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Sie befinden sich auf der alten Website der Gesellschaft zur Stärkung der Verben. Den Inhalt dieser Seite finden Sie jetzt in unserem Wiki. Der österreichische Kennjokus – Coniugatio Austriaca Überraschend
kompliziert und mit Sonderformen durchspucken ist der Österreichische
Kennjokus. (Übers Bairische bin ich da zu wenig informiert.) Er betrifft fensterln ist eine Ausnahme - die einmal schon
gestriffnen Verben auf -erln. Es handelt sich sozusagen um
Diminutivformen von Verben. Viele haben einen kinderspralchen Anstrich.
Mit -erln lassen sich in Österreich (eigentlich im Wiener Raum, in
anderen Dialekten kann das Infinitiv-Ende geringfügig verschieden sein:
z.B. elen oder -alen zweisilbig! - in Kärnten und großen
Teilen Tirols) viel mehr Verben verkleinern, etwa wenn von Kindern oder
sogar von kleinen Tieren die Rede ist. Ich habe nur Verben angefohren, die
eine gewisse Verankerung in der Umgangssprache (z.B. bei den
Fronleichnamsumgängen, hihihi!) besitzen. Noch dazu werden einige dieser Verben eigentlich fast nur im Infinitiv
verwendet (zusätzlich z.T. substantivoren) z.B. die uralten Kinderspiele
abfanzgerln [A...], anmäuerln [A-...]
und pfitschigogerln [P...]; ferner äußerln, das sogar
der Große Duden kennt: österreichische Umgangssprache, nur
im Infinitiv gebräuchlich. Seinen Hund auf die Straße führen. [Wohl
eher einen kleineren Hund. Ob man auch mit einem ausgewachsenen
Pitbull-Mastiff äußerln gehen kann?] Seinen Dackel äußerln führen. Weshalb aber
sollen sich diese Verben keinen starken Kennjokus verdienen? Ich äußerle
meinen Bologneser. Die Grundregeln,
paralinguistisch exakt formuloren, sind die folgenden: Initium:
Infinitiv: syllaba ultima cum litteris consonantibus quasi-minuentibus rl
ante n finale Eventus
(Grundvorgänge / Kennjokus): 1) Präteritum, Konjunktiv II, z.T. Indik. Sg.,
2., 3. Pers. u. Imperativ Sg., 2. Pers. beim diphthongierenden Kennjokus (buckelfünferln
folgt ihm z.T.) auch Imp. Pl., 2. Pers.
Circumsessio syllabae primitivae vocalis vel diphthongi cum l ad
sinistram, r ad dextram. (Das r steht hinter dem Vokal der Stammsilbe wie bei stolpern
storlp, das l überspringt diesen Vokal und steht davor) 2)
Participium perfecti: perseverantia litterae r. Progressus litterae
l ad initium verbi aut ad dextram syllabae primae vocalis aut ad
sinistram syllabae primae vocalis (z.B. bei äußerln) Die Sonderregeln werden bei den entsprechenden Verben angefohren. abfanzgerln
(Fangen spielen) fanzgerle ab flärnzgest
[brutal: flärnzgst]
ab flärnzgt
ab flernzg
ab! [orthographische, keine echte Entrundung erotunditas falsa]
flurnzg
ab flürnzge
ab alb gefarnzgen
[Intrusio litterae consonantis l in syllabam primam: ab > alb]
anmäuerln (altes
Kinderspiel) mäuerle an mleirest an [brutal: mleirst]
mleir[e]t - mleire an! [mleir!] [die letzten drei Formen zeigen Entrundung
äu > ei cum erunditate: auch bei äußerln]
mlor an mlöre an - angelmoren (sich) aufmascherln (sich übertrieben kleiden, sich aufdonnern) mascherle (mich) auf mlärsch[s]t auf mlärscht auf mlursch auf mlürsche auf aulfgemarschen [Intrusio litterae consonantis l in syllabam primam: auf > aulf] äußerln äußerle leireßt [leirßt] leirßt leirß! lorß lörße gleorßen [Intrusio litterae consonantis l in syllabam primam: ge > gle; amplificatio syllabae primae ge; auch beim folgenden Verb] brunzerln (nach
Harn riechen eher bei Kindern; doch der schlimmste Schlafsaal in einem
bekannten Wiener Obdachlosenasyl heißt, glaub ich, Brunzerlzimmer)
brunzerle brlürnz[es]t brlürnzt brlürnz! brlornz
brlörnze gelbrornzen [hier klingt das
Gelb des Harnes an; insgesamt hat der Kennjokus, dem üblen Geruch
nach, den das Verb verströmt, kakokonsonantische
Anklänge vgl. z.B. krlätte] buckelfünferln
(Verharmlosung von am/im Arsch lecken) fünferle buckel
flurnfst buckel [diphthongierender Kennjokus: praesens viceversum]
flurnft buckel flurnf buckel! flurnft buckel! [Übertragung vom
Singular] fliarnf buckel fliärnfe buckel buckel lεfiurnfen
[Svarabhakti Gleitvokel e (e-haltiger Murmellaut); auch bei täuscherln
und wischerln. Im Wienerischen gibt es auch a-haltige Gleitvokale:
z.B. Floridsdorf (21. Bezirk) > Fαluaritsduaf]
fizikababerln (ärgern)
fizikababerle füzükäblärbst füzükäblärbt füzükäblärb!
[letzte drei Formen: cum rotunditate (Rundung) i > ü] fazakublurb
fäzäküblürbe fuzukalbarben [Coniugatio duplex gemina; fast
noch ärger als bei ärgern, oder?] kackerln (kacken
bei Kleinkindern) kackerle klärckst klärckt klärck!
[ein ziemlich harter Befehl] klurck klürcke - gelkarcken plauscherln (kurz
und vertraut miteinander reden) [Selbstverstalnd verzichte ich auf das
antisemitische mauscherln.] plauscherle plälürsch[e]st
plälürscht plälürsch! [letzte drei Formen: cum disiectione
Aufsprengung diphthongi et inclusione litterae l] plolorsch
plölörsche [letzte zwei Formen: cum duplicatione syllabae primitivae
vocalis et inclusione litterae l] - gelporschen
pfitschigogerln
(eine Art Tischfußball mit zwei (z.B., früher) Schillingen als
Mannschaft und einem Zehnerl als Ball. Wird z.B. auf Schultischen
mit durch tiefe Furchen markierten Toren gespielt. Auf der Allgemeinen
Zoologie gab es eine Pfitschi-Lade mit ausgesägten Toren. Die
Schillinge hatten phantasievoll gestaltene, aufgeklebte Dressen)
pfitschigogerle pfütschüglörgst - pfütschüglörgt pfütschüglörg!
[letzte drei Formen: mit Rundung] pfatschaglarg pfätschäglärge
pfutschulgorgen [Hier klingt das irgendwie verbotene, Tische
beschädigende, Schulspiel an. / Coniugatio triplex] täuscherln (ein
kleines Tauschgeschäft durchführen) täuscherle tleirsch[e]st
tleirscht tleirsch! [letzte drei Formen: Entrundung äu > ei]
tlorsch tlörsche lεtorschen
[mit e-haltigem Gleitvokal; statt ltorschen]
verhätscherln
(ein Kind verwöhnen, verzärteln, für überlange Zeit infantilisieren)
verhätscherle verhlärtsch[e]st verhlärtscht verhlärtsch!
verhlartsch verhlärtsche [oder: verhlörtsche, wegen
Verwechslungsmöglichkeiten mit einigen Indikativ-Praesens-Singular-Formen]
verl gehortschen [Hier und beim P.P. des folgenden Wortes klingt
Kaiser Ferdinand I. von Österreich an; F. Der Gütige galt als dümmlich,
abgedankt im Revolutionsjahr 1848] verscheißerln (ähnlich
dem vorigen, noch schärfer) verscheißerle verschleirßt
verschleirßt verschleirß! verschlirß verschlirße verl
geschirßen [ein proletarisch-studentischer Wunsch 1848] wischerln
(urinieren nicht nur bei Kindern) wlürsch[e]st wlürscht
wlürsch! [letzte drei Formen: Rundung] wlarsch wlärsche [beide
irgendwie paradox] lεwurschen [e-haltiger
Gleitvokal]
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