'En halve Hahn'

Begonnen von Berthold, 2008-06-12, 12:53:15

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Berthold

Gestern, bei einem Beiselquiz in Wien 8 (Josefstadt) blamor sich unser Team bei der Frage, was denn Rheinländer unter einem 'halve Hahn' verstünden. Ich wußte keine Antwort, irgendwie lag jedoch der Zapfhahn nahe. - Der Thomas und der Martin, zwei hochintelligente junge Herren, tappen denn auch auf ein 'Krügerl Bier', aber das ist zutiefst & von Grund auf falsch.
Warum heißt aber nun ein Roggenbrötchen mit Gouda, vielleicht auch noch Gurkerl, Senf und Zwiebeln 'En halve Hahn'? Wikipedia hat mich nicht recht überzjunk. Am ehesten schien mir noch das mit dem 'Handkäse' für ärmere Menschen zu passen ...

Fleischers Karsten

Laut rrr51 war wohl namensgebend für das Käsebrötchen ein Bierzapfer namens Jakob Hahn (vom Namen "Jakob" kommt übrigens auch die rheinländische Bezinch "Köbes" für Bierzapfer). Ich muss noch mal recherchieren, das ist Internet zu diesem Thema nicht sehr ergiebig.
Karsten

Berthold


Aha. - Schon jetzt besten Dank, lieber Karsten! 

Fleischers Karsten

Wolfgang Möppi Ludwig, der an der Akademie för uns kölsche Sproch studoren hat, beracht mir folgende Etümogeleien über den halven Hahn:

Hallo Karsten,

da gibt es viele Theorien. Drei davon in Wikipedia, die wie folgt beschrieben sind:

Einer Theorie nach ist der Ursprung des Namens, dass ein Kölner Gastwirt dem Gast ein ganzes Roggenbrötchen mit Käse serviert hat. Der Gast soll den Wirt darauf aufmerksam gemacht haben, dass er nur ein halbes Brötchen bestellt habe: ,,Ääver ich will doch bloß ne halve han" (,,aber ich möchte doch bloß ein halbes haben"). Mit der Teilung des Roggenbrötchens gab es dann ein neues Gericht in der rheinischen Küche, eben den halven Hahn. Eine ähnliche Theorie besagt, dass zur Kriegszeit der Käse billig, aber Brot teuer war, weswegen gefragt wurde: ,,kann ich och ne halve han?" womit das Brötchen gemeint war.
Eine andere Theorie besagt, dass es sich beim halven Hahn um ein deftiges Pausenbrot für den Köbes handelt, das eingenommen wird, wenn der Inhalt eines Bierfasses nur noch bis zum Hahn geht.

Nach einer Überlieferung wurde anlässlich einer Hochzeit in einem Wirtshaus ein Hochzeitsessen bestellt, bei dem es halbe Hähnchen für alle geben sollte. Der Bestellende teilte beim Eintreffen der Gesellschaft mit, er habe nicht genug Geld, worauf ihm der Wirt vorrechnete, dass der vorhandene Geldbetrag nur für Käsebrötchen reiche. So gab es anstatt der halben Hähnchen Käsebrötchen, die man von da an "halve Hahn" nannte.

Folgende haben wir in der Akademie för uns Kölsche Sproch gelernt und so steht es auch im offiziellen 3-bändigen Standardwerk der kölschen Sprache (Prof. Dr. Adam Wrede - Neuer Kölsche Sprachschatz (Erstausgabe 1958)):

Die Bezeichnung verdankt ihren Ursprung der humorvollen Täuschung, die ein kölscher Jrielächer (Spaßmacher) im 19. Jahrhundert an seinen Freunden in fröhlicher Runde in einer kölschen Wirtschaft beging, als er jedem einen knusprigen halben Hahn zu spendieren verhieß, aber nach Verständigung mit dem Köbes je ein Röggelchen mit Käse den erwartungsvollen, Genüsse erhoffenden Freunden, auftischen ließ.


Jetzt muss der rrr51 noch mal seine Jakob Hahn Etümogelei rausgraben.
Karsten

Fleischers Karsten

Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-06-24, 21:28:59
Wolfgang Möppi Ludwig, der an der Akademie för uns kölsche Sproch studoren hat...

Der Möppi ist ja sogar bei uns bildhaft zu sehen: der, der hier da so als Publian am Rauchen ist.
Karsten