daß ich das machen will... hingegen liefere ich jederzeit gerne ein lipogramm, in dem diese beiden zeichen nicht vorkommen  :D

pangramme werden ja sonst gern für maschinschreibwettbewerbe eingesetzt, um zu testen, ob die tippsenfinger wirklich jeden buchstaben fix erreichen. mit buchstaben, die nicht auf der tastatur sind, ist das ein bissi witzlos.

andrerseits sieht man manchmal pangramme, die einem zeigen sollen, welches schriftbild bestimmte schriftsätze für den 'puter ergeben. aber auch da sind meist nur die üblichen buchstaben drin, keine sonderzeichen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-06-03, 23:30:23
Ach, ich bitte dich! Pangramme für "praktische Zwecke" zu produzieren, da steh'n wir doch drüber. ;D Hier geht's um die Kunst...

Nun gut, ich habe zwei lange Zugfahrten vor mir, da sollte sich eigentlich was bewerkstelligen lassen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-07-19, 23:05:46
Weil ich mich gerade mit dem Entstub und dem Erstark von Schiller seiner ollen Bürgschaft beschoftogen habe, benötige ich jetzt auch einen Überschrieb.
Nomen mit –schaft haben wir noch nicht beholnden. Ich schlage mal als Grundlug eines Diskuss (Genitiv von Diskuss ? Diskiss?) vor, dass die Endung ,,aft" wegfällt und der vorhergehende Vokal ab-/aufgelautet wird. Das bedüte für die Bürgschaft ,,Burgsch".
Aber das iert nicht bei allen –schaften funktion.
Knechtschaft wird Knachtsch
Petschaft wird Patsch.
Vaterschaft kann aber nicht Vutersch oder gar Vutsch werden.

Wer sorgt dafür, dass Ku wieder ruhig schlafen kann ?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-07-20, 00:34:33
Nicht schlecht! Ganz doof gefragt: Was spricht gegen Vutersch?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: caru in 2005-07-20, 09:14:41
wie wärs mit Vurtsch?  :D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-07-20, 10:03:02
Ich breche eine Lanze für Vutsch, Mutsch und Brudsch.

Eventuell muß man sogar zwischen Brudsch und Brüdsch unterscheiden?

Schwetsch klingt doch sehr slawisch.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2005-07-20, 13:31:37
Wie stünde es mit Schwestsch oder Schwistsch? Wenn schon slawisch, dann mit mmU, sach ich mal.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-07-20, 14:18:33
Was ist mmU?

Andererseits: soll es ruhig slawisch klingen; ich finde nur, daß das Deutsche ohnehin schon an Vokalmangel leidet, deshalb meine leichte Abneigung gegen zuviele Konsonanten.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2005-07-20, 14:28:15
mmU = möglichst maximale Unaussprechlichkeit, halt so ein Hobby von mir.

Mit deinem leichten Abnieg stehst du nicht allein - der Verfulg der mmU bedeutet ja gerade, den ausgeprugenen Konsonantenhäuf des Deustchen möglichst auf die Zugspitze zu treiben.  ;-)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-20, 14:40:29
Ich bin ja dafür, das r beizubehalten. An Vurtsch hatte ich auch schon gedacht. Find' ich gut.

Vutsch klingt so, als wäre das schöne Leben jetzt futsch, weil man von nun an mit dem Wolchs von Windeln beschaftogen ist.

Mutsch nannte ich früher meine Mutter. Da muss es dann auch einen anderen Begriff für Mutterschaft geben, also Murtsch.

In den Brurdschen und den Schwerstschen wird Brürdsch getrunken, wenn man nicht allzu fromm und enthaltsam lebt.

Und verwandtschaftlich könnte man dann noch die Geschwirstsch kreieren. Das ist kein Geschwür, sondern das Verhältnis zu den lieben Brüdern und Schwestern.

Oioioi, das klingt schon fast so wie die geliebten (?) Russischvokabeln. Nachher fang' ich gar noch an, die in kyrillischen Buchstaben zu schreiben.  :o
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2005-07-20, 14:42:59
Kleiner Abschwiff, wo wir schon auf dem Gipfel sind - gerade hor ich im Radio ein schönes Zungenbrecherwort: "Zugspitzpistenchef" - vielleicht ein neuer Ehrentitel für den Großen Administrator (falls er dem Wintersporte huldigt)?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-07-20, 14:47:39
Geszwyrcsz - so oder so ähnlich würde mein Freund aus Lublin das schreiben; fehlt wahrscheinlich noch eine Handvoll diakritischer Punkte, Haken und Ösen, aber die suche ich mir jetzt nicht zusammen. :D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-20, 14:55:51
Ich denke eher, es müsste Geszwyrscz heißen, aber dafür hab' ich bei meinem Polen-Urlaub nicht gut genug aufgepassen, um da ganz sicher zu sein.
Wie auch immer: Hut ab vor der Umschrieb!
Aber bei solchen Umschriebigkeiten hab' ich immer Probleme, die vielen scz-s klanglich einzuordnen. Egal, ob's ans Polnische oder ans Tschechische angelehnen ist.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2005-07-20, 15:44:33
Um Wintersport und slawische Zungenbrecher mal sinnvoll zusammenzuführen, hier ein tschechischer (hoffentlich kommen die Sonderzeichen beim Posten richtig rüber):

Zalyžařivšísi lyžař potkal nezalyžařivšísi lyžařku (Ein Skifahren gewesener Skifahrer traf eine nicht Skifahren gewesene Skifahrerin).

Mit ein bissel Übung in mmU gar nicht so schwer. Hier braucht man nur vünv Ausspracheregeln: Tschechisch wird immer auf der ersten Silbe betont (auch, wenn die keinen Vokal enthält, was öfters vorkommt), ž = stimmhaftes sch, ř = rsch mit stimmhaftem sch, š = stimmloses sch, í = langes i.

Na, und wenn ihr dann noch das r fett mit der Zunge rollt und selbige beim l ganz bierschwer am Gaumen hängen lasst, dann wird euch jeder Tscheche sofort lachend umarmen und auf ein solches einladen. Wetten.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-20, 16:03:02
Zitat von: Günter Gans in 2005-07-20, 15:44:33Zalyžařivšísi lyžař potkal nezalyžařivšísi lyžařku (Ein Skifahren gewesener Skifahrer traf eine nicht Skifahren gewesene Skifahrerin).
Die Lesbur lässt doch sehr zu wünschen übrig.
Tut mir ja leid, aber ich weigere mich, das auszusprechen. Dazu reichen meine Hieroglyphisch-Kenntnisse nicht aus. ;)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-07-20, 16:05:23
Na immerhin ist das Ziel der maximalen Unaussprechbarkeit voll erreicht - ist doch auch was.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2005-07-20, 16:12:56
Au backe, ich hab's beforchten: Das mit den Sonderzeichen konnte ja nicht gutgehen. Soo wild sieht Tschechisch ja nun auch wieder nicht aus.

In Word funktionor es doch gerade noch? Da hat wohl das dumme Mail-Programm das schöne Schriftbild verhonzen. Gemienen war, in der Reihenfolge des Auftochs der kryptischen Glyphen: z, r und s, jeweils mit einem Hácek, also einem kleinen Häkchen obendrauf.

Also nochmal, notgedorfenheitshalber ohne Sonderzeichen:
Zalyzarivsísi lyzar potkal nezalyzarivsísi lyzarku.

Tschulligung, und trotzdem viel Spaß beim Üben :-)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-07-20, 17:10:11
Wenn ihr alle eure Körperteile wieder entknoten habt, könntet ihr dann mal wieder zum Thema kommen?

Hier ein paar -schaften:

Anhängerschaft
Ärzteschaft
Barschaft
Bekanntschaft
Bereitschaft
Botschaft
Bruderschaft
Bürgschaft
Eigenschaft
Feindschaft
Freundschaft
Gemeinschaft
Genossenschaft
Gesandtschaft
Gesellschaft
Gewerkschaft
Grafschaft
Herrschaft
Hörerschaft
Hundertschaft
Kameradschaft
Knappschaft
Knechtschaft
Körperschaft
Kundschaft
Landschaft
Lehrerschaft
Leidenschaft
Liebschaft
Machenschaft
Mandantschaft
Mannschaft
Meisterschaft
Mitgliedschaft
Mutterschaft
Nachbarschaft
Ortschaft
Partnerschaft
Patenschaft
Petschaft
Seilschaft
Sippschaft
Täterschaft
Turnerschaft
Vaterschaft
Verwandtschaft
Vorstandschaft
Wanderschaft
Wirtschaft
Wissenschaft
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-20, 18:15:09
Gut, ich versuch's mal.

Anhängerschaft => Anhirngsch
Ärzteschaft => Irztsch
Barschaft => Bursch (?)
Bekanntschaft => Bekunntsch
Bereitschaft => Berietsch
Botschaft => Bietsch
Bruderschaft => Brurdsch
Bürgschaft => Burgsch
Eigenschaft => Iegensch, Iengsch ?
Feindschaft => Fiendsch
Freundschaft => Fraundsch
Gemeinschaft => Gemiensch
Genossenschaft => Genossinsch
Gesandtschaft => Gesendsch
Gesellschaft => Gesillsch
Gewerkschaft => Gewarksch
Grafschaft => Grufsch
Herrschaft => Harrsch !
Hörerschaft => Horersch
Hundertschaft => Harndtsch
Kameradschaft => Kamerudsch
Knappschaft => Knuppsch
Knechtschaft => Knichtsch
Körperschaft => Korrpsch
Kundschaft => Kandsch
Landschaft => Lindsch
Lehrerschaft => Lehrer, das Schaft ist überflüssig
Leidenschaft => Liedensch
Liebschaft => Labsch
Machenschaft => Muchensch
Mandantschaft => Mandintsch
Mannschaft => Munnsch
Meisterschaft => Mierst
Mitgliedschaft => Mitgleidsch
Mutterschaft => Murtsch
Nachbarschaft => Nachbursch (?)
Ortschaft => Iertsch
Partnerschaft => Pirntsch
Patenschaft => Patinsch
Petschaft => Pitsch
Seilschaft => Sielsch
Sippschaft => Seppsch
Stiefelschaft => Stiefalsch  ;D
Täterschaft => Tartsch
Turnerschaft => Turner, vgl. Lehrer
Vaterschaft => Vurtsch
Verwandtschaft => Verwindtsch
Vorstandschaft => Vorstundsch
Wanderschaft => Wirndsch
Wirtschaft => Wartsch
Wissenschaft => Wissansch

Nur so 'ne Idee. Vielleicht fallen euch ja bessere Sachen ein. Einige Dinger hören sich arg komisch an.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-07-21, 22:19:49
Sähr schän!
Dank an Ku für den Wiederbelab der Nomenstark.
Verwindtsch klingt sächsisch, ich sage weiterhin Verwanz.
Gratuliere, Günter Gans! Endlich Mitglied und schon Quästor!  ;D Dein Tschechisch-Beitrag (eine Sprache mehr, die "wir" können) erornn mich an unser Sammelprojekt. Idee: Liste von Merkmalen, an denen ein völlig Unkundiger eine Sprache erkennen kann (wenn er sie liest respektive hört). Z. B. Deutsch gelesen: "ß".
Und jetzt eine gute Nacht mit Borschtsch à la Schorsch! (Spanier werden ja gerne mit dem Wort "Streichholzschächtelchen" gerorgen.)

P.S. an Kilian: Bei mir Modemnutzer braucht die Große Liste zum Laden recht lang (man wird halt ungeduldig, wenn man heutzutage Netznutzer ist und alles immer fix geht). Könnte man nicht wie beim Labenz die Buchstaben vereinzeln?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2005-07-22, 21:11:26
Werte Stärkungsgemeinde, o Großer Administrator,
@ Versucher:

Hm, die Suriumsidee geistert ja tazächlich weiter. Wollmama 'n' eigenen Faden dazu aufmachen? Mach' ich gleich, treff' euch dort.

Bin Gans, nicht Kilian, also kaum gemienen, des trotz söndre Senf hier ab, wie's Vögel nun mal tun:
Du, Modemnutzer, du, welch buddhagleich' Geduld du bewiest, hier mitzustärk'n: Warum gedold'st dich nicht, wohl alle Monde mal, oder wann's dich nach Aktualisor geliast, für den Runterlad, und lädst dir dunn die Große List' auf deine fest' rotaren Platte, wo du sie lesen magst, auch nach dei'm Belieb' per Alphabet zerschnulppen, selbst wenn du seits der Leitung/von der Lin'/neb' der Spur/netzfern dich befänd'st?
(der beste Übersatz für letzteren Begriff wird weiter gesoochen. Fährleute vor!)

P.S.: Dank dir für den Wiederbeläb (Läberkäse ist diese Stärk, jätzt säh' ich's sälbst) der Labenzerei. Du bist doch dort der mit dem Gips, hier der mit dem Grips?

Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-07-22, 21:31:02
Um Himmels Willen, was rauchst Du da? Laß die Finger davon, es scheint den Geist zu verwirren.  ;D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2005-07-22, 22:03:42
@ Amarillo:

Zigarillo!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-07-22, 22:06:54
Bei dem Qualmkraut kann man ja nur noch leicht benolben vor sich hin tippen. Gut, dass meine Blechkiste das Zeugs nicht mit überträgt. ;D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2005-07-23, 15:32:26
Wie du ja selbst irgendwo mal schriebest:

Zitat...ein bisschen Rumgespinne muss schon sein.

;D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-07-25, 01:12:29
Ich hab beim Stark der Substantive (http://verben.texttheater.net/v3/substantive.htm) mal die Formulur einer Regel versochen. Danach besteht die Möglichkeit, bei so schwächlichen, farblosen Silben wie e, el, en oder er durch Konsonantenverschiebung weiter zu verkürzen, wie die VerbOrg das bei einigen Substantiven schon vorgefohren hat:

Anhängerschaft => Anhirngsch
Ärzteschaft => Irztsch
Bruderschaft => Brurdsch
Eigenschaft => Iengsch
Hörerschaft => Horrsch
Körperschaft => Korrpsch
Leidenschaft => Liendsch
Machenschaft => Munchsch (mmU!)
Meisterschaft => Mierstsch
Mutterschaft => Murttsch
Partnerschaft => Pirntsch
Patenschaft => Pnatsch
Stiefelschaft => Stulfsch
Täterschaft => Tartsch
Vaterschaft => Vurtsch
Wanderschaft => Wirndsch
Wissenschaft => Wunßsch (mmU!)

Keine Sorge, das ist optional. ;D

ZitatMerkmalen, an denen ein völlig Unkundiger eine Sprache erkennen kann

Das hier (http://wellstyled.com/tools/dummy-cz) müsste sich dann an der Liste messen! :)

Die Verilnz der Buchstaben... keine schlechte Idee... vielleicht bald mal.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2005-07-27, 15:29:23
@ Kilian:

Dein Knupf zum Tschechisch-Generator ist Klasse. Ich muss zugeben, dass mir schon nach kurzer Lektüre etwas der Kopf schwarr. Das wär' hier allerdings nicht das erstemal.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2005-07-27, 15:40:32
Nachtrach:

Zitat von: Günter Gans in 2005-07-20, 15:44:33
... wenn ihr dann noch das r fett mit der Zunge rollt und selbige beim l ganz bierschwer am Gaumen hängen lasst, dann wird euch jeder Tscheche sofort lachend umarmen und auf ein solches einladen...

Letzteres nennt der Österreicher tschechern, was der Tscheche wiederum nicht immer gern hört. Aber das führt hier zu weit.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-11-11, 18:08:37
Und schon wieder hat Ku eine Frage zur Stärkung von Substen, nämlich zu denen, die auf ,,ie" enden, was langweilig ist und unsere traute Anarchie stört.

Ich schlage mal was vor:

Das ,,ie" entfällt. Der danach verbleibende letzte Vokal wird umgelautet, aber ich weiß manchmal nicht, wie. Weil für ,,o" haben wir nur die Sonderauflaute ,,e" oder ,,ie" (siehe bei Projekte/Substantive). Ich will aber nicht Autonomie in Autonem oder Autoniem verwandeln, es soll schon etwas klotziger klingen.
Macht mal Vorschläge, damit der Meister heute Nacht einen aussuchen kann.

Akademie – Akadam
Dramaturgie – Dramatarg
Energie – Enarg
Akribie – Akrab, Akreib, Akrub
Industrie – Indastr (Indarst)

Wer hat einen Vorschlag für Knie?  
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-11-11, 18:27:32
Kinn?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-11-11, 18:33:10
Meine Güte, Amarillo. Was immer du gerade trinkst oder rauchst, lass es sein.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-11-11, 18:37:57
Hallo Ku, hallo großer Meister und hallo alle anderen,

tolle Idee mit dem ie.

Bei der Industrie vorzbe·äge ich schon die Variante mit dem Konsonantenverschub.

Was machen wir aber aus der von Kun angesprochenen Anarchie? Anurch mit normalem Auflaut?
Anerch oder Anirch mit bewohrenem Sonderauflaut?
Nein, dieses Wort müsste noch anders gestorken werden, um seiner Bedüte gerecht zu werden. Was haltet ihr von Anorch?

Was die Autonomie angeht, lieber grauer Wolf im Kupelz:
Was hieltest du von Autonam? Mich stor schon immer, dass es bisher noch keine offizielle Molg gab, das o zum a aufzulauten.

Bei Knie ist es eigentlich ganz einfach:
Das "ie" fällt ja bekanntermaßen weg. Da wir also keinen Vokal mehr haben, den wir auflauten können, muss (man vergleiche den Verbenstork von smsn) ein Konsonant dran glauben.
Aus "Knie" wird also "Km".

So, und wer dann noch durchsieht, ist selber schuld.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2005-11-11, 18:40:52
Nix darf man...

Ein Vorschlag: Anatomie --> Anatom (ist schon besetzt, soll auch so bleiben). Nehmen wir das o, machen es zu einem u und verdoppeln den Endkonsonanten --> Anatumm

Demanch ergäbe sich für Dein Beispiel: Autonumm, gar nicht dumm - oder?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-11-11, 18:49:42
@ Amarillo
Ich glaube, du hast dich mit Waltraud abgesprochen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-11-11, 18:52:28
Klingt toll, amarillo. Solltest du dir patentieren lassen.
Also o + Konsonant => u + Doppelkonsonant

Dann wird die Phobie zur Phub·b.
Das Doppel-b erinnert an ein leichtes Stottern, das durch das angsteinflößende Etwas vorrhergeufen wird.
Genial!

@Ku:
Wieso? Hatte Waltraud auch schon einen Vorschlag unterbritten, den ich überlesen habe?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-11-11, 18:56:16
@VerbOrg
Neien. Aber lies in Sprache/Frage von Borste/Antwort#19
Waltraud macht das ähnlich. Sie nimmt halt irgendeinen Alleinlaut und hofft, dass das richtig ist.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-11-11, 18:58:57
Aber haben wir das nicht auch schon immer so gemachen, schon lange vor Waltraudens Auftoch?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-11-11, 19:02:23
Klar haben wir das so gemachen, aber immer einen scheuen Blick auf den Meister werfend. Wir haben das nicht wie Waltraud auch noch zugegeben.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-11-11, 19:23:31
Ich bin für u oder o, die verleihen Gewicht.

Es gibt nicht nur -ie, sondern auch -ei:
Wäscherei, Auskunftei, Detektei, Meierei, Metzgerei, Bäckerei - eine ganze Menge davon. Wollen wir die auch nach festen Regeln stärken oder ergibt sich ein Multimixsuperbrei? (Oh, noch ein Wort auf -ei)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-11-11, 19:31:03
Störken wir die Verben auf "ei" auch, hätten wir u.a. das Problem, dass man die Spontaneität, die schon erfolgreich zur Spontanei erhoben wurde, nochmals stärken müsste.
Und was ist mit dem Wort "Ei"? Fällt das ebendso wech wie schon das "Ion"?
Ich kenne Leute, die diesen Wegfall nicht so sehr begrössen. Es föhre doch zu einer Schwächung des Sonntagsfrühstücks. Und Loriot wäre eines der liebsten Streitthemen beroben.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-11-11, 19:36:32
Wieso, geht doch: Ich esse mn gerne fünfminütig. Der Strauß legt die größten unter den Vögeln. Kann man sich doch denken, wovon hier die Rede ist! Immer wenn n Wort fehlt, war es n , ganz nfach!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-11-11, 19:40:58
Ich glaub', unter dner Narrenkappe ist mal wieder niges in Unordnung geraten. Ich lasse jedenfalls die er mst 5 1/2 Minuten kochen. (Na ja, kommt auch ein bisschen auf die Größe an, wenn sie von Zwerchhühnern stammen, dann nehm' ich sie auch früher raus, damit sie nicht zu fest werden.)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-11-11, 19:43:40
Das Gelb muss wch sn, das Wß fester.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2005-11-11, 19:45:59
Wäre das Wß nicht fest genug, wäre das   ja nur Schlm. Igittigitt.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-11-16, 14:09:36
Wieso hat sich gentlich der Mster noch nicht gezgt und sne Mnung mitgetlt?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-11-16, 21:47:42
Wieso, dass bedüte ja Arbt, und dieses merquürdige vierbuchstabige Wort ist mir gänzlich unbekannt. ;D

ZitatKlar haben wir das so gemachen, aber immer einen scheuen Blick auf den Meister werfend.

Man verklärt mich zum Guru für Auf- und Niederlaute. Dabei mache ich doch selbst alles genau so nach Bauch und stge schon längst nicht mehr durch die Listen, die ich da für den "Stork" der Substantive topp. Um das nur mal klarzustellen. ;D

Die Melodeien, Webereien und sonstigen Eier sind mir zu schön, um verkorzen zu werden. Was ihr aber für die Ien vorschlagt, gefällt mir alles sehr gut. Ich hab's mal ins Regularium (http://verben.texttheater.net/v3/substantive.htm) gepackt.

Wie sieht's mimm Geschlecht aus? Für mich klingen die Neuschöpfungen alle sächlich. Steinveranden?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2005-11-16, 21:59:48
Ick weeß nich,

die neuen -ummen und -unnen, klar, sächlich.

Aber Dramatarg, Akrub, Entelach oder Indarst döchen meine Ohren eher weiblich, wie die Originale auch.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2005-11-16, 22:28:40
Ich weiß auch nicht,
da gibt es m, w, und s Möglichkeiten
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2005-11-16, 22:36:37
Also Anurch für alle!  ;D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: versucher in 2005-11-17, 21:37:56
Hast Recht, Kilian, Detektei gäb ich ungern her und Auskunftei noch ungerner.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2005-12-22, 23:36:28
Das Wort Unterbruch, das ich heute in einer Anzeige der Graduate School of Business Administration Zürich las, wäre glatt galerieverdächtig, wenn nicht sogar durch den Duden als schweizerisch verzinchen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2005-12-22, 23:50:20
Wäägr, mähr dazua hiir (http://www.dialektwoerter.ch).
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-01-31, 23:10:41
Zitat von: versucher in 2005-07-21, 22:19:49P.S. an Kilian: Bei mir Modemnutzer braucht die Große Liste zum Laden recht lang (man wird halt ungeduldig, wenn man heutzutage Netznutzer ist und alles immer fix geht). Könnte man nicht wie beim Labenz die Buchstaben vereinzeln?

Nach Jahr und Tag... ja, könnte man. ;D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2006-03-06, 20:19:37
Ich sehe gerade, dass es auch verschiedene Subse gibt, die mit ,,anz" enden. Meiner Meinung nach sollten diese genau wie die auf ,,ung" behandelt werden.
Dissonanz wird zu Dissan
Diskrepanz wird zu Diskrap
ABER:
Distanz wird zu Dest
Popanz wird zu Pup
Pferdeschwanz wir zu Pferdawsch
Und was ist mit Tanz und Schwanz?
Oder ist meine Idee Firlaf?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2006-03-06, 20:25:14
Oh je, da müssen wir ja bald Dechiffröre mit uns rumschleppen, um das noch alles in den Griff zu bekommen und uns die passenden Endungen zu suchen. Aber warum nicht.

Was den Schwanz angeht: wieso sollte man ihn anders behandeln als den Pferdeschwanz? Also Mut zu einem neuen vkllsn Wrt:

Schwanz => Wsch

(Klingt auch ein bisschen wie "wusch!" - das Geräusch, das entsteht, wenn so ein Wsch durch die Luft gewolden wird.)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-03-17, 14:06:54
Zitat von: Ku in 2006-03-06, 20:19:37
Ich sehe gerade, dass es auch verschiedene Subse gibt, die mit ,,anz" enden.

Es gibt auch viele mit -enz. Die sollten ebenso beholnden werden.

Konkurrenz - Konkarr
Kongruenz - Kongra
Tendenz - Tand
Konsequenz - Konsakw
Präsenz - Pras
Ingredienz - Ingrede
Existenz - Exest
Daimler-Benz - Daimlar-B
Demenz - Dam
Labenz - Leb
Florenz - Flär
Koblenz - Kalb
Lenz - L
Bilanzpressekonferenz - Belpressekonfar
Potenz - Pat
Vehemenz - Veham
Essenz - Ass
Stringenz - Streng
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-05, 18:38:44
Hallo zusammen,

ich habe zwar bislang nur Verben gestorken, jedoch hat es mir jetzt eine Endung für Nomen angetan, die bislang nalchveroßegen wurde: die ~unft. Kandidaten für diese Vernominur sind anscheinend Verben auf (langer Vokal)-men oder (kurzer Vokal)-mmen. Dieser Vokal wird dann konsequent nach "u" brachialabgelauten.

ankommen - Ankunft
vernehmen - Vernunft
ziemen - Zunft.

Damit lassen sich noch eine ganze Menge weiterer Verben nominalisieren:

aufbäumen - Aufbunft
bequemen - Bequunft
brummen - Brunft (leider schon anderweitig besetzt)
cremen - Crunft
dämmen - Dunft
hemmen - Hunft
krümmen - Krunft
nachahmen - Nachunft
räumen/reimen/rühmen??? - Runft
säumen/summen - Sunft
schämen/schäumen - Schunft
schlemmen - Schlunft
schrammen - Schrunft
spammen - Spunft
stemmen/stimmen - Stunft
strömen - Strunft
träumen - Trunft
verdammen - Verdunft
verstummen - Verstunft

Auf Kommentur wartend grüßt

Amelie
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2006-05-05, 19:00:30
g-e-n-i-a-l

reimen - Runft
klemmen - Klunft
wärmen - Wurnft (?)
leimen - Lunft
schwärmen - Schwurnft (?)

Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2006-05-05, 19:42:49
Hallo Amelie,
schön, dass du dich zu uns gesollen hast.

Zitat von: AmelieZapf in 2006-05-05, 18:38:44
brummen - Brunft (leider schon anderweitig besetzt)

So abwegig ist das gar nicht mit brummen und Brunft.

Wenn du hier (http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemid=GB11968) mal in den zweiten Absatz schaust...
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-07, 01:04:42
Hallo VerbOrg,

Zitat von: VerbOrg in 2006-05-05, 19:42:49
schön, dass du dich zu uns gesollen hast.

Gern geschehen!

Zitat von: VerbOrg in 2006-05-05, 19:42:49
So abwegig ist das gar nicht mit brummen und Brunft.

Ich seh's als Bestätigung meiner etymologischen Ableitung. Interessant ist fürderhin der Zusammenhang mit den sehr ähnlichen Substantiven auf (Vokal)-nen:

können -> Kunst
brennen -> Brunst
gönnen -> Gunst
??? -> Dunst (vielleicht dehnen?)

Sprich: Es gibt ein Paradigma, das (Vokal)-men auf ~unft und (Vokal)-nen auf ~unst verschiebt. Wie kommt das? f und s sind beides Zischlaute. Wenn man nun einen Oberdeutschen bittet, "Brunft" zu sagen, wird wohl meist "Brumpft" herauskommen, sprich sich das weiter hinten liegende n zum vorderen m verschieben, um den vorderen Zischlaut "f" besser anhängen zu können. n ist aber sprecherisch sehr einfach mit s zu kombinieren.

Hat sonst noch jemand Ideen?

Gruß,

Amelie
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-05-07, 10:39:06
Ich frage mich, wie unsere Ahnen auf die Idee gekommen sind, das n einzufügen, aber von n nach s und von m nach f, das sind in der Tat kurze und auffällig parallele Wege. Man muss jeweils nur das Gaumensegel anheben und dafür mit der Zungenspitze bzw. Oberlippe einen kleinen Spalt bilden.

Gefällt mir übrigens sehr gut, deine Reaktivur dieses Ablietmusters! Auf die Variante mit m und f ist auch Michael Mann (http://www.mmmann.de/Sprache/Humor/Neubildungen/Neubildungen.html#3) noch nicht gekommen. :)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-05-07, 10:54:47
(...) Spunft in großem Stile lohnt sich anscheinend immer noch: Karibische Penisverlängerer werben 85% ihrer Kunden über das Internet an. Doch formiert sich gegen die nervige Strompost jetzt eine ernstzunehmende Aufbunft. (...) Sie wähnte sich der Gunst der Wähler schon sicher, doch deren Stunft belehrte sie eines Besseren. (...) Tägliche Crunft des Gesichtes wird empfohlen. (...) Es ist deine Sunft, nun halt dich ran, um das wieder auszubügeln! (...) Tod und Verdunft über dich! (...) Mit der Dunft von Handwerker Heiermann können Sie bis zu 40% Ihrer Heizkosten sparen. (...)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2006-05-07, 11:49:08
Bonjour et bienvenue Amelie!

Prächtigst, Deine Ünfte und Ünste - gans im Sinne der mmU. Dürfen wir auf weitere exquisite Schupfe aus Deiner Wortwerkstatt hoffen? Das öhe mich sehr fr.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-07, 20:31:27
Hallo Günter,

Zitat von: Günter Gans in 2006-05-07, 11:49:08
Dürfen wir auf weitere exquisite Schupfe aus Deiner Wortwerkstatt hoffen?

das denke ich doch mal!  :)

Auch die Ünste sind sehr ergiebig, man denke nur an:

pennen -> Punst
flennen -> Flunst (schon bei Mann)
rennen/rinnen -> Runst (ebenso)
lehnen -> Lunst
beginnen -> Begunst
erkennen -> Erkunst
gewinnen/gewöhnen -> Gewunst
spannen/spinnen -> Spunst
trennen -> Trunst
nennen -> Nunst
sinnen/sonnen -> Sunst
absahnen -> Absunst
ahnen -> Unst
anbahnen -> Anbunst
verdünnen -> Verdunst
übermannen -> Übermunst
bannen/bahnen -> Bunst
dehnen/dienen -> Dunst
argwöhnen -> Argwunst
betonen -> Betunst
weinen -> Wunst

Wer Zeit hat, kann ja mal eine Corpus-Suche machen.

Und gleich ein Vorschlag für mehrdeutige Ün[sf]te: Nur das mit dem hellsten Vokal wird zu u abgelauten, alle anderen behalten ihren bisherigen Vokal unabgelauten bei:

spinnen -> Spunst
spannen -> Spanst.

Was haltet Ihr davon?

Gruß,

Amelie
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2006-05-07, 20:41:06
Arg gewöhnungsbedürftig diese Ünste und Ünfte. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass auch diese schönen Wörter sich gut in den GSVlichen Sprachgebrauch einpassen können.

Die Differenzur bei der Ablut ist gut. So können - wie bei spinnen und spannen - die Bedutunterschiede nicht so schnell verwoschen werden.

also:

Als ich mich bei dem schönen Wetter auf dem Balkon der Sonst hingab, geriet ich unweigerlich in Sunst über die von Amelie vorgeschlagenen Substantivuren.

So etwa?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2006-05-09, 17:38:26
Ist eigentlich amarillos Vorschlag mit der Konsonantenverschiebung schon angenommen? Wenn ja, habe ich da auch noch was:

bammeln -> Balnst
bimmeln  -> Bulnst

trommeln -> Trulnst

sammeln -> Sulnst
(rein)semmeln -> (Rein-)Selnst
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-09, 18:04:32
Gibt es eigentlich irgendwo im Netz eine freie Wortliste, die nicht auch Dutzende abgeleiteter Formen enthält, sondern nur die blanken Lemmata?

Gruß,

Amelie
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Stollentroll in 2006-05-09, 18:38:52
Zitat von: AmelieZapf in 2006-05-09, 18:04:32
Gibt es eigentlich irgendwo im Netz eine freie Wortliste, die nicht auch Dutzende abgeleiteter Formen enthält, sondern nur die blanken Lemmata?

Gruß,

Amelie

Schon mal bei canoo.net versochen ?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-09, 18:54:52
Hallo VerbOrg,

Zitat von: VerbOrg in 2006-05-09, 17:38:26
Ist eigentlich amarillos Vorschlag mit der Konsonantenverschiebung schon angenommen?

Ich finde kakokonsonantische Orgien immer gut!

Deine Verben sind substantivoren aber alle Ünfte, keine Ünste (da auf ~me*n lautend):

bammeln -> Balnft
bimmeln  -> Bulnft

trommeln -> Trulnft

sammeln -> Salnft
(rein)semmeln -> (Rein-)Sulnft

Und Bratwurst mit Senf(t) gibt's gleich auch dazu.

Gruß,

Amelie
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-09, 20:02:42
Hallo Stollentroll,

Zitat von: Stollentroll in 2006-05-09, 18:38:52
Schon mal bei canoo.net versochen ?

Ja, sowas gibt's zuhauf, ich mien aber eher eine Wortliste als Textdatei. Ich habe so einen 2 Megabyte-Klotz aus dem Moby-Projekt, der allerdings alle möglichen Deklinate und Konjugate bein mithält.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2006-05-09, 22:00:28
Zitat von: AmelieZapf in 2006-05-09, 18:54:52Deine Verben sind substantivoren aber alle Ünfte, keine Ünste (da auf ~me*n lautend)

Stimmt.
Tut mir leid, mein Fehler. Danke des Hinweises.


Ich versuch's noch mal:

fummeln -> Fulnft

tunneln -> Tulnst
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-05-09, 22:02:15
Zitat von: VerbOrg in 2006-05-09, 22:00:28fummeln -> Fulnft

Gesundheit!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2006-05-09, 22:11:15
Danke, Scheff, ist aber nur Heuschnupfen.
Daher auch die ständige Fulnft nach Taschentüchern.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-05-09, 22:25:16
Ich stelle mir gerade Balthasar Matzbach, wie er an der Wurstbude mit vollen Backen neue kakokonsonantische Paradigmen diskutiert, und die pikierten Gesichtszuckungen seines Gegenübers vor.

Abschwiff: Wusstet ihr Zugreisenden eigentlich, dass ihr an historischer Stätte der Bahn hurrt? Als ich gestern Und oben sitzt ein Rabe wahllos in der Mitte aufschlug, sprang mir der fuldamentale Bahnhof ins Auge, an dem der Held des Buches sich gerade befand. Wie er dort hinkam, weiß ich nicht, zum Lesen habe ich diese Woche nämlich keine Zeit. ;D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-05-09, 22:36:22
Fulda ist auch Teil meiner noch immer nicht geschriebenen Verschwurtheorie...
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2006-05-12, 20:10:47
Zitat von: AmelieZapf in 2006-05-07, 20:31:27
flennen -> Flunst (schon bei Mann)
rennen/rinnen -> Runst (ebenso)

Echt? Wo stehtndat? Thomas? Heinrich? Golo? Oder irgend so 'n Mann an sich? Verzeih, Du musst wissen, lauter Sexisten hier, selbst bei den Weibern.

Nebenbei: Kommt blutrünstig auch von rinnen?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-12, 21:43:23
Hallo Günter,

Zitat von: Günter Gans in 2006-05-12, 20:10:47
Zitat von: AmelieZapf in 2006-05-07, 20:31:27
flennen -> Flunst (schon bei Mann)
rennen/rinnen -> Runst (ebenso)

Echt? Wo stehtndat? Thomas? Heinrich? Golo? Oder irgend so 'n Mann an sich?

Das steht hier (http://www.mmmann.de/Sprache/Humor/Neubildungen/Neubildungen.html#3).


Zitat von: Günter Gans in 2006-05-12, 20:10:47
Nebenbei: Kommt blutrünstig auch von rinnen?

Ich vermute das. Zumindestens läßt das (http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemid=GB09252) darauf schließen, da der ursprüngliche Bedaut von blutrünstig blutend war, "eine blutrünstige Wunde", also eine, aus der das Blut rinnt. Dementsprechend sei für uns "das Rennen" "die Renst", nicht "die Runst", nach meiner Ablautregel, der noch niemand widersprochen hat.

Liebe Grüße,

Amelie
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-12, 22:32:07
Hallo zusammen,

wie ich eben herausfand, gibt es selbst für meine unabgelautenen Ünste und Ünfte historisch gewachsene Vorbilder:

dienen -> Dienst
spinnen -> (Ge-)Spinst

Grüße in die Runde,

Amelie
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-13, 00:37:03
Hallo Gemeinde,

es hebt sich der Vorhang und ich stelle vor: die Zwillingsschwestern von Unft und Unst -- Urst und Ulst!

Beide sind historisch belegt:

wellen -> Wulst
schwellen -> (Ge-)Schwulst
dorren -> Durst

Dies öffnet einer großen Anzahl von Worten die Tür zur starken Substantivur, es seien als Beispiele genannt:

ballen -> Balst
bellen -> Bulst
brüllen -> Brulst
drillen -> Drulst
erhellen -> Erhulst
fällen -> Fulst
fallen -> Falst
füllen -> Fülst
gellen -> Gulst
gesellen -> Gesulst
grollen -> Grulst
hallen -> Halst
hüllen -> Hulst
killen -> Kulst
knüllen -> Knülst
knallen -> Knulst
lallen -> Lulst
prallen -> Prulst
quellen -> Quulst
rollen -> Rulst
schellen -> Schulst
schallen -> Schalst
schmollen -> Schmulst
schnellen -> Schnulst
schnallen -> Schnalst
sollen -> Sulst
stellen -> Stelst
stillen -> Stulst
tollen -> Tulst
trollen -> Trulst
vergällen -> Vergulst
verzollen -> Verzulst
wollen -> Wolst (wg. wellen)

Weiters:

plärren -> Plurst
sperren -> Spurst
zerren -> Zurst

Es gäbe sogar noch die Molg, damit aus Substantiven Verben rückzuzüchten, z.B. "werren" oder "wörren" für "Wurst herstellen". "spennen" für "herumgeistern", "wannen" für "an Gewicht zulegen" (NB: die beiden letzteren ohne Ablut).

Zu guter Letzt (und damit reicht's für heute) öffnet uns (Ge-)Schwulst eine weitere Tür: das konkretere Substantiv wird mit Ge- kennzgeinchen, z.B.:

lehren -> Lurst (Gelehrsamkeit), Gelurst (Lehre).

Gute Nacht wünscht

Amelie
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Günter Gans in 2006-05-19, 00:38:44
Zitat von: AmelieZapf in 2006-05-12, 21:43:23
Das steht hier (http://www.mmmann.de/Sprache/Humor/Neubildungen/Neubildungen.html#3).

Ach so, DER Mann. Joh, guter Mann, das. Auch seine nach oben offene Kolumne (http://www.mmmann.de/Kolumnen/OffeneFrage/OffeneFrage.pdf) und sein Fränkisch-Sprachkurs (http://www.phil.uni-erlangen.de/~p2tewi/unimax/unimax-archiv.beitrag_fraenkischkurs.mp3) haben mich sehr gespießen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-05-19, 19:57:18
Hallo zusammen,

vor ein paar Wochen schon (bevor ich hier schrieb, also) kam mir auch ein schönes altes Paradigma unter, das Substantive aus Adjektiven erzeugt. Die Rede ist von ~selig -> ~sal. Das geht hin- und rückwärts.

Eine unvollständige Liste (Sternchen markieren Neuschupfe), geornden nach aufsteigender Absard:

mühselig -> Mühsal
trübselig -> Trübsal
scheuselig (vermutlich zu scheußlich kontrahiert) -> Scheusal
labselig* -> Labsal
rinnselig* -> Rinnsal
rührselig -> Rührsal*
saumselig -> Saumsal*
habselig -> Habsal*
armselig -> Armsal*
redselig -> Redsal*
leutselig -> Leutsal*
wirrselig* -> Wirrsal
drangselig* -> Drangsal
feindselig -> Feindsal*
schickselig* -> Schicksal
duselig -> Dusal*
dusselig -> Dussal*
gruselig -> Grusal*
kieselig -> Kiesal*
bruchselig* -> Bruchsal
siselig* -> Sisal

Grüße,

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-05-31, 18:21:35
Nicht zu vergessen:
hörselig - Hörsaal
oh, das war aber jetzt ein Tippfehler!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2006-05-31, 20:15:50
Zitat von: AmelieZapf in 2006-05-19, 19:57:18
Hallo zusammen,
vor ein paar Wochen schon (bevor ich hier schrieb, also) kam mir auch ein schönes altes Paradigma unter, das Substantive aus Adjektiven erzeugt. Die Rede ist von ~selig -> ~sal. Das geht hin- und rückwärts.
Hai Amelie, würfest du mal einen Blick auf das Brett "Über die GSV" und in den Faden "Enttausch" #12, dann wüsstest du um unsere geistige Nähe.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-06-01, 11:26:52
Hallo Ku,

Zitat von: Ku in 2006-05-31, 20:15:50
Hai Amelie, würfest du mal einen Blick auf das Brett "Über die GSV" und in den Faden "Enttausch" #12, dann wüsstest du um unsere geistige Nähe.

der Punkt geht an Dich! Wir sollten unsere schönen Adjekt- und Substantive einmal schön zusammenstellen.

Gruß,

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Ku in 2006-06-01, 22:41:14
Hei Amy
Zitat von: AmelieZapf in 2006-06-01, 11:26:52
Hallo Ku,
Wir sollten unsere schönen Adjekt- und Substantive einmal schön zusammenstellen.
Gruß,
Amy
Wir sind ja noch gar nicht fertig mit ,,..ei", ,,..enz" und ,,..anz", wie man in diesem Faden ab #145 nachlesen kann.
Du bist unvoreinge-Nomen. Mach mal einen Vorschlach.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-06-01, 23:48:13
Zitat von: Ku in 2006-06-01, 22:41:14
Mach mal einen Vorschlach.
Eine Vorschlacht?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-06-21, 12:44:46
Hallo zusammen,

Mr. Magoo bemerkte einmal die Herkuft von Nomen auf *-V-ft von Verben auf *-V-ben. Zum Bsp:

treiben -> Trift
schreiben -> Schrift
geben -> Gift
haben -> Haft

Das Ganze gibt's nun auch brachialabgelauten, als Pendant zu den Ünften, Ünsten, Ürsten und Ülsten, die Üfte:

graben -> Gruft
schieben -> Schuft (vermute ich)
leben -> Luft (kann gut sein).

Jetzt können wir übertragen und uns neue Verben schaffen nach der Nomen Bild:

dieben/daben -> Duft
kraben -> Kraft
saben -> Saft (er steht in Saft und Kraft -> er säbt und kräbt! :D )
taben -> Taft

Schade ist's um schaben -> Schaft und stieben -> Stift. Die sind schon anders belegt.

HALT! Widerruf! Nachtrag: Schaft kann schon von schaben kommen. Ehemals mag ein Schaft (für meinetwegen eine Schaufel) ein simpler Ast gewesen sein, von dem man die Rinde vorher abgeschabt hat.

Der umgekehrte Prozeß geht natürlich auch:

beben -> Buft
bleiben -> Blift
glauben -> Gluft (damit ist das schwächliche "der Glauben" endlich weg)
heben -> Huft (Heft ist schon belegt)
kleben -> Kleft (Kluft ist schon belegt)
lieben -> Lift :) Aerosmith - die Legende lebt
loben -> Loft (auch nett, wir können ja das aus dem Englische eingedrungene Loft wieder wegdrängen)
proben -> Proft, Pruft
rauben -> Ruft
reiben -> Rift
schrauben -> Schruft
schweben -> Schwift
sieben -> Sift (kann es durchaus schon einmal gegeben haben, kommt mir bekannt vor)
stäuben/stauben -> Stuft (Zwei Krapfen bitte, aber sparen Sie sich die Zuckerbestuft)
sträuben -> Struft (Trotz heftiger Struft wurde der Einbrecher verhaften)
streben -> Strift
traben -> Truft
trüben -> Trüft
üben -> Uft (macht den Meister!)
weben -> Wuft

Grüße,

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Bertl in 2006-06-21, 19:27:42
Zitat von: AmelieZapf in 2006-05-13, 00:37:03
Hallo Gemeinde,

wellen -> Wulst
schwellen -> (Ge-)Schwulst
dorren -> Durst

lehren -> Lurst (Gelehrsamkeit), Gelurst (Lehre).

Gute Nacht wünscht

Amelie

Ihr Lieben!
Ein wenig Pfeifers 'Etymologisches Wörterbuch des Deutschen' durchgeblartten - und gleich findet sich eine Mögleick mehr.

Zwei Beispiele:

brummen (einen tiefen Ton hervorbringen, ..., summen) - Brunft: "Mhd. brunft ist unter Hinzufügung (Hinzufug) eines Gleitlautes -f- und nachfolgendem Wandel von m zu n (wie bei Vernunft, Zunft, ...) ablautendes ti-Abstaktum zu mhd. bremen 'brummen, brüllen' (s. Bremse1, brummen); daher eigentl. (eugalnt) 'Begattungsruf'.

kommen - "Kunft  f. 'das Kommen, Ankommen' (selbständiges Substantiv bis ins 19. Jh. ... Ableitung künftig"
Kunft jetzt in Ab-, An-, Aus- (vgl. Auskunftei), Ein- (wohl jetzt nur noch Einkünfte; "mhd. înkumft 'Eintreffen, Ankunft'"), Her-, Nieder-, Überein-, Unter- Zu- (Adj. zukünftig) und Zusammenkunft.

Herzlichst!
Der Berthold    
 




Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-06-21, 19:36:37
Dann vielleicht auch vernehmen - vernommen - Vernunft? Und dann auch Nunft von Nehmen, Schwunft von Schwimmen, Klunft von Klemmen, Glunft von Glimmen?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2006-06-21, 20:03:57
Zitat von: Bertl in 2006-06-21, 19:27:42
Ihr Lieben!
Ein wenig Pfeifers 'Etymologisches Wörterbuch des Deutschen' durchgeblartten - und gleich findet sich eine Mögleick mehr.

Zwei Beispiele:

brummen (einen tiefen Ton hervorbringen, ..., summen) - Brunft: "Mhd. brunft ist unter Hinzufügung (Hinzufug) eines Gleitlautes -f- und nachfolgendem Wandel von m zu n (wie bei Vernunft, Zunft, ...) ablautendes ti-Abstaktum zu mhd. bremen 'brummen, brüllen' (s. Bremse1, brummen); daher eigentl. (eugalnt) 'Begattungsruf'.

kommen - "Kunft  f. 'das Kommen, Ankommen' (selbständiges Substantiv bis ins 19. Jh. ... Ableitung künftig"
Kunft jetzt in Ab-, An-, Aus- (vgl. Auskunftei), Ein- (wohl jetzt nur noch Einkünfte; "mhd. înkumft 'Eintreffen, Ankunft'"), Her-, Nieder-, Überein-, Unter- Zu- (Adj. zukünftig) und Zusammenkunft.

Herzlichst!
Der Berthold    
Schullwitz-Alarm!
Genau um solche Ünfte ging's in diesem Faden bereits ab Antwort 163.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-06-21, 20:13:59
Zitat von: VerbOrg in 2006-06-21, 20:03:57
Schullwitz-Alarm!
Genau um solche Ünfte ging's in diesem Faden bereits ab Antwort 163.
Stimmt. Die von mir genannten Beispiele Nunft, Klunft, Schwunft fehlten aber alle noch. Es ist also noch viel zu tun!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2006-06-21, 20:24:50
Nachdem wir ja auch schon Ülnfte hatten, wie wär's noch mit Ürnften?

dämmern - Durnft
hämmern - Hurnft

Als sich die Durnft langsam über die Schmiede sachte, ward die Hurnft eingestollen und der Feierabend eingeliuten.


Geht natürl auch mit Ülnsten und Ürnsten:

tunneln - Tulnst
donnern - Durnst

Durch geschickte Tulnst des Balles war der O-beinige Torhüter überlisten. Eine gewaltige Durnst des Beifalls erscholl. (Naturl nicht für den Torwart.)
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-06-21, 20:39:45
Zitat von: VerbOrg in 2006-06-21, 20:24:50
Nachdem wir ja auch schon Ülnfte hatten, wie wär's noch mit Ürnften?

dämmern - Durnft
hämmern - Hurnft

Als sich die Durnft langsam über die Schmiede sachte, ward die Hurnft eingestollen und der Feierabend eingeliuten.


Geht natürl auch mit Ülnsten und Ürnsten:

tunneln - Tulnst
donnern - Durnst

Durch geschickte Tulnst des Balles war der O-beinige Torhüter überlisten. Eine gewaltige Durnst des Beifalls erscholl. (Naturl nicht für den Torwart.)

Und dann bitte nicht die letzte Konsequenz vergessen:
fensterln - Fsturlnst
Auch sehr brauchbar für Alle Kühe mit maximaler Buchstabenzahl.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2006-06-21, 20:44:30
Schreib doch mal ein Alliko damit. Wär doch auch mal was. Das F ward bislang noch nicht verworsten.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-06-21, 20:49:24
Zitat von: VerbOrg in 2006-06-21, 20:44:30
Schreib doch mal ein Alliko damit. Wär doch auch mal was. Das F ward bislang noch nicht verworsten.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich mit Allen Köhen noch nicht anfreunden kekünn. Die Kühe scheinen mir mehr poetisches Potenzial zu bieten.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-06-21, 20:54:49
Leute, diese Ableitungen sind wirklich klasse! Leider hat sich auf der Substantivseite bisher nix Weiteres getan, weil... naja, auf dem Faden steht zwar "systematisch" drauf, aber seit der kreativen Explosion hier stimmt das nicht mehr so richtig, zumindest für meine beschlagenen Eulenaugen. ;)

Auf der Substantivseite ist das Prinzip ja "aus Substantiv (lang) mach Substantiv (kurz)". Typischerweise läuft das ja per "Rückzüchtung" mit einem Verb als Zwischenstufe.

Ich bitte um Prüfung/Diskussion: Sollten wir mit Blick auf die jüngsten Entwalcke die Ausrichtung der Seite auf "aus Verb mach Substantiv anhand vieler schöner alter (und neuer?) Ableitungsmuster - und umgekehrt", so wie sich auf der Numeriseite Singular und Plural wechselseitig befruchten? Dazu dann eine Tabellenspalte, die die Bedeutung erklärt bzw. das ersotzene, umständliche, lange Substantiv aufführt?

Oder ist für all die neuen Entwulcke eine ganz neue Rubrik sinnvoll?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Bertl in 2006-06-22, 13:35:37
Zitat von: VerbOrg in 2006-06-21, 20:03:57
[Schullwitz-Alarm!
Genau um solche Ünfte ging's in diesem Faden bereits ab Antwort 163.
Ja eh, gestern verhurnd das Fußballspiel (Argentienien - Niederlande), daß ich viele Eurer Sachen auch nur überflogen hätte. Aber um etwas ging's in dem Faden ab Antwort 163 noch nicht: um nette Ableute. Sondern das purzelt alles ein bisserl (caru: 'ein bissi') wie Kraut und Rüben daher.
Herzlichst!
Euer Berthold  
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-06-22, 13:53:04
Zitat von: Kilian in 2006-06-21, 20:54:49
Leute, diese Ableitungen sind wirklich klasse! Leider hat sich auf der Substantivseite bisher nix Weiteres getan, weil... naja, auf dem Faden steht zwar "systematisch" drauf, aber seit der kreativen Explosion hier stimmt das nicht mehr so richtig, zumindest für meine beschlagenen Eulenaugen. ;)

Auf der Substantivseite ist das Prinzip ja "aus Substantiv (lang) mach Substantiv (kurz)". Typischerweise läuft das ja per "Rückzüchtung" mit einem Verb als Zwischenstufe.

Ich bitte um Prüfung/Diskussion: Sollten wir mit Blick auf die jüngsten Entwalcke die Ausrichtung der Seite auf "aus Verb mach Substantiv anhand vieler schöner alter (und neuer?) Ableitungsmuster - und umgekehrt", so wie sich auf der Numeriseite Singular und Plural wechselseitig befruchten? Dazu dann eine Tabellenspalte, die die Bedeutung erklärt bzw. das ersotzene, umständliche, lange Substantiv aufführt?

Oder ist für all die neuen Entwulcke eine ganz neue Rubrik sinnvoll?
Das war mir noch nicht ganz klar gewesen.
Zu den von mir eingeführten Beispielen:
Nunft = Nahme, auch verwendbar in Komposita wie Nachnunft, Übernunft etc. Steht also anstelle eines existierenden Substantivs
Klunft = Klemmung, auch verwendbar in Komposita wie Beklunft, Verklunft usw. Auch hier wird ein existierendes Substantiv ersetzt :-\
Schwunft = Schwimmen(gehen)
Fsturlnst = Gefährliche Aktivität eines Liebhabers am Fenster der Geliebten, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Fensterln :-*
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2006-06-22, 14:51:23
Zitat von: Agricola in 2006-06-21, 20:49:24

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich mit Allen Köhen noch nicht anfreunden kekünn. Die Kühe scheinen mir mehr poetisches Potenzial zu bieten.

Den ganzen Tag nur Requiem ist doch auch fad, ein Shantie zwischendurch - das erfrischt!
Daß das Haiko ein geringeres 'poetisches Potential' hat, halte ich für ein Gerücht.  :D
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-06-23, 10:20:14
Hallo Kilian,

Zitat von: Kilian in 2006-06-21, 20:54:49
Auf der Substantivseite ist das Prinzip ja "aus Substantiv (lang) mach Substantiv (kurz)". Typischerweise läuft das ja per "Rückzüchtung" mit einem Verb als Zwischenstufe.

Wir müssen unterscheiden: Wurde das Substantiv aus einem Adjektiv gebolden (wie auf der bisherigen Substantivseite bei Punkt 2.1, 2.2, 2.3, 2.11, 2.12) oder aus einem Verb oder dessen PPP (2.4, 2.5, 2.6 fehlt!!!, 2.7 (die meisten), 2.8, 2.9. 2.10, 2.13 (Kommentur: Anstatt aus einem Verb erst mit -bar ein Adj. und dann mit -keit ein Subst. zu machen, bilden wir direkt mit -bur/-bark), 2.16, 2.17). Wenige leiten sich auch aus anderen Substantiven her (2.14, eine Gesamtheit) oder haben vielfach gar keinen spontan erkennbaren Ursprung in einer anderen Wortart (2.15).

Hier gilt's, zunächst Differenzur zu schaffen: Auftiel in ebendiese Kategorien, anstatt der ewigen Zurst von Punkt 2. Dann kann man weiter gliedern: beim adjektivogenen Substantiv (der neue, kürzere Punkt 2) ist's nicht nötig, da es immer die konkrete Eigenschaft bezeichnet, die das Adjektiv benennt.

Beim verbigenen Substantiv (Punkt 3) wird's interessanter. Das ursprüngliche Verb bezeichne ich ab hier als Stammverb. Das kann verschiedene Bedautsrichtungen annehmen:

3.1: Perfekt Passiv: bezeichnet den Zustand, nachdem die im Stammverb bezeichnete Handlung durchgefohren wurde. Hierunter fällt das bisherige 2.4.

3.2: Präsens Aktiv: bezeichnet den Akt des durchs Stammverb bezinchenen Tuns selbst (ist also sozusagen ein Gerund, quasigerundium, ein Abstraktum) oder gar das Produkt der Handlung (quasifuturum, ein konkreter Gegenstand), hierunter fallen 2.5, 2.16, 2.17 (die "ernstgemeinten", aus dem Lat.), 2.7, sowie 2.8, 2.10 und die neuen Üfte, Ünste, Ürste, Ünfte und Ülste (autochthon deutsch); nebst deutscher Endung für Fremdwort (2.9). Quasigerundium und Quasifuturum sind meist nicht genau zu trennen, z.B. kann Publikation/Pfappleich sowohl den Akt des Publizierens als auch das fertige Publikat in gedruckter Form meinen. Bei den neuen Üften, Ünsten, Ürsten, Ünften und Ülsten beut sich die Molg an, bei Bedautsunkläre das Quasifuturum mit dem Präfix Ge- zu versehen, analog "Geschwulst". Und, wie oben schon verwandt, bei 2.5 kekünne man das Quasifuturum einfach durch die Endung -at kelnnt machen: Publikat.

3.3: Präsens Passiv quasiirreale: bezeichnet die Molg bzw. Suszeptalb des (meist im Genitiv genannten) eigentlichen Gegenstands der Rede, das vom Stammverb bezinchene Tun über sich ergehen zu lassen. Bsp.: 2.13, in Teilen auch 2.11.

Punkt 4 wäre dann das substantivogene Substantiv, z.B. als Ausdruck einer Gesamtheit, wie in 2.14.

Punkt 5 wären Substantive, die in keine der vorgenannten Kategorien passen (2.15).

Zitat von: Kilian in 2006-06-21, 20:54:49
Ich bitte um Prüfung/Diskussion: Sollten wir mit Blick auf die jüngsten Entwalcke die Ausrichtung der Seite auf "aus Verb mach Substantiv anhand vieler schöner alter (und neuer?) Ableitungsmuster - und umgekehrt", so wie sich auf der Numeriseite Singular und Plural wechselseitig befruchten? Dazu dann eine Tabellenspalte, die die Bedeutung erklärt bzw. das ersotzene, umständliche, lange Substantiv aufführt?

Oder ist für all die neuen Entwulcke eine ganz neue Rubrik sinnvoll?

Wenn man die Seite umstrukturöre, wie oben angegeben, fügen sich die neuen Entwulcke nahtlos ein. Das soll uns allerdings nicht an solchen Tabellen hindern.

Grüße,

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Bertl in 2006-06-23, 11:59:43
Zitat von: AmelieZapf in 2006-06-23, 10:20:14
Hallo Kilian,
(...)!!
Grüße,

Amy

Liebe Amy!
Wundersam! Der Aufsatz ist echte Paralinguistik!
  - Ein ganz lieber Zoologieprofessor schrieb einmal einen Artikel zum Thema: Die Kampfleiche beim Klavierüben trügen, nein, tragen zur Kempff*lachsaß des Denkens bei. Heinz G. Tunner hat offenbar recht!
Herzlichst!
  Der Berthold
*nur für die anderen: Wilhelm Kempff, 1895 (Jüterbog)-1991 (Positano), großer deutscher Pianist. Die Komplexität führt zur Kempfflachsaß, weil der Meister nach schwierigen Klavierkonzerten oder z.B. nach Beethovens Hammerklaviersonate (Opus 106) immer sehr gut spies; und ein Lachs war vor vierzig, fünfzig Jahren noch was.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-06-26, 10:35:01
Hallo zusammen, insonders lieber Kilian, dem ich antworte:

Zitat von: Kilian in 2006-06-21, 20:54:49
Auf der Substantivseite ist das Prinzip ja "aus Substantiv (lang) mach Substantiv (kurz)".

Ich hoffe, daß das nicht das wahre Prinzip ist. Wir wollen nicht nur verkürzen. Wir wollen Nachsilbenwirrwarr durch starke Ablaute/Auflaute ersetzen. Nur so wird Sprache wahrlich stark.

Zitat von: Kilian in 2006-06-21, 20:54:49
Ich bitte um Prüfung/Diskussion:

Ich hoffe, daß bald mal darüber diskutoren wird, denn die Substantivseite harrt seit längerem der Verborß. Langsam komme ich mir vor, als trügen außer mir hier nur sehr wenige mit Eigenvorschlägen bei, und monologis mag ich auch nicht ieren. Wo bleibt das Gedankenduell, der Sportsgeist?

Grüße in die Runde,

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-06-26, 10:38:39
Hallo Bertl,

Zitat von: Bertl in 2006-06-23, 11:59:43
Die Kampfleiche beim Klavierüben trügen, nein, tragen zur Kempff*lachsaß des Denkens bei.

Wenn das "bei der Klavieruft" hieße, wärst Du schon sehr nahe an meiner idealtypischen Vorstellung. "des Denkens" ist auch ein Quasigerundium, welches wir mit "der Dunk" resp. "der Dink" schön stärken könnten.

Grüße,

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: amarillo in 2006-06-26, 10:51:19
Zitat von: AmelieZapf in 2006-06-26, 10:35:01
Ich hoffe, daß bald mal darüber diskutoren wird, denn die Substantivseite harrt seit längerem der Verborß. Langsam komme ich mir vor, als trügen außer mir hier nur sehr wenige mit Eigenvorschlägen bei, und monologis mag ich auch nicht ieren. Wo bleibt das Gedankenduell, der Sportsgeist?

Nicht jedes Thema muß jeden Kollegen zwangsläufig gleichermaßen peitschen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-06-26, 11:15:32
Zitat von: AmelieZapf in 2006-06-26, 10:38:39
Hallo Bertl,

Zitat von: Bertl in 2006-06-23, 11:59:43
Die Kampfleiche beim Klavierüben trügen, nein, tragen zur Kempff*lachsaß des Denkens bei.

Wenn das "bei der Klavieruft" hieße, wärst Du schon sehr nahe an meiner idealtypischen Vorstellung. "des Denkens" ist auch ein Quasigerundium, welches wir mit "der Dunk" resp. "der Dink" schön stärken könnten.

Grüße,

Amy
Aber dieser Masch aus Latein und Deutsch bei "Klavieruft" scheint mir noch sehr verburßfähig. Wie wäre es mit "Klavi-exerzur" oder "Tastuft"?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Bertl in 2006-06-26, 11:38:49
Zitat von: AmelieZapf in 2006-06-26, 10:38:39
Hallo Bertl,

Zitat von: Bertl in 2006-06-23, 11:59:43
Die Kampfleiche beim Klavierüben trügen, nein, tragen zur Kempff*lachsaß des Denkens bei.

Wenn das "bei der Klavieruft" hieße, wärst Du schon sehr nahe an meiner idealtypischen Vorstellung. "des Denkens" ist auch ein Quasigerundium, welches wir mit "der Dunk" resp. "der Dink" schön stärken könnten.
Grüße,
Amy
Liebe Amy! Bändigerin der schwarzweißen Bestie[n]!
Ganz ohne Störnk schreibe ich: Die Klavieruft (ein Instrument - das ich nun nicht verwandeln will - ruft, daß molgst vierhangd drauf gespolen werde - während die 'Klavierunft' ja warlk wenig recessus narrativi böte), die ist sehr & ganz in Urnd! Für Dich. - Ich für mich darf sie dennoch nicht verwenden, denn mich rief das Kavier so gut wie nie; bei mir hatte das Klavierüben immer den kotzsauren Geschmack der Klavie-Rüben. Auf daß hier auch einmal ein Ka lauere.
Bei den Klavierzimmern unserer Músikschule (so betun das der Bürgermeister) hieß es für mich winterreuls (< winterreislich) stets: "Fremd bin ich eingezogen, / Fremd zieh' ich wieder aus."
Irgendwo hast Du auch geschrieben, Du kommest Dir vor, als schreibest allein DU ernsthaft erneuernde Beiträge. Tja, der Gedanke ist dem Bertl nicht fremd...
Herzlichst!
Berthold Franz Rainer Urban Norbert Joannes Janecek



Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-06-26, 13:16:33
Hallo zusammen,

Zitat von: amarillo in 2006-06-26, 10:51:19
Nicht jedes Thema muß jeden Kollegen zwangsläufig gleichermaßen peitschen.

Nicht ich, sondern der Scheff begahr Diskurs. Auch verlangte ich nicht von Dir, Dich masoch zu ieren.

Zitat von: Agricola in 2006-06-26, 11:15:32
Aber dieser Masch aus Latein und Deutsch bei "Klavieruft" scheint mir noch sehr verburßfähig. Wie wäre es mit "Klavi-exerzur" oder "Tastuft"?

Wenn Latein und Deutsch gemoschen werden, macht mir das wenig aus. Wenn man das nicht dedürfe, memüsse man auch unsere gesamten schönen ieren-Komposita dem Vergaß anheimgeben, da diese ja meist lateinischen Ursprungs sind, aber deutsch konjugoren.

Dasselbe gilt für mich bei griechisch-deutschen Mischmäschen (-> auf die Numeri-Liste).

Zitat von: Bertl in 2006-06-26, 11:38:49
bei mir hatte das Klavierüben immer den kotzsauren Geschmack der Klavie-Rüben.

Bei mir den exquisit-exotischen des Klaviars.

Zitat von: Bertl in 2006-06-26, 11:38:49
Irgendwo hast Du auch geschrieben, Du kommest Dir vor, als schreibest allein DU ernsthaft erneuernde Beiträge. Tja, der Gedanke ist dem Bertl nicht fremd...

Allein habe ich nicht gesagt. Nur daß es nicht viel konstruktiv-erweiternde Resonanz gab bei dem Thema (manche jedoch war hervorragend, z.B. die konsonantische Erwurt des Paradigmas: dämmern -> Durnft). Für diese sei gedankt.

Grüße,

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-06-26, 15:13:50
Antwort #206 reicht mir auch fürs Erste, danke dafür, liegt ausgedrocken auf meinem 'To do'-Stapel.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-06-30, 16:00:38
Die Verbzeuge (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?board=5;action=display;threadid=635) auf -el werden überdies einen trefflichen Punkt 3.4 abgeben. Oder 3.5, wenn man unter 3 Handlungssubstantive und Ergebnissubstantive in 3.3 und 3.4 aufteilt.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-07-01, 09:21:45
Hallo Scheff,

Zitat von: Kilian in 2006-06-30, 16:00:38
Die Verbzeuge (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?board=5;action=display;threadid=635) auf -el werden überdies einen trefflichen Punkt 3.4 abgeben. Oder 3.5, wenn man unter 3 Handlungssubstantive und Ergebnissubstantive in 3.3 und 3.4 aufteilt.

jawohl. Die Aufteilung würde ich aber nicht vornehmen, da das oft im Einzelfall nur nuanciert unterschieden werden kann.

Außerdem gibt es noch eine andere Methode 3.3-er-Substantive zu bilden: unter Abhackung der Endung "en", eventuellem Endkonsonantenverdulpp und Ablaut. Bsp. reiten - der Ritt, schreiten - der Schritt.

Grüße,

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-07-24, 11:55:07
Scheff, wo Du gerade an den Nomina laborierst:

Neues Paradigma für Substantive auf -i{c}ität: Ersetzen durch -u{c}t und Ablaut im Wortstamm. Also wird:
Bei fehlendem Endkonsonanten im Wortstamm ersetzt der Ablaut des letzten Wortvokals das u in der Endung: Fluidität->Fliet.

Grüße,

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-07-24, 23:07:22
Mist, die lassen sich nicht alle von Adjektiven ableiten. Also brauchen wir doch noch Regeln schwaches Substantiv → starkes Substantiv. Es sei...

And now, ladies and gentlemen, the lighter side: Der Stork der Region Neckar-Alb! Jeder dritte Ortsname endet hier auf -ingen, das macht einen bei Zugfahrten oder beim Betrachten von Landkarten ganz wuschig. Lieber läse man: Batz, Bel, Darend, Jas, Kab, Matz, Moss, Muns, Pfaff, Pluch, Rault, Sigmur, Toelf, nicht zuletzt Tub... und im Rheinland denn auch Lilch und Sol.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-07-24, 23:27:19
Hallo Kilian,

Zitat von: Kilian in 2006-07-24, 23:07:22
Mist, die lassen sich nicht alle von Adjektiven ableiten. Also brauchen wir doch noch Regeln schwaches Substantiv → starkes Substantiv.

Nein, brauchen wir nicht. Alle adjektivogen:

festivus -> festivitas -> Festivität <- festiv... naja, Analogiebildung, vgl. engl. festive.
(neulat.) electricus -> electricitas -> Elektrizität <- elektrisch
volatilis -> volatilitas -> Volatilität <- volatil
rigidus -> rigiditas -> Rigidität <- rigide

Mach das Ganze völlig rigide adjektivogen.

Grüße,

Amy


Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-07-25, 00:39:16
Schauend, ob nicht auch einzelne -nfte oder -lste Rückzüchte ermöglichten, stieß ich auf interessante Etymologien, die, was die Bedeutung betrifft Ranft mit rahmen und Holst (Stechpalme) mit hüllen in Verbindung bringen. Die Verwandtschaft ist jedoch leider sehr viel indirekter.

Zitat von: VerbOrg in 2006-05-09, 17:38:26
Ist eigentlich amarillos Vorschlag mit der Konsonantenverschiebung schon angenommen? Wenn ja, habe ich da auch noch was:

bammeln -> Balnst
bimmeln  -> Bulnst

trommeln -> Trulnst

sammeln -> Sulnst
(rein)semmeln -> (Rein-)Selnst

Bei amarillo gab's gar keinen Konsonantenverschub.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-07-25, 00:46:15
Zitat von: AmelieZapf in 2006-07-24, 23:27:19festivus -> festivitas -> Festivität <- festiv... naja, Analogiebildung, vgl. engl. festive.
(neulat.) electricus -> electricitas -> Elektrizität <- elektrisch
volatilis -> volatilitas -> Volatilität <- volatil
rigidus -> rigiditas -> Rigidität <- rigide

Also, SO geht's natürlich auch! :D Ich seh schon, ihr wollt das Neutsche auf lateinische Fundamente stellen, du und Agricola. ;) Nee, Spaß, gefällt mir, so mach ich's.

Smuss übrings Rigut heißen, nicht Rigadut.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-07-25, 01:01:25
Zitat von: Kilian in 2006-07-25, 00:39:16
Bei amarillo gab's gar keinen Konsonantenverschub.

Außerdem muß es in den vorgenannten Fällen Balnft, Bulnft, Trulnft, Sulnft und Selnft heißen. Ranft und Holst sind natürlich auch sehr nett...

Zitat von: Kilian in 2006-07-25, 00:46:15
Ich seh schon, ihr wollt das Neutsche auf lateinische Fundamente stellen, du und Agricola. ;)

Ist dagegen was einzuwenden? Latein hat schon anderen aus der geistigen Umnachtung geholfen, deshalb sollte man's befördern.

Zitat von: Kilian in 2006-07-25, 00:46:15
Smuss übrings Rigut heißen, nicht Rigadut.

'Tschalgd, my bad. Aber Rigut heißt's auch nicht, gemäß Ablautregel heißt's Ragut.

Grüße von

Amy

die gerade bei einem Glas fränkischem Silvaner sowie einem Pfeifchen "Peterson's University Flake" mächtig entspannt.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-07-25, 01:37:32
Zitat von: Kilian in 2006-07-24, 23:07:22
And now, ladies and gentlemen, the lighter side: Der Stork der Region Neckar-Alb! Jeder dritte Ortsname endet hier auf -ingen, das macht einen bei Zugfahrten oder beim Betrachten von Landkarten ganz wuschig. Lieber läse man: Batz, Bel, Darend, Jas, Kab, Matz, Moss, Muns, Pfaff, Pluch, Rault, Sigmur, Toelf, nicht zuletzt Tub... und im Rheinland denn auch Lilch und Sol.
Und in Baden natülr auch! Mein altes Heimatdorf heißt dann Kroz. Es gibt dann auch im Schwarzwald einen Ort namens S. Was machen wir mit Biengen, Tiengen, Furtwangen etc.?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-07-25, 23:24:53
Im Scherz wolnd ich letztens die Berufsbezinch ,,Kinderbetreuerin" zu ,,Kinderbetröse" (alternative Schreibwies: -betreuse). Das männliche Äkwivalent wäre dann, analog zu Frisör / Frisöse, der Kinderbetrör. Dies lässt sich schick anwenden auf alle Verben, die auf –euen enden (ist mal was anderes, als ständig diese –ieren-Verben). Die handelnde Person heißt dann also jeweils wie folgt (m. / f.):

betreuen – Betrör / Betröse
streuen – Strör / Ströse
bereuen – Berör / Beröse
einbleuen – Einblör / Einblöse
freuen – Frör / Fröse
erneuen – Ernör / Ernöse
scheuen – Schör / Schöse
veruntreuen – Veruntrör / Veruntröse


Das geht mit –auen genauso gut:

bauen – Bör / Böse
flauen – Flör / Flöse
schauen – Schör / Schöse
(die Homonümie zu scheuen nehme ich in Kauf)
hauen – Hör / Höse
stauen – Stör / Stöse
trauen – Trör / Tröse
verdauen – Verdör / Verdöse
klauen – Klör / Klöse
kauen – Kör / Köse
sauen – Sör / Söse
grauen – Grör / Gröse
tauen – Tör / Töse
mauen – Mör / Möse


Bei Verben auf –euern / –auern kekünne man –örr / –örse verwenden:

feuern – Förr / Förse
heuern – Hörr / Hörse
scheuern – Schörr / Schörse
steuern – Störr / Störse
teuern – Törr / Törse
säuern / sauern – Sörr / Sörse
   
dauern – Dörr / Dörse
lauern – Lörr / Lörse
kauern – Körr / Körse
mauern – Mörr / Mörse
trauern – Trörr / Trörse
bildhauern – Bildhörr / Bildhörse
nassauern – Nassörr / Nassörse
kalauern – Kalörr / Kalörse


Man bilde die Geldbörse zurück zu: geldbauern.


Auf –eueln gips nix, nur auf –äueln, man kekünne –orl / –ölse verwenden:

gräueln – Grorl / Grölse
knäueln – Knorl / Knölse



Mörr / Mörse zu mauern weist schon starke lautle Ahnlik mit Mörtel auf, deshalb kekünne man das Mittel, Material oder Werkzeug zu Verben auf –euern / –auern bequem mit –örtel enden lassen:

mauern – Mörtel
bildhauern – Bildhörtel
: Ein Meißel oder Beitel
steuern – Störtel: Lenker, Lenkrad

usw.

Bei Verben auf –euen / –auen verwende man –ötel:

streuen – Strötel: Statt des schnöden Salzstreuers, aber auch evtl. das, was man ausstreut
einbleuen – Einblötel: Ein Rohrstock
schauen – Schötel: Eine Sehhilfe wie z.B. eine Brille oder ein Fernglas
klauen – Klötel: Werkzeug zum Verüben eines Diebstahls
tauen – Tötel: Hilfsmittel zum Auftauen Gefrorenems, z.B. eine Mikrowelle, ein Fön
kauen – Kötel: z.B. ein Gebiss

usw.

Es fehlen noch die Anden der Durchfuhr und des Resultats. Ich bitte um Hülfe!
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-07-25, 23:46:38
Auch die Verben auf –ehen haben eine Substantivust verdenen. In Anlahn an Bertls kaudale Konsonanten kreierende Konjugation (http://verben.texttheater.net/v3/kkkk.htm) memüsse man für das Resultat der Halnd schlussfolgern:

gehen – Gang
sehen – Sang
drehen – Drang
stehen – Stang
wehen – Wang
beehen – Beang
blähen – Blang
bähen – Bang
krähen – Krang
mähen – Mang
(Homonümie mit dem dim. Sing. von Menge – mir doch egal!  ;D)
nähen – Nang
spähen – Spang



Hier tritt ein Problem auf: der (Ge-)Sang ist bereits belågen durch singen, Drang durch drängen oder dringen. Man kekünne auf sehen – Sicht zurückgreifen und bilden:

gehen – Gicht
sehen – Sicht
drehen – Dricht
stehen – Sticht
wehen – Wicht
beehen – Beicht
blähen – Blicht
bähen – Bicht
krähen – Kricht
mähen – Micht
nähen – Nicht
spähen – Spicht


Beide Forme können Koexist ieren, die And -icht ist als Intensivum zu deuten.

Die ausführende Person kekünne ein –änger (m.) oder eine –ange (f.) sein:

gehen – Gänger / Gange
sehen – Sänger / Sange
(oh je, schon wieder das Problem mit singen)
drehen – Dränger / Drange
stehen – Stänger / Stange
wehen – Wänger / Wange
beehen – Beänger / Beange
blähen – Blänger / Blange
bähen – Bänger / Bange
krähen – Kränger / Krange
mähen – Mänger / Mange
nähen – Nänger / Nange
spähen – Spänger / Spange


Oder intensiv –acht (m.) bzw. eine –ucht (f.):

gehen – Gacht / Gucht
sehen – Sacht / Sucht
(kann man mit sehen eigelnt was anfangen, ohne Probleme zu kriegen?)
drehen – Dracht / Drucht
stehen – Stacht / Stucht
wehen – Wacht / Wucht
beehen – Beacht / Beucht
blähen – Blacht / Blucht
bähen – Bacht / Bucht
krähen – Kracht / Krucht
mähen – Macht / Mucht
nähen – Nacht / Nucht
spähen – Spacht / Spucht


Das zu verwendende Werkzeug kekünne man mit der And –angel oder alternativ, wie unter dem Faden Verbzeuge (http://verben.texttheater.net/forum/index.php?board=5;action=display;threadid=635) erwåhnen, mit –adel (analog nähen – Nadel) als Intensivum ausstatten:

gehen – Gangel / Gadel
sehen – Sangel / Sadel
drehen – Drangel / Dradel
stehen – Stangel / Stadel
wehen – Wangel / Wadel
beehen – Beangel / Beadel
blähen – Blangel / Bladel
bähen – Bangel / Badel
krähen – Krangel / Kradel
mähen – Mangel / Madel
nähen – Nangel / Nadel
spähen – Spangel / Spadel



Erweitern wir obiges auf Verben mit der And –ühen / –uhen erhalten wir für die Resultate (zur allgemeinen Verwurr benutze ich ebenfalls –ucht als And für die intensive Form):

brühen – Brung / Brucht
blühen – Blung / Blucht
glühen – Glung / Glucht
bemühen – Bemung / Bemucht
sprühen – Sprung / Sprucht
verfrühen – Verfrung / Verfrucht
ruhen – Rung / Rucht
buhen – Bung / Bucht
beschuhen – Beschung / Beschucht
muhen – Mung / Mucht
fluhen – Flung / Flucht


Die handelnde Person kekünne man wie folgt bilden:
m./f.: -ünger / -unge
Intensiv m./f.: -ücker / -ucke

brühen – Brünger / Brunge; Brücker / Brucke
blühen – Blünger / Blunge; Blücker / Blucke
glühen – Glünger / Glunge, Glücker / Glucke
bemühen – Bemünger / Bemunge, Bemücker / Bemucke
sprühen – Sprünger / Sprunge, Sprücker / Sprucke
verfrühen – Verfrünger / Verfrunge, Verfrücker / Verfrucke
ruhen – Rünger / Runge, Rücker / Rucke
buhen – Bünger / Bunge, Bücker / Bucke
beschuhen – Beschünger / Beschunge, Beschücker / Beschucke
muhen – Münger / Munge, Mücker / Mucke
fluhen – Flünger / Flunge, Flücker / Flucke


Das Werkzeug wird durch –üngel oder –udel ausgedrocken:

brühen – Brüngel / Brudel
blühen – Blüngel / Bludel
glühen – Glüngel / Gludel
bemühen – Bemüngel / Bemudel
sprühen – Sprüngel / Sprudel
verfrühen – Verfrüngel / Verfrudel
ruhen – Rüngel / Rudel
buhen – Büngel / Budel
beschuhen – Beschüngel / Beschudel
muhen – Müngel / Mudel
fluhen – Flüngel / Fludel



Die wenigen Verben auf –ohen / -öhen behandele man äkwiwalent.

Resultat (einfach / intensiv):

drohen – Drong / Drocht
lohen – Long / Locht
verrohen – Verrong / Verrocht
erhöhen – Erhong / Erhocht
flöhen – Flong / Flocht


handelnde Person (m./f., intensiv m./f.):

drohen – Drönger / Dronge, Dröcker / Drocke
lohen – Lönger / Longe, Löcker / Locke
verrohen – Verrönger / Verronge, Verröcker / Verrocke
erhöhen – Erhönger / Erhonge, Erhöcker / Erhocke
flöhen – Flönger / Flonge, Flöcker / Flocke


Werkzeug:

drohen – Dröngel / Drodel
lohen – Löngel / Lodel
verrohen – Verröngel / Verrodel
erhöhen – Erhöngel / Erhodel
flöhen – Flöngel / Flodel


Es fehlen noch die Anden der Durchfuhr. Ebenfalls Bitte um Hülfe!

Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-07-26, 02:43:16
Vorsicht mit der kKkK: immer schön den Anlaut beachten, nach dem muß sich auch die Endung richten!

Grüße,

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-08-01, 21:09:16
Zitat von: AmelieZapf in 2006-07-26, 02:43:16
Vorsicht mit der kKkK: immer schön den Anlaut beachten, nach dem muß sich auch die Endung richten!

Grüße,

Amy

Stümmt, du hast recht.
Aber es betrifft eigelnt nur:

krähen – Krang Grang

Weiterhin ändere ich diese:

blähen - Blang Blamb
bähen - Bang Bamb
mähen - Mang Mamb
nähen - Nang Namb


spähen - Spang behielte ich gerne bei, in Anlahn an spannen.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Berthold in 2006-08-01, 22:50:32
Lieber Karsten!
Ich gedenk jetzt nur der Zeit, als wir einander mit aberwagtzesten Tmetika quer durch viele Themenkreise jugen, ja hotzen. Das war was, damals! Aygnes hätte sich zwar vielleicht mehr Aaszamies verdunen, als aus amarillos hochgeschotz'nem Denkerhaupt einen Brummschädel zu machen (Wognstens beloh er einiges mok.). Täte aber & andrerseits fast not, mich wognstens jetzt - in einer gewissen Form und nicht nur als Ruf ins Forum hinein - entsch zu uldigen. Ich verbeuge mich. - Besser wär's wohl gewesen, ich hätte mich schon damals antsch geoldagen.  
Grüß Dich Gott! & Gehabt Euch wohl!
Der Berthold
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-08-02, 00:29:17
Hallo Karsten,

vorab: südnt: südneutsch, nordnt: nordneutsch.

Zitat von: Fleischers Karsten in 2006-08-01, 21:09:16
Stümmt, du hast recht.
Aber es betrifft eigelnt nur:

krähen – Krang Grang

Weiterhin ändere ich diese:

blähen - Blang Blamb
bähen - Bang Bamb
mähen - Mang Mamb
nähen - Nang Namb


spähen - Spang behielte ich gerne bei, in Anlahn an spannen.

aber nein! Die kaudalen Konsonanten müssen sich nach den Konsonanten im Anlaut richten, also so:

gehen – Gang
sehen – Sand
drehen – Drand
stehen – Stand (präexistierend)
wehen – Wamb
beehen – Beamb
blähen – Bland
bähen – Bamb
krähen – Greng
mähen – Mamb

nähen – Nand
spähen – Spamb


Die -ichte sind okay.

Die ausführende Person kekünne ein –änger (m.) oder eine –ange (f.) sein:

gehen – Gänger / Gange
sehen – Sänder / Sande
(oh je, schon wieder das Problem mit singen)
drehen – Dränder / Drande
stehen – Ständer / Stande
wehen – Wämber / Wambe
beehen – Beämber / Beambe
blähen – Blämber / Blambe
bähen – Bämber / Bambe
krähen – Grenger / Grange
mähen – Mämber / Mambe
nähen – Nänder / Nande
spähen – Spämber / Spambe


Auch die -achten und -uchten sind gut.

Bei den Verbzeugen sollte Liquida oder Nasal ausfallen (wie in nähen - nand - Nadel):

gehen – Gagel
sehen – Sadel
drehen – Dradel
stehen – Stadel
wehen – Wabel
beehen – Beabel
blähen – Blabel
bähen – Babel
krähen – Grengel
mähen – Mabel
nähen – Nadel
spähen – Spabel


Dann wären die Resultate für die u/ü-Verben

brühen – Brumb
blühen – Blumb
glühen – Glung
bemühen – Bemumb
sprühen – Sprumb
verfrühen – Verfrund (südnt.) / Verfrumb (nordnt.)
ruhen – Rund (südnt.) / Rung (nordnt.)
buhen – Bumb
beschuhen – Beschund
muhen – Mumb
fluhen – Flund (was heißt fluhen?)


Handelnde Personen

brühen – Brümber / Brumbe
blühen – Blünder / Blunde
glühen – Glünger / Glunge
bemühen – Bemümber / Bemumbe
sprühen – Sprümber / Sprumbe
verfrühen – Verfründer / Verfrunde (südnt.), Verfrünger/Verfrunge (nordnt.)
ruhen – Ründer/Runde (südnt.), Rünger / Runge (nordnt.)
buhen – Bümber / Bumbe
beschuhen – Beschünder / Beschunde
muhen – Mümber / Mumbe
fluhen – Flünder / Flunde


Das Werkzeug wird durch –ü*caudalia*el oder –u*caudalia-liquida*el ausgedrocken:

brühen – Brümbel / Brubel
blühen – Blümbel / Blubel
glühen – Glüngel / Glugel
bemühen – Bemümbel / Bemubel
sprühen – Spründel / Sprudel
verfrühen – Verfründel / Verfrudel (südnt.), Verfrüngel / Verfrugel (nordnt.)
ruhen – Ründel / Rudel (südnt.), Rüngel / Rugel (nordnt.)
buhen – Bümbel / Bubel
beschuhen – Beschündel / Beschudel
muhen – Mümbel / Mubel
fluhen – Flündel / Fludel


o/ö-Verben

drohen – Drond / Drocht
lohen – Lond / Locht
verrohen – Verrond / Verrocht (südnt.), Verrong / Verrocht (nordnt.)
erhöhen – Erhong / Erhocht
flöhen – Flond / Flocht


handelnde Person (m./f.)

drohen – Drönder / Dronde, Dröcker / Drocke
lohen – Lönder / Londe, Löcker / Locke
verrohen – Verrönder / Verronde (südnt.), Verrönger / Verronge (nordnt.), Verröcker / Verrocke
erhöhen – Erhönger / Erhonge, Erhöcker / Erhocke
flöhen – Flönger / Flonge, Flöcker / Flocke


Werkzeug:

drohen – Dröndel / Drodel
lohen – Löndel / Lodel
verrohen – Verröndel / Verrodel (südnt.), Verröngel / Verrogel (nordnt.)
erhöhen – Erhöngel / Erhogel
flöhen – Flöngel / Flogel


Grüße sendet

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-08-02, 00:41:20
Das sieht gut aus! Wird vielleicht aufgenommen. ;D

Dir ist da ein bisschen typografisches Fett ausgelaufen, Amy. Ich hab's schönedoren.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-08-02, 00:46:17
Hallo Kilian,
Zitat von: Kilian in 2006-08-02, 00:41:20
Dir ist da ein bisschen typografisches Fett ausgelaufen, Amy. Ich hab's schönedoren.

Hab' dafür tausend Dank.

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2006-08-03, 23:23:28
Jo, das passt! Wieder zwei Dinge unter einen Hut gepocken.

Recht herlzen Dank!

Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-08-05, 17:03:20
Hallo zusammen,

ich stelle wieder mal ein neues Paradigma vor: die -mut. Nach dem Vorbild von arm->Armut ausgedohnen auf alle adjektivogenen Substantive mit Stammadjektiven auf -m.

fromm -> Frommut
schlimm -> Schlimmut
grimm -> Grimmut
stumm -> Stummut
sittsam -> Sittsamut (evtl. sind alle von -sam abgeleiteten Endungen kakokonsonantisch weiterzuverkürzen auf -must) -> Sittmust.
gram -> Gramut
bequem (hier schlage ich Ablaut vor) -> Bequamut

Das geht auch rückwärts:
Wehmut <- wehm
Edelmut <- edélm
Hochmut <- homch (K, ein homcher Mensch ist wohl schon oft gefallen)
Langmut <- mlang (kako-K, sehr geeignet für Abfassung von buchstabenmaximierten Haiko(u)s)
Kleinmut <- klneim (auch kako-K)
Sanftmut <- smanft.

Was wird hier davon gehalten? fragt

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-08-05, 17:16:00
Zitat von: AmelieZapf in 2006-08-05, 17:03:20
Hallo zusammen,

ich stelle wieder mal ein neues Paradigma vor: die -mut. Nach dem Vorbild von arm->Armut ausgedohnen auf alle adjektivogenen Substantive mit Stammadjektiven auf -m.

fromm -> Frommut
schlimm -> Schlimmut
grimm -> Grimmut
stumm -> Stummut
sittsam -> Sittsamut (evtl. sind alle von -sam abgeleiteten Endungen kakokonsonantisch weiterzuverkürzen auf -must) -> Sittmust.
gram -> Gramut
bequem (hier schlage ich Ablaut vor) -> Bequamut

Das geht auch rückwärts:
Wehmut <- wehm
Edelmut <- edélm
Hochmut <- homch (K, ein homcher Mensch ist wohl schon oft gefallen)
Langmut <- mlang (kako-K, sehr geeignet für Abfassung von buchstabenmaximierten Haiko(u)s)
Kleinmut <- klneim (auch kako-K)
Sanftmut <- smanft.

Was wird hier davon gehalten? fragt

Amy
Während der erste Teil überzeugt, stellen sich mir beim zweiten Fragen. Zuerst die, worauf die Wortbildung "Armut" eigentlich beruht. Ist das eine Zusammenziehung von "Arm-mut"? Warum aber das weibliche Geschlecht?

Falls es eine solche Zusammenziehung ist, wäre natürlich aus Sanftmut nichts anderes als "sanft" [eben nicht] zurückzubilden.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-08-05, 18:13:54
Zitat von: Agricola in 2006-08-05, 17:16:00Während der erste Teil überzeugt, stellen sich mir beim zweiten Fragen. Zuerst die, worauf die Wortbildung "Armut" eigentlich beruht. Ist das eine Zusammenziehung von "Arm-mut"? Warum aber das weibliche Geschlecht?

Auch die Grimms stellen sich solche(n) Fragen:

ZitatARMUT, paupertas, ein wort, dessen bildung und geschlecht manchem bedenken unterliegen. (...) aramuotî = arammuotî schiene zwar dem sinn von muoti nach seltsam, obschon bei N. ausdrücklich armmuotig geschrieben steht; wie wenn das muot hier vollkommen begründet und für arammuotî nur eine ältere, der des goth. armahairtei gleiche bedeutung zu behaupten wäre? dadurch empfienge die bei arm entfaltete annahme, dasz es ursprünglich subjectiv gewesen sein müsse, neuen halt; wie arm mitleidig, erbarmend übertrat in arm pauper, ebenso wurde armmuotî misericordia, erbarmender mut zu paupertas, obgleich nun der sinn von mut zu passen aufhörte. vgl. hernach armütig.

Ganz subjektiv kommen mir neu produzorene Substantive auf -mut nicht so leicht über die Lippen und Finger wie manches andere.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-08-06, 02:36:50
Hallo zusammen,

Zitat von: Agricola in 2006-08-05, 17:16:00Während der erste Teil überzeugt, stellen sich mir beim zweiten Fragen. Zuerst die, worauf die Wortbildung "Armut" eigentlich beruht. Ist das eine Zusammenziehung von "Arm-mut"? Warum aber das weibliche Geschlecht?

Ja wo Armut herkommt, ist mir auch ein Rätsel. Aber sie existiert. Das reicht für Teil 1 -- die seien auch alle Feminina.

Teil 2 bestand auch nur aus Wörtern, die aus Adjektiv plus  "Mut" gebildet wurden. Meine Adjektive sollen auch nicht "sanft", "edel" oder werweißwas ersetzen, sondern sanftmütig, hochmütig, edelmütig etc. pp.

Zitat von: Kilian in 2006-08-05, 18:13:54
Ganz subjektiv kommen mir neu produzorene Substantive auf -mut nicht so leicht über die Lippen und Finger wie manches andere.

Danke für den Grimm. Gewöhnungsbedürftig sind die Muten schon, aber irgendwie schön auch.

Gruß,

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-08-06, 10:35:25
Zitat von: AmelieZapf in 2006-08-06, 02:36:50
Ja wo Armut herkommt, ist mir auch ein Rätsel. Aber sie existiert. Das reicht für Teil 1 -- die seien auch alle Feminina.
Vielleicht ist es auch ein Fall für die Konsonantenwandernlasser? Reichtum > Armtum, dann wegen der unpraktischen Verdoppelung des ms das t nach hinten wandern gelassen und das zweite m ausgespart?
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-08-06, 10:42:21
Hallo Agricola,

Zitat von: Agricola in 2006-08-06, 10:35:25
Vielleicht ist es auch ein Fall für die Konsonantenwandernlasser? Reichtum > Armtum, dann wegen der unpraktischen Verdoppelung des ms das t nach hinten wandern gelassen und das zweite m ausgespart?

dann müßte es aber das Armut heißen.

Grüße,

Amy
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-08-06, 11:46:29
Zitat von: AmelieZapf in 2006-08-06, 10:42:21
Hallo Agricola,

Zitat von: Agricola in 2006-08-06, 10:35:25
Vielleicht ist es auch ein Fall für die Konsonantenwandernlasser? Reichtum > Armtum, dann wegen der unpraktischen Verdoppelung des ms das t nach hinten wandern gelassen und das zweite m ausgespart?

dann müßte es aber das Armut heißen.
Jedenfalls nicht die, aber warum das? -tümer sind zwar meistens Neutra, aber wenn du meinst, dass auch "Reichtum" eines sei, dann begehst du nicht ein, sondern einen Irrtum.
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-08-06, 11:54:23
feminine -müte sind übrigens außer Armut nach canoo.net:
Anmut
Demut
Großmut
Langmut
Mut (was auch immer das sei)
Sanftmut
Schwermut
Wehmut
Titel: Re:NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-09-15, 13:00:20
Hallo zusammen,

als Analogiestork zu legen -> die Lage erbitte ich

fegen -> die Fage
regen -> die Rage :-) (auch Aufrage etc.)

Usw. usf.

Grüße,

Amy
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-09-30, 18:46:23
Hat sich eigentlich schon einmal jemand mit der Bildung von sächlichen Substantiven mit der Vorsilbe Ge- beschäftigt? So zum Beispiel:

schaffen - Geschäft
waschen - Gewäsch
haben - Gehabe
bauen - Gebäude
gebieten - Gebiet
bieten - Gebot
bilden - Gebilde
brechen - Gebrechen
decken - Gedeck
dichten - Gedicht
fühlen - Gefühl
fallen - Gefälle
fassen - Gefäß
fechten - Gefecht
fummeln - Gefummel
halten - Gehalt
hängen - Gehänge
hausen - Gehäuse
hegen - Gehege
hören - Gehör
liegen - Gelage
legen - Gelege
leiten - Geleit
geloben - Gelübde
malen - Gemälde
packen - Gepäck
prägen - Gepräge
rauschen - Geräusch
richten (oder rechten) - Gericht
rinnen - Gerinnsel
sitzen - Gesäß
setzen - Gesetz
schicken (?) - Geschick
schlichten - Geschlecht
schmecken - Geschmack
schöpfen - Geschöpf
schießen - Geschoss
schützen - Geschütz
schwatzen - Geschwätz
sehen - Gesicht
spannen - Gespann
sprechen - Gespräch
tosen - Getöse
trinken - Getränk
treiben - Getriebe
tun - Getue
wachsen - Gewächs
walten - Gewalt
winden (?) - Gewand, aber auch Gewinde
wiegen - Gewicht
wissen - Gewissen
wettern - Gewitter

und viele andere. Die möglichen Neubildungen auf dieser Basis sind so unbegrenzt, dass ich gar nichts vorschlagen möchte, obwohl ich in der Wortbildung noch keine strenge Systematik erkenne. Vielleicht gibt es auch (je nach Bedeutung der Substantivierung) verschiedene Ableitungstypen? Interessant scheint mit aber jedenfalls, aus anderen Wörtern mit Ge- Verben zurückzubilden:

Gehirn - hernen (scharf nachdenken), hirnt, harn, härne, hirn!, gehornen (oder auch "gehörnt"). Herndrang und Harndrang sollten allerdings auseinandergehalten werden.
Gehörn - hornen (das Wachsen der Hörner), hörnt, hurn, hürne, hörn!, gehurnen
Gebälk - belken (mit Balken stabilisieren), bilkt, balk, bülke, bilk!, gebolken
Gebirge - biergen (bergig werden), borg, börge, gebirgen
Gedärm - dermen (den Körper kreuz und quer durchziehen), dirmt, darm, dürme, dirm!, gedormen
Gedöns - däänsen, dååns, döönse, gedunsen
Gefieder - fiedern (mit Federn versehen), fard, färde, geforden
Geflügel - flügeln (mit Flügeln ausstatten), flolg, flölge, geflolgen
Gehöft - hofen (ein Gelände einfassen), höft, huf, hüfe, höf(e)!, gehofen
Gehölz - holzen (kreuz und quer durcheinander wachsen), hölzt, hulz, hülze, hölz, geholzen
Gehrock - hrocken (sich altertümlich kleiden), hruck, hrucken (das Substantiv ist korrekterweise sächlich zu verwenden)
Gel - ln (sich zäh verschmieren), ll, lle, geln
oder, für Menschen mit Ausspracheschwierigkeiten, in gleichem Bedäut:
Gelee - leen, laa, lääe, geleen
Gelände - lenden (sich erstrecken), land, lände, gelanden
Geländer - lendern (sich an einem Gang entlang erstrecken), larnd, lärnde, gelarnden
Gelblicht - lblechen (haarscharf einem Zusammenstoß entgehen), lblicht, lbloch, lblöche, lblochen
Geld - ldn (in der Hand liegen) lld, llde, geldn
Gemüt - müten (empfinden), mot, möte, gemoten
Gen - n (elementar verursachen, das "Urverb"), nn, nne, gen
Genie - nien (geniale Ideen haben), nong, nönge, genongen
Genus - nesen (seine Geschlechtlichkeit genießen), nos, nöse, genosen
Gerät - räten (eine nützliche Funktion erfüllen), rot, röte, geroten
Gerippe - reppen (abmagern), rippt, rapp, röppe, ripp!, geruppen
Gerücht - ruchten (sich von Mund zu Mund verbreiten), rüchtet, rocht, röchte, gerochten
Gerümpel - rümpeln (ohne Funktion herumstehen), rulmp, rülmpe, gerolmpen
Gerundium - rundien (in spezifischer Weise substantivieren), ie rund, iest rund, it rund, o rund, öe rund, rundge-ien
Geschehen - schehen (sich ereignen, im Gegensatz zu "geschehen" nicht auf einzelne Ereignisse bezogen), schah, schähe, gescheht
Geschirr - scherren (Lebensmittel auf den Tisch bringen), schirrt, scharr, schürre, geschorren
Geschwader - schwädern (deutscher für schwadronieren), schward, schwärde, geschworden
Gesims - semsen (ein Gesims anbringen), simst, sams, sümse, gesomsen
Gesindel - sendeln (herumlungern), silndt, salnd, sälnde, gesolnden
Gespenst - spensten (herumgeistern), spinst, spanst, spünste, gesponsten
Gestade - steden (an die Ufer schlagen der Wellen), stad, städe, gestaden
Gestirn - sternen (am Himmel blinken), stirnt, starn, stürne, gestornen
Gestrüpp - streppen (durcheinanderwachsen, von kleineren als holzenden Pflanzen), strippt, strapp, strüppe, gestroppen
Getreide - treiden (wachsen, von Getreidearten), triedt, tried, triede, getreiden
Getto - tton (sich abgrenzen), ttoe, ttost, ttot, ttu, ttüe, getton

neue etymologische Verbindungen können gezogen werden:
sein - Geist (allerdings "das Ge-ist")
weihen - Geweih (oder ist das die tatsächliche Etymologie?)
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: VerbOrg in 2006-09-30, 19:20:46
Zitat von: Agricola in 2006-09-30, 18:46:23
weihen - Geweih (oder ist das die tatsächliche Etymologie?)
Nein, wenn man den Germazopen glauben darf, stammt's vom Verb wîgen ab.

Das bedeutet, laut dieser netten Seite (http://etext.virginia.edu/cgi-local/german/frames.pl?script=browse-dicts.pl&file=LEX&part=LW03041):
Zitatwîgen  stv. II. (IV.649a) streiten, kämpfen. an wîgen, kriegerisch angreifen:
wil jener disen an wîgen, sô sol sîn geselle daß undervarn, und mag erß niht undervarn, sô sol er im helfen Mw. 59,6 (1255). wan in vil sêre an wîget sünden gelust mit kampfe Msh. 2,193c. vgl. an weigen. — mit ge- (nachtr.). gt. veihan, vgl. Fick2 873 u. wîhen 1;

Aber so mancher Hirsch ist vielleicht schon bei der Wielb zu höheren Weihen gelangt, indem er einen Nebenbuhler mittels Geweih in die Wüste schak...
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-09-30, 19:29:57
... und mancher Jäger hat seine Wände den Geweihen gewiehen ...
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-10-01, 13:18:50
Klasse! *applaudiert*

Zitat von: Agricola in 2006-09-30, 18:46:23Die möglichen Neubildungen auf dieser Basis sind so unbegrenzt, dass ich gar nichts vorschlagen möchte

Stimmt, und es funktioniert auch mit Substantiven. Donald Duck spielt einmal Ritter und bedroht sein Sitzmöbel mit einem Holzschwert: "Schweig, aufsässiges Gestühl!" Und man kennt das Gewürm. Beides kann man natürlich umdeuten:

Gestühl - stuhlen (so zusammenschreinern, dass es zum Draufsitzen taugt)

wurmen - Gewürm (Gesamtheit dessen, was an der Seele nagt)
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-10-02, 15:16:10
Hier noch eine seltene Ableitungsform:

melken - die Milch (= das Gemolkene)

ein Unikat? Jedenfalls lässt es sich verallgemeinern:

welken - die Wilch (= das Gewolkene)
merken - die Mirch (= das Gemorkene)
werken - die Wirch (= das Geworkene)
schenken - die Schinch (= das Geschonkene)
denken - die Dinch (= das Gedachte)
einrenken - die Einrinch (= das Eingeronkene)
henken - die Hinch (= die Gehonkenen)
kränken - die Krinch (= die Gekronkenen)
lenken - die Linch (= das Gelonkene)
tränken - die Trinch (= das Getronkene)
senken - die Sinch (= das Gesonkene)
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: AmelieZapf in 2006-10-02, 21:02:45
Hallo Agricola,

Zitat von: Agricola in 2006-10-02, 15:16:10
schenken - die Schinch (= das Geschonkene)
einrenken - die Einrinch (= das Eingeronkene)
henken - die Hinch (= die Gehonkenen)
kränken - die Krinch (= die Gekronkenen)
lenken - die Linch (= das Gelonkene)
tränken - die Trinch (= das Getronkene)
senken - die Sinch (= das Gesonkene)

das heißt doch: das Geschachte, Eingerachte, Gelachte, Getrachte, Gesachte, resp. die Gehachten und Gekrachten!

Grüße,

Amy
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Berthold in 2006-10-11, 12:51:17
Ich glaube, das Paradigma kekünne sich hier irgendwo schon verbergen - aber auch all die Wörter?

Ausgang: malen - Gemälde

(sich) aalen - Geälde
mahlen - Gemählde (=alle Gemahlene, Brote wie Mehlspeisen)
prahlen - Geprählde
strahlen - Gestrählde
zahlen - Gezählde

Aber auch:
holen - Gehölde (=das Gebrachte)
versohlen - Versöhlde

buhlen - Gebühlde
spulen - Gespülde
suhlen - Gesühlde

Ein paar Mustersätze:

All dies Geälde und Gebühlde auf den Stränden von Mykonos: entzückend!
Der Schuster zum Kunden: Was für ein großes Gehölde haben sie da? Der Kunde: Fünf Paar Schuhe zwecks Besöhlde. (Er ist mit Gestrählde beim Gezählde.)
Oftes Gesühlde hält die Sau gesund.
Die Bäck(er)in mit Geprählde: Des Gemähldes gibt's hier hundert Sorten!
Sie litt unter beidem: Bandwurms Gebände & Spulwurms Gespülde.

Ferner (Ich kann's nicht mehr ausführen, weil ich nach Lunz am See reisen muß):
jagen - das Gejaid(e)

...
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-10-11, 13:22:45
Ich frage mich aber, da ich zwischen der Malerei und dem Gemälde einen Unterschied erkenne, worin sich Geäälde und Gebühlde von der Aalerei und Buhlerei unterscheiden.

Wovon abgeleitet ist Halde, Mulde, Dolde, Gilde, Tilde?

Natürlich gibt es entsprechende Bildungen auch mit r-Wörtern:
gebaren - Gebärde
beschweren - Beschwerde
begehren - Begierde
zieren - Zierde

Wovon aber abgeleitet sind: Behörde, Erde, Hürde, Horde, Würde, Garde, Barde, Herde, Förde, Milliarde?
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Kilian in 2006-10-11, 19:33:45
Zitat von: AmelieZapf in 2006-10-02, 21:02:45das heißt doch: das Geschachte, Eingerachte, Gelachte, Getrachte, Gesachte, resp. die Gehachten und Gekrachten!

Een krachtige vervoeging!
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Berthold in 2006-10-16, 13:02:41
Zitat von: Agricola in 2006-10-11, 13:22:45
Ich frage mich aber, da ich zwischen der Malerei und dem Gemälde einen Unterschied erkenne, worin sich Geäälde und Gebühlde von der Aalerei und Buhlerei unterscheiden.

Ich süge - und schreibe - einmal, vorsachgt, die Aalerei kekünne die Gesamtheit sich aalenden, räkelnden Komfortverhaltens sein. Das Geälde kekünne ein Einzelwerk davon sein (ein Einzelwerk der Aalerei), das vielleicht eine gewisse Dauer und Abgeschlossenheit hinter sich hat und das erst mit 'All das Geälde' verallgemeinerungsfähig ist. Ebenso geht's beim Gebühlde.

Die mittelhochdeutsche 'jaget' hat neben sich die kontrahor'ne Form 'jeit' (aber auch 'jacht'). Wäre also bei klagen nicht nur das 'Geklaide' denkbar, sondern auch die 'Klaid' oder gar die 'Klacht'.
Ich schreibe das Folgende her, ohne mir (vielleicht nur vorerst) groß Gedanken zu machen, was für Unterschiede denn zwischen Fragerei, Gefraide, Fraid - und Fra(a)cht sein kekünnen. Die Fraid ist sacharchl eleganter als die Fragerei. Froychl entstünden ein paar Homo-Tauto-Dingsbumse. 

behagen - Behaid(e) - Behaid - Behacht (besser wohl: Behaacht, weil's ja ein langes a ist; vgl. aber 'Tracht'.)
fragen - Gefraid(e) - Fraid - Fra(a)cht
klagen - Geklaid(e) - Klaid - Kla(a)cht
sagen - Gesaid(e) - Said - Sa(a)cht
schlagen - Geschlaid(e) - Schlaid - Schlacht (die's ja gibt; denkbar wäre auch Schlaacht)
tragen - Getraid(e) - Traid - Tracht (denkbar wäre auch Traacht)
wagen - Gewaid(e) - Waid - Wa(a)cht
zagen - Gezaid(e) - Zaid - Geza(a)cht
Aus der Architektur ist auch '(aus)kragen' bekannt. Als Nebenform zu 'prangen' wäre wahrschoychln 'pragen' mochlg. Das zu 'Fracht' Gehogre aus dem 'Pfeifer' abzuschreiben, dazu mangelt's mir an Zeit.

 
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-10-16, 13:22:58
Zitat von: Berthold in 2006-10-16, 13:02:41
behagen - Behaid(e) - Behaid - Behacht (besser wohl: Behaacht, weil's ja ein langes a ist; vgl. aber 'Tracht'.)
fragen - Gefraid(e) - Fraid - Fra(a)cht
klagen - Geklaid(e) - Klaid - Kla(a)cht
sagen - Gesaid(e) - Said - Sa(a)cht
schlagen - Geschlaid(e) - Schlaid - Schlacht (die's ja gibt; denkbar wäre auch Schlaacht)
tragen - Getraid(e) - Traid - Tracht (denkbar wäre auch Traacht)
wagen - Gewaid(e) - Wait - Wa(a)cht
zagen - Gezaid(e) - Zaid - Geza(a)cht
Aus der Architektur ist auch '(aus)kragen' bekannt. Als Nebenform zu 'prangen' wäre wahrschoychln 'pragen' mochlg. Das zu 'Fracht' Gehogre aus dem 'Pfeifer' abzuschreiben, dazu mangelt's mir an Zeit.
Jetzt weiß ich endlich, warum die Arbeit in einer Nachtbar als hart gilt. Insbesondere dürfte dies für Hungertuch-Nachtbars zutreffen.
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Berthold in 2006-10-17, 12:42:12
Schon, aber
"Ich kekunn letztens nicht schlafen. Die ganze Nacht storen mich der Mäuse Genaid und der Heimchen Zirrsal!"
- das geht doch gut - und erinnert noch dazu an das alte Zoologische Institut der Wiener Uni.
Die Wörter sind ja zum Aussuchen gedacht.
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Berthold in 2006-10-18, 12:42:35
Lieber Kilian! Ihr Lieben!

Hamma doch einmal über diese italienischen Suffixe geschrieben, die etwas beispielsweise grob und übel machen, es auf jeden Fall mit einer Bewart, einem Gefühl behängen. Damals harrsch die Moyn, im Deutschen gäb's Vergleichbares nicht.
Nun komme ich aber da zu der selten an Wörter angehangenen Silbe ,-sal', über die wenig Brauchbares zu lesen ist.
Im ,Kluge' etwa steht nur:, -sal, -sel: Suffix zur Bildung von Abstrakta. Variante auf g. -sla-/lô des Instrumentalsuffixes ig. –tlo-. Nicht mehr aktiv.' Punctum. Lieber Kluge, was soll das sein?

Nicht die Rede ist von den üblen Gefühlen, die aus ,dringen' oder ,bedrängen' aufwachsen müssen, damit daraus die Drangsal wird. Keine Erwahn, wie sehr sich die Stamm eintrübt, damit die Trübsal entsteht. Es ist auch noch ein langer Schritt vom Irren & Wirren zum Irrsal & Wirrsal.
Weder gut noch schlecht braucht das Schicksal zu sein. Auf jeden Fall ist es etwas Verhangenes, was nicht gut oder nicht restlos zu beeinflussen ist.
Und dann das – oder die – Labsal. Etwas Schönes, Entspannendes, das vielleicht nach einer längeren verkurksenen Periode eintritt.

Nicht einmal auf ein Genus lassen sich jene Wörter festlegen:
Irrsal: das; Wirrsal: das oder die; Labsal: das, in Österreich auch die; Trübsal: die; Schicksal: das.

Laßt mich analoge Verben heranziehen und auf die Gefühle achten, die dann in den Substantiven stecken!

Zu Wirrsal und Irrsal: Verba flirren, girren, klirren und schwirren

Ein(e) Schwirrsal von Zuckmücken brachte die Lüfte zum Erdröhnen.
Als die Vereinsmitglieder mit den Gläsern anstießen, plug die Klirrsal unsere Ohren.

Zu Drangsal: dingen, gelingen, klingen, (be)schwingen, (ver)schlingen, singen und springen.
Nicht bringen: wegen brachte ...

Es war eine grausame Sangsal sogenannter Volkslieder, mit denen er uns stundenlang sang- und klangsalor.
Das Training der Hochspringerin war eine brutale Sprangsal.
Für den Killer war dieser Auftrag eine Drangsal.
Der Sängerknabe hatte bisher bei allen seinen Soloauftritten nur Gelangsal erloben. Plochltz brach ihm die Stimme. (Arnaldur Indriđason gewomden)
Der Maniker merkt nicht, daß seine Beschwungenheit für den Körper nur Beschwangsal ist.
He du, Fettwanst, das war vielleicht eine Schlangsal an Speisen!

Zu Labsal: graben, haben, schaben, staben und traben

Das Hildebrandslied: welch Stabsal!
Eine Million Euro: ein Habsal!
"Diesmal war's ein Grabsal", beracht die Archaeologin.
Als er heute ein Rubbellos robbolb, erlob er ein Schabsal.

Zu Trübsal: üben
Übsal: z.B. von den Eltern erzwungenes Üben eines Musikinstrumentes. Ist dieses etwa ein Horn, spricht man auch von Übsal blasen.

Zu Schicksal (wobei ich die allermeisten Beispielsätze Euch überlasse): blicken, ficken, flicken kicken, klicken, knicken, nicken, picken, erquicken, schicken, spicken, sticken, ersticken, stricken, ticken und zwicken.

Ein sarkastischer Satz am Ende:
Daß wir uns trafen, war kein Schicksal, es war einfach Ficksal.
     
Herzlichst!
Der Berthold
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2006-10-21, 18:05:12
Mir viel gerade etwas ein, was mit Werben nichts zu tun hat, aber dennoch in den sys-thematischen Nomen-Teil fällt:

Dritt-Teil > Drittel
Viert-Teil > Viertel
usw.

anal geogen (jeweils sächlich oder männlich oganal zum Original):

Hinterteil > Hintertel
Vorteil > Fortel
Nachteil > Nachtel
Gegenteil > Gegentel
Abteil > Abtel (Auch: Das Abtel im Nachtelzug)
Anteil > Antel
Urteil > Urtel
Bestandteil > Bestantel
Fertigteil > Fertigtel
Bauteil > Bautel
Zubehörteil > Zubehörtel
Großteil > Großtel
Kleinteil > Kleintel
Ostteil > Ostel
Westteil > Westel
Satzteil > Satztel
Textteil > Textel
Sportteil > Sportel
Stadtteil > Stattel
Taktteil > Taktel
usw.

Auch: Nachdem das Sieb zerbrochen war, holte er die Siebtel aus der Spüle.

Weiter geht es oganal:

...leid > led
z.B.
Mitleid > Mitled
Beileid > Beiled
usw.

...zeit > ...zet
z.B.
Bestzeit > Beszet
Brotzeit > Brozet
Karenzzeit > Karenzet
usw.

...reich > ...rich
z.B.
Frankreich > Frankrich
Königreich > Königrich
usw.

...sein > ...sen
z.B.
Dasein > Dasen
Anderssein > Andersen
Bewusstsein > Bewusstsein
usw.

Die Liste lässt sich vielfach vervollständigen.
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Berthold in 2006-10-30, 13:34:29
Kleine Erganz zu 'Substantive 2.2. Das Werkzeug' nebst einer orthographischen Rüge:

Ja, ja, der 'Stempel' ist mit dem Suffix für Gerätebezöynche germ. -ila- zu 'stampfen' gebolden. In Erarnn an den 'Stängel' empföhle ich froychl dringend die Schroyb 'Stämpel'. Karsten (in Österreich und wohl auch Bayern: 'Der Karsten ...') tat schon des Mempels (von mampfen - ich schriebe ihn 'Mämpel') Erwahn, dem sich der Pämpel (< pampfen) beigeselle: Kein Mämpel & Pämpel war's, nein: ein Festschmaus. - Ferner frug ich mich zu Eisenach im Türmerstübchen, warum dort zwar des Rauchs & Dämpels (< dampfen) viel produzoren ward, amarillo aber nicht auf seiner Lidl-Mandoline süßen Klämpel (< klampfen) beistiur.
Dies war soeben Gruppe A meiner kleinen Erganz.
Gruppe B ist nach kramen - Krempel > Krämpel gebolden.
   Unter den Malern zahl er zu den ausdrucksschwachen, 'lahmen': ein Lämpel, der kein einziges tolles Gemälde, sondern nur Rämpel (< rahmen) gepalnsen hatte. Auch die Liebe war ihm nie begongen, bloß der eine oder and're Besämpel (< besamen). Zuletzt war er ein armer Vereinsämpel* (< vereinsamen).

Härchlzest!
Der Berthold

*In diesem Wort steckt ein bißchen was anderes als ein Recessus narrativus. In 'Verein(s)' liegt ein kleiner Hinweis, wie aus der üblen Lage, die das Wort suggeriert, auszubrechen wäre. Ich werde mir einen Term. techn. für sowas einfallen lassen.


 

Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2008-06-10, 05:51:07
Beim Nachdenken darüber, was wir in unseren zahlreichen Listen eigentlich so leisten, ging mir auf, dass die Vokabel Liste eine Kimme eines Ableitungsprinzips ist. Das real existierende Mussda (http://verben.texttheater.de/forum/index.php?topic=2380.msg36850#msg36850) für diese Ablitte wäre etwa schneiden — Schnitte. Die so abgelittenen Wörter bezeichnen das greifbare Ergebnis einer Handlung.

leisten - die Liste
leiten - die Litte
reiben - die Rippe
bleiben - die Blippe
meinen - die Minne

usw.
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2008-06-10, 19:54:05
Zitat von: Agricola in 2008-06-10, 05:51:07
Beim Nachdenken darüber, was wir in unseren zahlreichen Listen eigentlich so leisten, ging mir auf, dass die Vokabel Liste eine Kimme eines Ableitungsprinzips ist. Das real existierende Mussda (http://verben.texttheater.de/forum/index.php?topic=2380.msg36850#msg36850) für diese Ablitte wäre etwa schneiden — Schnitte. Die so abgelittenen Wörter bezeichnen das greifbare Ergebnis einer Handlung.

leisten - die Liste
leiten - die Litte
reiben - die Rippe
bleiben - die Blippe
meinen - die Minne

usw.

Konsonantenverhart und Vokalverkurz muss nicht immer sein. Gerade zu (ab)reiben gibt es den Abrieb. Warum stärken, wenn's schon stark ist?

Kieme anstatt Keim ist auch belogen, Kimme ist also überflüssig.
Das Nomen zu leisten hieß früher Leist (daher auch "Schuster bleib bei deinem Leisten"), ebenfalls keine Notwand zur Neubald.
Und den Minnesängern ihre Liebe zu entziehen und zu einfachem "Meinen" zu machen, fände ich auch nicht fair.
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Agricola in 2008-06-11, 04:08:18
Natülr muss es nicht immer sein. Eine bunte Vielfalt sei eine Blippe, die durch neue Ablitten nicht gefuhrden werde!

Das Wort "Liste" habe ich im übrigen nicht selbst erfunden, sondern nur neu erkluren. Es gibt auch von anderen Wörtern mehrere starke Ableitungen nebeneinander: stehen - der Stand - die Stunde usw. Ein Schnitt ist auch etwas anderes als eine Schnitte, obwohl beides ein Produkt des Schneidens ist.

Was die Kieme bedeutet, wenn sie von Keimen abgelitten ist, ist mir nicht geläufig. Mit Kimme meinte ich jedenfalls etwas anderes als einen Keim, nämlich ein schon etwas über die Stufe des Keimes hinausgekommenes Produkt des Keimens.

Das mit der Rippe beruht auf der Erfahrung, dass man bei Personen, denen die Rippen nicht sichtbar aus dem Körper stehen, immerhin durch Reiben die Rippen fühlbar machen kann. Und die Minne braucht sich des Meinens nicht zu schämen. Im Japanischen wird in vielen exzellenten klassischen Dichtungen das Wort 思う (omou, meinen) im Sinne von "Liebe empfinden" gebroochen.
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Fleischers Karsten in 2008-06-12, 20:16:18
Zitat von: Agricola in 2008-06-11, 04:08:18
Was die Kieme bedeutet, wenn sie von Keimen abgelitten ist, ist mir nicht geläufig. Mit Kimme meinte ich jedenfalls etwas anderes als einen Keim, nämlich ein schon etwas über die Stufe des Keimes hinausgekommenes Produkt des Keimens.

Mal wieder die Märchenonkels:

  KIEME, m.? in graskieme: do verdirbt die gersten in der scheiben und scheuszt in die graskiemen. F. ROTH aller christl. hausmütter ABC Erfurt 1589 E. md. nebenform von keim, bestätigt durch 'magudris kyeme' und 'germinare kyemen' in SCHRÖERS voc. v. 1420 (mhd. î ist dort ei); es ist wie nl. kiem. magudris (stengel) stimmt zu keim 3, b.


Zur Kieme des Fisches schreiben sie:


KIEME, f. fischkiefer, md. und nd. (kîm DANNEIL 100b).

1)  es ist gegenwärtig unter den verschiedenen namen, kiefe, kiefer, früher auch kiefel, kiff, kibe, kiwe (kywen, kewen auch HENISCH 1111, ahd. chela, chiwa) der gebräuchlichste; ADELUNG empfahl ihn, weil kiefer zweideutig sei, auch die wissenschaft hat ihn angenommen und weiter gebildet (afterkieme, halskieme, mundkieme, kammkieme u. s. w., s. auch kiemer, kiemig); auch krebse, muscheln haben kiemen. heimisch in md. lande ist es z. b. bei Leipzig. von wbb. gibt es schon im 17. jh. B. FABER, während es noch bei STEINBACH, FRISCH fehlt.

2)  nebenformen, die hier das wort aufklären helfen, sind kimme SCHOTTEL 1344, im gebrauch der Leipz. fischer, bei E. M. ARNDT:

drum, ihr fische, mögt ihr schwimmen
übern Lech und übern Rhein,
einem müssen doch die kimmen
fest an unsern angeln sein.
         ged. 391 (1860 378), 'Beilings tod';

diesen schlag ich durch die kimmen.
         das. --

und sehr merkwürdig kin, das sich zeigt in 'kinlein im fisch, brantia' voc. th. Nürnb. 1482 q 4a, obwol auch kinnlein, kinn gemeint sein kann; s. auch kienwurm. dieser kurze vocal wird nach folg. der ursprüngliche sein, kieme aus kime geworden.

3)  der name stammt, wie die vorhin genannten, aus einer zeit wo man die kiemen als die kauenden kinnbacken der thiere ansah (man nannte sie selbst kinnbacken, s. d. 3), und wie kiefer, kiefe, kiefel eigentlich den kinnbacken bezeichnen, findet sich kieme, genauer kimme im fernsten norden wieder, in isl. kiammi m. kinnbacken (dazu kiamsa die kiefern bewegen, u. a., ia aus kurzem i), das md. nd. wort musz vor alters diese bed. auch gehabt haben. es heiszt isl. altnorw. auch kianni (während schon schwed. beide worte fehlen), und das stimmt ebenso zu dem kin u. 1, genauer zu kinn (s. d.), das selbst auch 'gena' bedeutete und seinerseits eine merkwürdige nebenform kimmel hat. auch kiefe, eig. kife hat so sein seitenstück in altn. kiaptr kinnbacken (sp. 666). zwischen kife und kimme aber vermittelnd im auslaut erscheint kampf fischohr.
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Berthold in 2008-07-29, 01:44:45
Schon lang keine or''ntlichen Beiträge mehr, fasse ich, nachdem ich Guschrimpes überfloŋg habe, zusammen.
Nun, dann schreib ich halt, eine Woche vor Urlaubsschluß, nächtens kurz ans Institut zurückgekrohn, ein paar Zeilen her. Ob die Idee schon besteht, keine Ahnung.
Schade findet es der virspnule Berthold, der Buben Böψt, der Knaben Knüψt (fein mit griechischen Buchstaben gesponck, damit zum Ausdruck komme, hier tut sich was), daß in der Hauptsache die Adjektive, die ja, nach Herrn Clemençau ohnehin zumeist zu vergessen, steigerbar sind.
Dabei wäre es eine innigere Freundschaft, wenn Herr Kilian ünζt Frau Maria einen Ball erümpfen, als wenn's nur der Kilian und die Maria tun - oder gar bloß Kilian & Maria.
Das Steigern eines Hauptwortes (im Vokaldreieck - was zu erklären nun zu nächtlich ist - das nächste Mal) hat noch einen Vorteil. Daß Schreibende wie auch Lesende ein Stückchen ihres Weltbildes bekennen müssen, welchselbige Weltbilder ruhig verschieden sein können.
Denn dem einen wird ein 'Jügerst' ein besonders waidgerechter Mann sein, während er dem anderen nicht viel mehr als ein Meisterschütz ist. Die Steigerung eines Archetypus, jedenfalls & gewissermaßen. Zu 'archetypisch' hänge ich eine Anekdote an. Ansonsten: Fortsatz folgt.

'Einstens, in der Studentenheimzeit, ich würde sogar hinschreiben in der goldenen St.z., saß ich in einem größeren Kreis junger Menschen, und irgend jemand verwendete unser Wort. Halt, rief ich, wißt ihr überhaupt, was das heißt: archetypisch? Wer es weiß, der zahl ich ein, bescheidenes, Nachtmahl. Leichtfertig mit meinem Geld bin ich schon immer gewesen. Doch wo hab ich damals die Autorität hergenommen? - Wenn’s auch später noch Debatten gab, niemand von den Leuten konnte archetypisch korrekt erklären, und Jurko durfte das Geld behalten. - Das sind neuronale Schaltkreise von mythopoietischer Potenz, elektrisch-chemische Energiemodule, die schon vom Reptilienstammhirn weg, durch Schlüsselreize aktiviert, mehr oder minder stereotype Problem- und Handlungsstrukturen erzwingen... war zu hören. Oder, recht ähnlich, daß Archetypen Strukturen (auch ein recht komisches Wort) in archaischen Gehirnteilen wären, die engrammartig vorlägen und ein Dickicht an Problemen aufböten, zwischen denen die allermeisten Menschen noch irgendwann umherirrten (oder, österreichischer, herumirrten).
   Reiner Unsinn, sagte endlich ich, Archetypen, das bezieht sich auf jene Tiere und Menschen, die damals in Noahs Arche... Da konnte jedoch Beatrix G., Rauchfangkehrerstochter aus Zeiselmauer, nicht an sich halten, und sie rief: Aber das ist doch gar nicht wahr! So viel zu archetypisch.'
 

     
Titel: Zweierbeziehungen
Beitrag von: Kilian in 2009-03-14, 19:48:06
Bei der Wortistik (http://blogs.taz.de/wortistik/2009/01/25/mentee/) miech man sich nicht mehr jüngst, aber schon noch jünger Gedanken darüber, wie das Gegenstück zu Mentor heißt. Das Gegenstück zur Endung -or, -end (z.B. in Divisor/Dividend anzutreffen), ist wohl nicht allgemein bekannt und meine Stimme der Vernunft ward nicht gehoren, ging in einer Kommentarflut weit unsinnigerer Vorschläge unter. Nun gibt es weitere Ableitungsmuster für Zweierbeziehungen zwischen Menschen. Eins davon geht pikanterweise ähnlich wie die Verbzeugableitung: Vormund - Mündel.

Entsprechend ist ein Vorbund die mit der Wartung eines Säuglings betraute Person.

Einer, dem jemand vorgesetzt ist, heißt, da baußt die Meis' keinen Faden ab, ein Sessel.

Einen Richter nennt man auch Vorbutt.

Geistig minderbemittelte Menschen, gerade in schwäbischen Dörfern, haben häufig einen Vorsamp, der darauf achtet, dass sie nicht zu tragweite Dummheiten begehen.

Ein einfaches Mitglied eines Arbeitsteams heißt Arbittel.

Die Gesamtheit der Anbieter auf einem Markt nennt man die Vorkliant.
Titel: Re: Linx
Beitrag von: Gryphius in 2010-04-01, 14:32:47
Heute las ich auf "Spiegel online" in einem Leserkommentar zur Causa Mixa folgenden hübschen Satz: Ich denke, die Verlogenheit, Monstranz und Blasphemie der katholischen Kirche sind überdeutlich geworden.

Über die Monstranz [...] der katholischen Kirche habe ich mich zunächst schier wegkringeln wollen, doch dann gab mir dies die Idee ein, auch andere Nomen auf "-osität" entsprechend umzuwandeln und dem Neutschen Wortschatz beizufügen. Warum also in Zukunft nicht sprechen von:

Serianz statt Seriosität
Nervanz statt Nervosität
Viskanz statt Viskosität
Religianz statt Religiosität
Virtuanz statt Virtuosität

Wäre dies eine Idee?

Übrigens klänge es umgekehrt auch sehr lustig, wenn beispielsweise folgendermaßen berichtet würde: Zur Fronleichnamsprozession trug der Pfarrer die Monstrosität voran.
Titel: Re: NOMEN: Systematischer Teil
Beitrag von: Schlendrian von Wegen in 2010-08-21, 03:58:03
Hallo! (Gibt's da nicht auch was Schöneres?)

Nur ein kleiner Hinweis: Im Hessischen gibt es schon "die Kränk". "Du krischst die Kränk", wenn einer sich einfiebert.