Grundkurs Neutsch für Anfänger: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. Oktober 2017, 07:24 Uhr

Willkommen zum Grundkurs „Neutsch für Anfänger“! Dieser wird Sie in wenigen leichtfasslichen Lektionen mit den Grundzügen des Nittelhochmeutschen, der Verkehrssprache der GSV, vertruen machen. Schwerpunkte sind die Stärkung schwacher Verben und die Stärkung von Substantiven. Nach erfolgreicher Absolvierung des Kurses sind Sie in der Lage, eigenständig Nittelhochmeutsch zu sprechen und zu schreiben. Viel Spaß!

Der Stork der Verben

1. Verben auf -ieren

Am einfachsten zu stärken sind die auf -ieren endenden Verben. Die starken Formen können Sie im Nittelhochmeutschen ganz einfach nach dem Schema -or / -öre / -oren bilden:

Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Konjunktiv II Imperativ Partizip II
halbieren halbor halböre halboren
konjugieren konjugor konjugöre konjugoren
buchstabieren buchstabor buchstaböre buchstaboren

Stärken Sie nach dem obigen Muster die folgenden Verben:

Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Konjunktiv II Imperativ Partizip II
kollabieren
reservieren
polieren

Lösung

kollabor, kollaböre, kollaboren

reservor, reservöre, reservoren

polor, polöre, poloren

2. Stärkung analog starker Verben

Einen Teil schwacher Verben können Sie sehr einfach analog bereits starker Verben stärken, auf die sie sich reimen. Wollen Sie zum Beispiel die schwachen Verben „gerben“ und „erben“ stärken, bietet sich als Vorbild das starke Verb „werben“ an:

Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Konjunktiv II Imperativ Partizip II
werben wirbt warb würbe wirb geworben
gerben girbt garb gürbe girb gegorben
erben irbt arb ürbe irb georben

Stärken Sie analog passender starker Verben die folgenden:

Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Konjunktiv II Imperativ Partizip II
hehlen
pressen
wecken

Lösung

hiehlt, hahl, hiehle, hiehl, gehohlen (analog stehlen)

prisst, praß, präße, priss, gepressen (analog essen)

wickt, wak, weckte, wick, gewocken (analog schrecken)

3. Freie Stärkung

Beim Betrachten bestehender starker Verben fällt Ihnen sicher auf, dass sich die Vokale in den einzelnen Formen ändern: Im Indikativ Präses und im Imperativ oft zu e, i oder einem Umlaut, im Indikativ Präteritum und im Partizip II oft zu a, o oder u und im Konjunktiv II entsprechend zu ä, ö oder ü. Wenn Sie sich daran orientieren, können Sie auch ohne Analogie ein Verb stärken. Welche Vokale Sie genau verwenden, bleibt Ihnen überlassen – es gibt hier im Neutschen kein Richtig oder Falsch. Zum Beispiel:

Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Konjunktiv II Imperativ Partizip II
bremsen brimst broms brömse brims gebromsen
schlucken schlückt schlock schlöcke schlück geschlocken
stärken stirkt stork störke stirk gestorken

Stärken Sie nach dem obigen Muster die folgenden Verben:

Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Konjunktiv II Imperativ Partizip II
reden
spucken
tanzen

Lösung

Z.B.

reden, riedt, rad, räde, ried, gereden

spucken, spückt, spock, spöcke, spück, gespocken

tanzen, tänzt, tunz, tünze, tänz, getanzen

4. Stärkung mit Konsonantenverschiebung

Bei Verben, bei denen der Infinitiv auf -eln, -ern oder -nen endet, fällt diese ganze Endung in den gestorkenen Formen weg. Der Konsonant l, r oder n bleibt jedoch erhalten und wird an eine andere Stelle verschoben, wo man ihn gut aussprechen kann (normalerweise direkt nach dem Stammvokal). Zum Beispiel:

Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Konjunktiv II Imperativ Partizip II
handeln hilnd holnd hölnde hilnd geholnden
zittern zirtt zortt zörtte zirtt gezortten
wappnen wänppt wonpp wönppe wänpp gewonppen

Stärken Sie nach dem obigen Muster die folgenden Verben:

Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Konjunktiv II Imperativ Partizip II
trocknen
wackeln
wettern

Lösung

Z.B.

trocknen, trönckt, trunck, trüncke, trönck, getroncken

wackeln, wälckt, wolck, wölcke, wälck, gewolcken

wettern, wirtt, wartt, württe, wirtt, gewortten

5. Stärkung mit Tmesis

Mit Vorsilben versehene Verben sind im Deutschen trennbar. D.h. in den finiten Formen wandert die Vorsilbe an eine Position weiter hinten im Satz. So wird z.b. das Verb „absägen“ in dem Satz „Ich säge den Baum ab.“ von seiner Vorsilbe getrennt. Dieses Phänomen nennt man Tmesis (von gr. tmêsis „Abtrennung“). Im Neutschen gibt es zahlreiche Formen der Tmesis, bei denen jedoch nicht nur die tatsächlichen Vorsilben abgetrennt werden, sondern zuweilen willkürlich gewählte Teile des Verbs.

Die im Nittelhochmeutschen beliebteste und einfachste Form der Tmesis können Sie bei dreisilbigen Verben anwenden. Sehen Sie die erste Silbe des Wortes einfach als Vorsilbe an und trennen Sie sie zunächst vom Rest des Verbes. Stärken Sie nun den verbliebenen Teil des Verbes und stellen Sie dann die „Vorsilbe“ nach hinten:

Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Konjunktiv II Imperativ Partizip II
faulenzen linzt faul lonz faul lönze faul linz faul faulgelonzen
heiraten rät hei riet hei riete hei rate hei heigeraten
mutmaßen maßt mut mieß mut mieße mut maße mut mutgemaßen

Stärken Sie nach dem obigen Muster die folgenden Verben:

Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Konjunktiv II Imperativ Partizip II
wallfahren
shanghaien
ohrfeigen

Lösung

fährt wall, fuhr wall, führe wall, fahre wall, wallgefahren

hait shang, hia shang, hiäe shang, haie shang, shanggehiaen

feigt ohr, fieg ohr, fiege ohr, feige ohr, ohrgefiegen


Auch die auf -ieren endenden Verben können leicht mit Tmesis gestärkt werden. Trennen Sie einfach alles vor -ieren ab und stärken Sie -ieren nach dem Muster -or/-öre/-georen:

Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Konjunktiv II Imperativ Partizip II
verlieren iert verl or verl öre verl iere verl verlgeoren
kaschieren iert kasch or kasch öre kasch iere kasch kaschgeoren
konstatieren iert konstat or konstat öre konstat iere konstat konstatgeoren

Stärken Sie nach dem obigen Muster die folgenden Verben:

Infinitiv Indikativ Präsens Indikativ Präteritum Konjunktiv II Imperativ Partizip II
thematisieren
profilieren
negieren

Lösung

iert thematis, or thematis, öre thematis, iere thematis, thematisgeoren

iert profil, or profil, öre profil, iere profil, profilgeoren

iert neg, or neg, öre neg, iere neg, neggeoren

Der Stork der Substantive

Substantive auf -(ier)ung

Blindtext

Substantive auf -ierung

Aktivierung → Aktivur

Halbierung → Halbur

Gentrifizierung → Gentrifizur

Substantive auf -(ig/ich)keit

Bei Substantiven, die auf -(ig/ich)keit enden, hat man im Nitttelhochmeutschen zwei Molge des Storks:

a) Wendigkeit → Wendik

Findigkeit → Findik

b) Fähigkeit → Fah

Müdigkeit → Mud

Möglichkeit → Molg

Substantive auf -heit

Blindtext

Substantive auf -tion

Blindtext

Verneutschung von Adjektiven

Adjektive auf -lich

ähnlich → ahln

ungewöhnlich → ungewohln

Adjektive auf -iziert

kompliziert → komplizoren

Gebrauch des Genitivs

Ein Zeichen für gutes Nittelhochmeutsch ist der starke Gebrauch des Genitivs, insbesondere auch älterer Genitivformen. Zu diesem Behufe hat die GSV die bislang umfangreichste im Netz zu findende Liste von Präpositionen, Adjektiven, Adverbien, Verben und Wendungen [[1]], die mit Genitiv verwendet wurden, werden müssen, sollten oder – namhaften Vorbildern folgend – zumindest dürfen, angelegen.